Drei Engel für Armand
euch acht!«
»Das werden wir.« Der Spiegel zitterte, und gleich darauf sah Danielle ihr eigenes Spiegelbild. Sie gab Schnee das Halsband zurück und rutschte ans Ende der Bank. Ein Kobold flatterte aus dem Weg, als sie sich auf eine andere Bank herunterließ.
»Wo gehst du hin?«, fragte Talia.
»Ihn umstimmen.« Danielle hüpfte zu der Bank hinunter, die auch Arlorran genommen hatte, und eilte auf den Gang zu, in dem er verschwunden war. »Er hat jahrhundertelange Erfahrung auf seinem Gebiet, Danielle«, sagte Schnee, während sie ihr nachfolgte. »Wenn er sagt, dass er nicht stark genug ist, die Zaubersprüche deiner Stiefschwestern zu durchbrechen, dann –«
»Er hat schon einmal gelogen!«, hielt Danielle ihr entgegen. »Charlotte und Stacia haben versucht, Armand vor dir zu verstecken, aber sie konnten es nicht. Nicht völlig. Du hast ihm bis Elfstadt nachgespürt, oder etwa nicht?« Tief im Innern wusste sie, dass Schnee wahrscheinlich recht hatte, aber sie konnte nicht einfach aufgeben.
»Ich kenne meine Stiefschwestern, Schnee. Sie sind faul. Besonders Charlotte.« Charlotte, die nicht ein einziges Mal einen Finger krumm gemacht hatte im Haushalt. Als Danielle als Kind einmal eine Woche lang krank und nicht in der Lage gewesen war, sich um die andern zu kümmern, hatte sich Charlotte nicht einmal die Mühe gemacht, ihr eigenes Haar zu kämmen. Das Gewirr war so schlimm gewesen, dass Danielle sich gezwungen gesehen hatte, Teile davon herauszuschneiden, als sie ihre Krankheit endlich verwunden hattet Selbstverständlich war Charlotte nicht zu faul gewesen, Danielle für diese vermeintliche Beleidigung zu schlagen. Sie hatte auch keinerlei Widerstreben erkennen lassen, Stacia so einzuschüchtern, dass diese die Mahlzeiten zubereitete und den Abwasch machte, bis es Danielle wieder gut genug ging, um diese Aufgaben übernehmen zu können. Das war eines der wenigen Male, wo Stacia freundlich zu Danielle gewesen war und ihr Tee und Medizin gebracht hatte, um ihre Genesung zu beschleunigen.
Danielle schob sich durch die Vorhänge in den engen Gang, den Arlorran genommen hatte. Ein frischer Wind kühlte ihr Gesicht und Hände. Als sie aufwärtskroch, wurde der Wind kälter, bis die Dunkelheit sie auf eine simple Holzplattform führte, die aus dem Baum herausragte. Über sich konnte sie sehen, dass ein zweiter Baum über den ersten gefallen war: Das musste der Baum sein, den sie von der Straße aus betreten hatten. Die beiden waren zusammengewachsen, und wo sie sich kreuzten, verschmolzen Äste und Rinde zu einer einzigen Masse. Sie blickte um sich und entdeckte mehrere kleine, hölzerne Außenaborte, die an den Stamm gebaut waren.
Arlorran hatte sich nicht mit den Außenaborten abgegeben. Er stand mit dem Rücken zu Danielle am Rand der Plattform und hielt sich mit einer Hand an einem Seilgeländer fest, während er sich erleichterte.
Er warf einen Blick über die Schulter. »Primitive, stinkende Dinger«, sagte er und zuckte mit der Nase in Richtung der Außenaborte. »Die Kobolde haben sie für uns unglückliche Seelen gebaut, die nicht zu irgendeinem zurückgezogenen Ort flattern und ihr Geschäft erledigen können, wie es die Vögel tun. Die, die nicht zu betrunken zum Fliegen sind, heißt das.« Er zeigte auf eine Pfütze leuchtender grüner Flüssigkeit in der Nähe des Plattformrands.
»Was ist das?«, fragte Danielle.
»Koboldpisse.« Er beendete seine Verrichtung und drehte sich um, noch damit beschäftigt, das Hemd durch den Gürtel zu stopfen.
Die Plattform vibrierte leicht, als Schnee und Talia herauskamen. Schnee legte gerade ihr Halsband wieder an. Keine der Frauen sagte etwas.
Danielle holte tief Luft. »Was kostet es, damit du es versuchst?«
»Ich hab’s euch doch gesagt«, entgegnete Arlorran. »Gegen ein Hexenpaar gibt es nichts –«
»Ich verlange keine Versprechungen«, sagte Danielle. »Ich bitte dich, es zu versuchen. Gold, Juwelen.« Sie blickte in sein gerötetes Gesicht. »Wein. Gewiss hast du noch andere Wünsche über Frauen und ungeborene Kinder hinaus. Nenn mir deinen Preis!«
»Keine Versprechungen?« Arlorran glotzte sie an. »Keine Garantien? Ich versuche es, nichts passiert, und du zahlst meinen Preis? Keine Tricks, keine Beschwerden bei deiner Königin?«
»Ich liebe ihn«, sagte Danielle.
Arlorran schüttelte den Kopf. »Denkst du, die Gesetze der Magie geben auch nur einen Deut auf Liebe, Mädchen? Ich sage dir, jede Hexe, die auch nur ein bisschen was von
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