Drei Engel für Armand
zweite Wasserladung klatschte auf den Wolf. Es war offensichtlich, dass das Wasser den Dämon ärgerte, wirklichen Schaden schien es jedoch nicht anzurichten. Ebenso wenig das Messer, das dem Wasser hinterherflog und sich in den Hals des Wolfs bohrte. Er schnappte nach dem Heft, kam aber mit der Schnauze nicht heran. Mit einem wütenden Knurren duckte er sich und sprang auf Danielle zu.
Talia war schneller, packte Danielle am Handgelenk und schleuderte sie auf den Baum zu. Im Fallen sah Danielle, wie Talia sich aus der Bahn des Dämons drehte und dem brennenden Rachen um Haaresbreite entging. Der Chirka rutschte durch den Schlamm, wo Danielle eben noch gestanden hatte; Matsch spritzte durch die Gegend, als er um die Balance kämpfte.
»Ein bisschen Zauberei wäre ungefähr jetzt ganz nett!«, rief Talia.
»Wie, ist dir endlich etwas untergekommen, was sich keine Unterwürfigkeit von dir einknüppeln lässt?« Schnee kniete am Rand des Kreises. Die Haselwurzeln waren wieder in den Boden zurückgewichen und Danielle konnte sehen, wie der Frost durch die Erde kroch. »Danielle, der Zauberspruch ist fertig. Lock den Chirka in den Kreis!«
»Werde ich dann nicht auch gefangen sein?«, rief Danielle.
»Hoppla!« Ihre Spiegel leuchteten auf und arrangierten hastig einige Glyphen neu. »Tschuldigung!«
Der Wolf fletschte die Zähne und pirschte auf den Baum zu, wo Danielle stand. Geiferfäden baumelten von seinen Lefzen. Ein paarmal stürzte er vor und schnappte zu und zerfetzte Äste mit seinen Zähnen, aber jedes Mal zog er sich zurück, bevor er Danielle erreichte.
Danielle drückte sich dichter an den Baum. Der Geruch nach verbranntem Holz trieb ihr die Tränen in die Augen und jedes Mal, wenn ein weiterer Ast zerbrach, zuckte sie zusammen.
Der Wolf war zwischen ihr und dem Kreis, aber solang sie hierblieb, umgeben von den Ästen ihrer Mutter, schien es ihm zu widerstreben anzugreifen.
Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf Schnee. Er sprang an Talia vorbei und stieß sie an den Zaun zurück, bevor er in gewaltigen Sätzen um den Kreis herumsprang. Schnee schrie überrascht auf und bewegte sich zur Seite und versuchte, den Spruch zwischen sich und dem Wolf zu halten.
Der Wolf war zu schnell. Noch ein Satz, und er war nah genug, um sie zu fangen; mit gebleckten Zähnen stürzte er sich auf sie.
Talia rammte dem Wolf ihre Schulter in den Rumpf; der Aufprall trieb ihn auf den Kreis zu. Er kam am Rand auf und war einen Moment lang aus dem Gleichgewicht.
Schnee zog das Bein an und verpasste ihm einen harten Tritt auf die Nase.
Spitze Zähne schlugen sich in den Saum ihres Kleides. Mit einem Ruck seines Kopfs schleuderte der Wolf Schnee in ihren eigenen Kreis, dann taumelte er weg.
»Du wolltest ja seine Aufmerksamkeit«, kommentierte Talia. Ihr Hemd schwelte, wo sie den Dämon getroffen hatte, aber sie schien es nicht zu bemerken. Sie zog ein weiteres Messer und zielte auf seine Kehle. Nicht dass es viel bringen würde – ihr erstes Messer steckte immer noch wirkungslos in seinem Hals.
»Mutter, bitte …«, flüsterte Danielle. Sie wusste nicht, was sie hätte verlangen können. Ein Kleid und gläserne Pantoffel waren eine Sache, aber was konnte sie gegen einen Dämon ausrichten?
Der Wolf sprang. Talia stieß ihm das Messer in die Seite, aber wie schon zuvor nahm er es kaum wahr. Er krachte mit allen vier Pfoten in sie hinein und schleuderte sie wie eine Puppe gegen das Haus. Der Wolf sprang von Talia weg und stürmte auf Danielle zu, so schnell, dass ihr keine Zeit blieb, sich von der Stelle zu rühren. Sie hielt den Atem an und drehte den Kopf zur Seite, als der mächtige, flammende Körper ihr Gesichtsfeld ausfüllte.
Hitze versengte ihr die Haut, doch der Wolf erreichte sie nicht. Verbrannt und kaputt, wie sie waren, hatten sich die letzten verbliebenen Äste des Haselbaums an Danielle vorbeigestreckt, den sich sträubenden Körper des Dämons ergriffen und hielten ihn zurück. Sie konnte seinen Atem riechen, der nach faulen Eiern stank, während weiß glühende Zähne nach ihrer Kehle schnappten.
Danielle stieß dem Wolf ihr Messer in den Rachen. Er biss zu, entwand es ihr und schleuderte es in den Schlamm.
Die Hitze verbrannte ihr die Finger. Mit qualmendem Ärmel wich sie zurück und versuchte sich tiefer in den Schutz des Baumes zu drücken.
Der Wolf kämpfte immer noch. Äste und Blätter begannen aufs Neue zu glimmen, und mit jedem verzweifelten Ruck kam er Danielle näher. Ihre
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