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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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euch Elfenvolk dreht sich alles um die ungeborenen Kinder, ist es nicht so?«
    Sie wandte sich an Schnee und Talia: »Sagt sie die Wahrheit? Wird sie mir dienen, wenn ich den richtigen Weg errate?«
    »Das kannst du nicht machen!«, redete Talia ihr ins Gewissen. »Dein Sohn ist der Thronerbe, Prinzessin!«
    »Sie ist von Elfenblut«, sagte Schnee. »Wenn sie einen Handel eingeht, bleibt ihr keine andere Wahl, als ihn einzuhalten. Trotzdem hat Talia recht: Die Chancen stehen zwei zu eins gegen dich, und du kannst nicht riskieren, dass –«
    Danielle lächelte. »Ich spiele Euer Spiel!« Sie sah, wie Talia entrüstet die Augen schloss, und sogar Schnee schien unsicher zu sein. Aber Danielle machte sich keine Sorgen -nicht dieses Mal.
    »Ausgezeichnet!«, sagte die Alte. »Eine Straße bringt Euch nach Süden. Eine andere beschreibt eine Kurve nach Westen. Die dritte führt Euch nach Norden. Auf einem dieser Wege wartet Euer Freund auf Euch.«
    Danielle wandte sich an Timothy. »Ihr wisst, wo Arlorran sich aufhält?«
    Er nickte.
    »Sagt mir, welcher Weg, und ich werde ihr befehlen, Euch zu dienen – von dem Moment, wo ich antworte, bis zu dem Zeitpunkt, wo wir Elf Stadt verlassen.«
    »Hey!«, rief die Alte. »Das könnt Ihr nicht machen!«
    Der Fuchs begann zu jaulen, ein Laut, der verdächtig nach einem Lachen klang. Langsam lächelte auch Timothy. Er hob seinen Spazierstock und zeigte die Straße hinunter. »Ihr braucht den südlichen Weg, der Euch zum Ersten Wald führen wird. An den meisten Abenden werdet ihr Arlorran in einer Schenke finden, die ›Die beschwipste Eiche‹ heißt. Ihr könnt sie nicht verfehlen.«
    Die Sonne der Königin war praktisch schon verschwunden, als sie die Gabelung erreichten, die die Alte beschrieben hatte.
    »Sie haben uns ja gesagt, dass die Straße sich verzweigen würde«, meinte Schnee.
    Talia rollte mit den Augen. »Etwas präziser hätten sie sich schon ausdrücken dürfen!«
    Die ursprüngliche Straße verlief in einem Bogen nach Westen. Der nördliche Weg verschwand in einem von Steinen umringten Erdloch. Und die südliche Abzweigung, diejenige, die sie laut Timothy nehmen mussten, stieg in die Bäume an.
    Uralte Eichen standen zu beiden Seiten der Straße. Dort, wo die Straße wie eine Brücke den Erdboden verließ, wanden sich die Wurzeln um ihre Ränder. Die Straße selbst war so dick wie Danielles Hand. Etwas weiter weg wuchsen die Bäume wie Säulen unter der Straße und trugen sie immer höher, bis sie nicht mehr viel mehr als ein smaragdgrüner Faden inmitten der Blätter war, der auf beiden Seiten wie ein Geländer von Ästen eingefasst wurde. Danielle konnte sehen, wie das ganze Ding leicht im Wind schaukelte.
    »Zwei Sonnen sorgen für ein gesundes Wachstum«, kommentierte Schnee.
    Talia ging bereits die Straße hoch. Danielle behielt die linke Hand auf dem Heft ihres Schwertes, als sie ihr folgte. Sowohl das Holz als auch das Glas fühlten sich warm an. Ein Schwert würde ihr wenig nützen gegen die Gefahren Elfstadts, aber schon die bloße Berührung spendete ihr Trost. »Bitte pass auf Armand auf!«, flüsterte sie und fragte sich, ob ihre Mutter sie noch hören konnte. »Gib auf ihn acht, damit ihm nichts zustößt, bis wir bei ihm sind!«

Die Straße hatte sie mittlerweile in die oberen Äste geführt. Blätter umgaben sie, sodass sie durch einen Tunnel aus Grün gingen. Trotz des Anstiegs merkte Danielle, wie sie immer noch vorwärtsstolperte, als ob sie bergabginge. Ihre Knie und Oberschenkel begannen zu schmerzen.
    Irgendwann stießen sie durch die oberen Äste und erreichten die eigentlichen Baumwipfel. Danielle hielt den Atem an: Das Laub zu beiden Seiten war ein raschelndes Meer unter den Sternen. Flackernde bunte Lichter hüpften in der Ferne durch die Bäume. Hier und da brachen ein paar Ausreißeräste durch das Blätterdach und reckten sich sogar noch höher. Hinter ihnen krümmte sich die dunkle Form der Hecke in einem großen Bogen in beide Richtungen. Orange Lagerfeuer zeigten, wo das Goblinlager lag, wo die Obstbäume bloß jämmerliche, geschrumpfte Schatten des Waldes waren, der Danielle jetzt umgab. Auf der anderen Seite, in der Ferne, konnte sie gerade noch die Schnörkeltürme des Schlosses der Königin ausmachen, ebenso wie die dunklen Schatten desjenigen des Königs.
    »Wie groß ist dieser Ort?«, wisperte sie.
    »Die letzte offizielle Volkszählung ergab eine Elfeneinwohnerzahl von knapp über dreißigtausend«, antwortete Schnee.

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