Drei Engel für Armand
geben«, versprach Danielle. »Nur versuch es!«
Er nickte und wiederholte den Namen. »Jetzt spitzt mir doch die Ohren an und sagt Elb zu mir!«
Danielles Herz begann heftiger zu pochen. »Es hat geklappt?«
Hinter ihnen sagte Charlotte: »Es hat geklappt!« Dann schleuderte ein mächtiger Wind Danielle auf den Rand der Plattform zu.
Kapitel 8
Im Vorwärtstaumeln sah Danielle, wie Talia ihre Peitsche zog. Sie stieß mit der Hüfte gegen das Geländer, versuchte sich zu fangen, aber der Windstoß war zu heftig gewesen.
Die Schnur von Talias Peitsche sirrte und schoss in einem Bogen an Danielles Arm vorbei; sie traf ihren Oberarm, und das Gewicht schlang sich dreimal um ihn herum, ehe es gegen den Bizeps knallte. Der Wind schüttelte Danielles Körper durch und die Peitsche, an der Talia zerrte, grub sich unbarmherzig in ihre Haut. Danielle packte mit einer Hand die Peitschenschnur und umklammerte mit der anderen das Geländer.
»Nein!«, schrie Charlotte. Sie zog ein Messer, hielt es an der Klinge und hob es zum Wurf.
»Charlotte Moors!«, sagte Arlorran.
Charlotte verschwand und erschien neben Arlorran wieder, vier Fuß weiter links. Das Messer wirbelte harmlos über die Plattform und zerfetzte im Herunterfallen Blätter und Zweige.
Der Wind erstarb. Talia zog Danielle vom Rand weg und zückte das Schwert.
Charlotte umklammerte ihre Halskette mit beiden Händen und begann eine Zauberformel zu flüstern, doch in diesem Moment bohrte sich etwas Silbriges in ihren Unterarm. Sie schrie auf und riss sich eine metallene Schneeflocke, etwas kleiner als ihr Handteller, aus dem Fleisch. Von einer der geschliffenen Spitzen tropfte Blut.
Sie versuchte es noch einmal, indem sie die Halskette in die andere Hand nahm, da grub sich Talias Stiefel in ihren Bauch. Charlotte ging zu Boden. Bevor sie sich rühren konnte, packte Talia sie bei der Hand und warf sie mit einem Ruck auf den Bauch. Charlottes Schreie verstummten abrupt, als Talias Schwert ihren Hals berührte.
»Noch ein Angriff, magisch oder nicht-magisch, und du bist tot, bevor du meine Bewegung spürst!«
Charlotte hörte auf, sich zu winden.
»Gib mir deinen Arm!«, verlangte Schnee und kniete sich neben sie. Sie riss Charlottes blutigen Ärmel ab und rollte ihn zu einem Bausch zusammen. »Nie die Klinge aus der Wunde reißen«, murmelte sie. »Damit verschlimmert man nur die Blutung.« Sie presste den provisorischen Verband auf Charlottes Arm. »Danielle, ich habe einen Packen langer, sauberer Tücher in meiner Tasche. Kannst du mir eins davon bringen?«
Danielle war gerade damit fertig geworden, ihren Arm von der Peitsche zu befreien. Neben einem üblen blauen Fleck würden ihr auch ein paar Verbrennungen von der Schnur bleiben, aber das war weitaus besser als die Alternative. Sie warf einen Blick über den Rand und schauderte.
Schnees Tasche stand in der Nähe des Eingangs zur Kneipe, weit weg vom Rand. Danielle kramte darin herum, wühlte sich an Kleidern und Umhängen und Seidenteilen, die sie lieber nicht identifizieren wollte, vorbei, bis sie Schnees medizinische Ausrüstung fand. »Du hast ja wahnsinnig viel Verbandszeug hier drin!«
»Ich reise viel mit Talia.« Schnee fixierte den Stoffbausch mit dem Tuch auf der Wunde und benutzte das Ende, um die Metallschneeflocke vom Blut zu säubern. »Sind sie nicht hübsch? Talia hat letztes Jahr einen Satz für mich angefertigt«, sagte sie. Als kein Blut mehr am Metall haftete, steckte sie die Stahlflocke in eine verborgene Tasche an der Seite ihrer Hose. »Es war ein Geburtstagsgeschenk.«
Mit einer weiteren Binde fesselte Schnee Charlottes Handgelenke. Erst jetzt trat Talia von ihr weg, um ihre fallen gelassene Peitsche wieder an sich zu nehmen. Danielle folgte ihr.
»Danke«, sagte Danielle. »Wenn du mich nicht gefangen hättest –«
»Du hättest mit so was rechnen müssen!« Talia schüttelte den Kopf. »Aber das Gleiche gilt auch für mich.«
»Du kannst sehr gut damit umgehen«, meinte Danielle mit einem Nicken in Richtung der Peitsche.
»Eine Zaraq-Peitsche war das Letzte, was ich sah, bevor ich einschlief, und die erste Waffe, die ich meisterte, nachdem ich aufwachte.« Ein kurzes, bitteres Lachen entschlüpfte ihren Lippen. »Es war ein fehlgeschlagener Attentatsversuch. Meine Eltern taten alles in ihrer Macht Stehende, um mich zu beschützen. Wir hatten Leibwächter und Zauberer, Vorkoster und abgerichtete Wachhunde. Jedes Familienitglied nahm allmorgendlich einen Cocktail aus
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