Drei Engel für Armand
gefürchtet hatte, ihre Mutter gewesen. Danielle kam sich ein bisschen schlecht vor, als sie sah, dass dieselbe Furcht jetzt ihr galt.
Sie kniete neben dem Bett nieder. »Ich verstehe, warum ihr Armand entführen wolltet, aber warum habt ihr den Geist meiner Mutter umgebracht?«
»Du hast meine umgebracht!«
Talia kam näher. »Es ist die Tatsache, dass deine Mutter eine anmaßende, selbstbezogene, machtgierige Irre war, die sie umgebracht hat.«
Langsam sah Charlotte zu Talia hoch. »Das auch.« Sie wandte sich wieder an Danielle. »Möchtest du gern wissen, wie Armand und ich unsere erste gemeinsame Nacht verbracht haben? Er ist ein wirklich leidenschaftlicher Liebhaber, ich hätte das nie vermutet. In der Öffentlichkeit ist sein Auftreten immer so höflich und korrekt.« Sie lächelte.
»Und so geschickt! Offensichtlich hat er schon vor dir reichlich Erfahrungen gesammelt.«
Danielle hatte nicht gemerkt, dass sie ihr Schwert ergriffen hatte, bis sich das Heft in ihren Fingern erwärmte. Sie fing sich gerade noch, bevor sie sprach. Dies war nur eins von Charlottes Spielchen: Mit ihrem Hohn wollte sie ihr eine Reaktion entlocken. Danielle öffnete die Hand, stand auf und trat zurück. »Schnee, was ist mit meinem Sohn? Kannst du über ihn Armand ausfindig machen, jetzt, wo wir in Elfstadt sind?«
Schnee schüttelte den Kopf. »Das habe ich schon versucht. Wo er auch steckt, er ist gut abgeschirmt.«
»Wie sieht es mit Stacia aus?« Danielle blickte Arlorran an. »Kannst du versuchen, sie herbeizurufen? Nun, da Charlotte hilflos ist, ist Stacia vielleicht eher bereit, uns zu Armand zu führen.«
»Sei vorsichtig!«, warnte Charlotte sie. »Dein feiner Prinz hat geschworen, dich zu töten, wenn er dich noch einmal sieht. Er weiß, dass du versuchen wirst, ihn mir wegzunehmen, und er liebt mich zu sehr, um das zuzulassen.«
»Er bemitleidet dich«, erwiderte Danielle. »Es ist nur dein Zauberbann, der ihn so tun lässt, als ob er dich liebte.«
»Liebe, Mitleid, welche Rolle spielt das schon? Er wird dir trotzdem die Kehle durchschneiden, falls du versuchst, ihn zu retten.«
Danielle schüttelte den Kopf. »Armand würde mir nicht wehtun.«
»Vielleicht doch«, meinte Schnee. »Bei einem Liebeszauber wie diesem dreht es sich genauso um Besitz und Eifersucht wie bei echter Zuneigung. Die Vorstellung, Charlotte zu verlieren, könnte ihn zum Mörder werden lassen.«
»Ha!«, triumphierte Charlotte.
»Mit ihm geschlafen hat sie allerdings nicht, was das betrifft lügt sie«, ergänzte Schnee.
»Wie kannst du es wagen!«
Arlorran kicherte. »Du hast recht. Darauf hätte ich auch selbst kommen können!«
Danielle blickte den Gnom fragend an. Sie hatte vermutet, dass Charlotte log, aber wie konnten Arlorran und Schnee sich sicher sein? »Ich verstehe nicht.«
»Deine Stiefschwester ist noch Jungfrau«, erklärte Schnee und klang aufrichtig mitfühlend. »Jungfräulichkeit kann verschiedene Zaubersprüche beeinträchtigen, deshalb lernt man schon früh, die Zeichen zu erkennen. Armes Mädchen!«
»Das ist mir egal!« Charlotte war eine erbärmliche Lügnerin. Unter ihrem Gift konnte Danielle den Schmerz heraushören. »Du wirst ihn jedenfalls nie wiedersehen!«
»Das werden wir noch sehen. Arlorran, versuch Stacia herzurufen!«
Arlorran trat zurück. »Haltet euch bereit! Charlotte ist fuchsteufelswild angekommen; wenn Stacia genauso aufkreuzt, solltet ihr sie lieber packen, bevor sie irgendwelchen Schaden anrichten kann.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Für jedwedes Mobiliar, das hierbei in Trümmer geht, mache ich euch haftbar!«
Danielle zog ihr Schwert. Talia blieb, wo sie war, und richtete ihre eigene Waffe auf Charlottes Kehle. Schnee begab sich auf die andere Seite des Raums und stellte sich neben Arlorran.
»Stacia Moors!«, flüsterte Arlorran. Er kratzte sich durch seine Kappe am Kopf. »Tja, verdammt! Fast hatte ich sie, aber zum Schluss hat sie ihren Schildzauber verstärkt!«
»Wir haben immer noch Charlotte«, tröstete Talia ihn. »Sag uns, wo wir Armand und deine Schwester finden, oder ich übergebe dich der Elfenkönigin!« Sie stieß mit ihrem Schwert nach dem Elfenmal an Charlottes Schulter. »Ich weiß nicht, wie ihr den Troll dazu überredet habt, euch zu helfen, aber die Königin ist an den Vertrag gebunden. Wenn wir ihr erst einmal erzählen, dass du einen Menschenprinzen entführt und nach Elfstadt gebracht hast, kann nichts auf dieser Welt dir noch helfen. Glaub mir, du
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