Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
zu entspannen. Sie konnte den Boden unten sehen, der mit alten Blütenblättern und Eicheln übersät war. Schnee ging bereits zur Seite und wischte sich den Schmutz von den Hosenbeinen.
    Talia zog kurz und heftig an und brachte Danielle damit aus dem Gleichgewicht. Ihr stockte der Atem, als sie in das Loch fiel, aber Talia ließ nicht los. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihre Schultern, als sie einen Moment lang in der Luft hing, und dann lockerte Talia den Griff.
    Danielles Beine versagten und sie rollte so hart auf den Rücken, dass sie sich ein paar blaue Flecke einhandelte. Talia sprang ihr nach, landete in geduckter Haltung, drehte sich um und inspizierte die Lokalität. Sie seufzte und half Danielle auf die Beine.
    Das also war eine Koboldkneipe. Es gab weder Tische noch Bardamen, die sich durch die Menge schlängelten. Der Raum war annähernd zylindrisch und ungefähr so groß wie ihr Schlafzimmer daheim im Palast. Kleinere Öffnungen waren über die Wände verstreut; aus den Wänden selbst ragten in jeder Höhe Bänke heraus, andere zogen kreuz und quer durch den Raum. Die größte Bank hielt vor Danielles Gesicht an; ein kleiner Mann saß auf ihr und wippte ungeduldig mit dem Fuß.
    »Habt ihr Euch verlaufen?«, fragte er. Hauchdünne Flügel zitterten und verströmten grünes Licht und Funken, die verschwanden, bevor sie den Boden berührten. Er war barfuß und trug eine weite braune Hose und ein Oberteil, das ein X über seiner Brust bildete und dann zwischen seinen Flügeln verschwand. Grüne Haare standen wie Löwenzahn von seinem Kopf ab.
    Danielle schaute um sich. Die meisten Kobolde im Raum beobachteten sie. Ihre neugierigen Blicke ließen Erinnerungen an ihr erstes Mal im Palast wach werden: Ungeachtet ihrer prunkvollen Kleider hatte sie das Gefühl, dass jeder auf dem Ball ihre Verkleidung durchschauen und das Lumpen tragende, schmutzbedeckte Mädchen sehen konnte, das sie wirklich war.
    Wie sie es in jener Nacht getan hatte, packte Danielle auch jetzt dieses Gefühl der Unsicherheit und brachte es mit Gewalt zum Schweigen. Sie sah dem Kobold in die Augen und sagte: »Das kommt drauf an. Ist das die Beschwipste Eiche?«
    Eine raupenartige Augenbraue hob sich ein wenig. »Aber sicher doch.«
    »Dann haben wir uns nicht verlaufen.«
    Talia räusperte sich. »Gibt’s hier was zu trinken, was nicht in einem Fingerhut serviert wird?«
    Der Kobold kicherte. »Mädchen, ich hab einen Löwenmaulmet, der dir nach einem einzigen Schluck Flügel auf dem Rücken wachsen lässt! Nimmst du zwei, meinst du, du wärst die Elfenkönigin! Vorausgesetzt natürlich, dein Menschenblut wird mit einem Elfendrink fertig, heißt das.«
    Talia erwiderte sein Lächeln und setzte zu einer Entgegnung an, doch Schnee ergriff ihren Arm und sagte: »Der Prinz, erinnerst du dich?«
    Talia seufzte. »Wir sind auf der Suche nach einem Gnom namens Arlorran. Ist er hier?«
    Wortlos drehte sich der Kobold um und zeigte auf eine der oberen Bänke. In der Nähe der Decke, wo die Kneipe am dunkelsten war, saß ein Gnom. Er überragte die Kobolde, obwohl er bestenfalls halb so groß wie Danielle war. Bis auf eine flache blaue Kappe, die über sein rechtes Auge herabhing, war er ganz in Rot gekleidet. Sein weißer Bart war um die Lippen herum gelb verfärbt, entweder vom Trinken oder von der Meerschaumpfeife, die er rauchte. Zu beiden Seiten von ihm saßen zwei Koboldfrauen und nippten an ihren Getränken.
    »Wie kommen wir da …?« Danielles Stimme verlor sich. Talia kletterte bereits auf den Gnom zu und benutzte dabei die Bänke, um sich hochzuziehen. Danielle bemühte sich redlich, ihr zu folgen. Die Bänke waren mehr als breit genug, kreuzten sich aber in so willkürlichen Winkeln, dass sie sich verbiegen und verdrehen musste, um von einer zur nächsten zu kommen. Sie tat ihr Möglichstes, die Kobolde und Koboldinnen zu ignorieren, die ihr mit offenkundiger Belustigung zusahen.
    Ein Kobold, der ein fröhliches blaues Licht verströmte, beugte sich zu einem Freund hinüber und sagte: »Die nächste Runde geht auf mich, wenn sie es schafft, ohne runterzufallen!«
    Arlorran schien sie bisher nicht bemerkt zu haben. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den beiden Koboldinnen. »Lass es dir gesagt sein, Mädchen!«, redete er auf die zu seiner Linken ein, deren Augen hellgelb leuchteten. »Tust du dich erst mal an ’nem Gnom erlaben, willst du nie mehr einen andern haben!«
    Leicht schwankend beugte er sich zu der Koboldin hinüber und

Weitere Kostenlose Bücher