Drei Engel für Armand
möchtest nicht die Zielscheibe eines Elfenfluchs sein!«
Charlotte sah Danielle wütend an. »Das würde dir gefallen, stimmt’s?«
»Ich will gar nicht, dass du bestraft wirst«, erwiderte Danielle und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass das die Wahrheit war. »Ich will nur, dass du aus meinem Leben verschwindest.«
»Die Elfen hingegen sind für gewöhnlich sehr viel mehr an Bestrafungen interessiert«, sagte Talia. »Schnee, kannst du von hier aus mit der Elfenkönigin Kontakt aufnehmen?«
Schnee nahm ihr Halsband ab und hielt den vorderen Spiegel vor ihr Gesicht. »Spieglein, Spieglein, kein Klimbim, zeig mir die Elfen –«
»Warte!«, sagte Charlotte.
Schnee schloss die Hand über dem Spiegel und verdrehte die Augen. »Ich weiß, ich weiß. Klimbim und Königin reimen sich nicht wirklich. Aber es ist ein ziemlich einfacher Zauber, deshalb ist es egal. Der Wortfluss ist’s, worauf es ankommt.«
Charlotte schnitt eine Grimasse. »Idiotin!«, murmelte sie. Sie streckte ihre Hand Danielle hin, die sie ohne nachzudenken ergriff. Talias Muskeln spannten sich. Sie sagte nichts, aber die reglose Spitze ihres Schwerts war Warnung genug.
»Lass ihn gehen«, sagte Charlotte. Ihre Finger waren dünn und die Haut ihrer Hand schweißnass, ihre Schultern zitterten, und sie wich Danielles Blick aus. »Du kannst ihn nicht retten. Wenn du es versuchst, machst du die Sache nur schlimmer.«
»Schlimmer für wen?«, fragte Talia.
Charlotte ignorierte sie. »Danielle, ich schwöre beim Grab meiner Mutter, dass ich dir die Wahrheit sage. Verlasst Elf Stadt!«
Talia seufzte. »Ruf die Königin, Schnee.«
»Augenblick!«, sagte Danielle. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob Charlotte sie jemals zuvor bei ihrem richtigen Namen genannt hatte. Vielleicht ganz am Anfang, bevor ihr Vater gestorben war, aber das war ein Leben lang her. »Charlotte, du weißt, dass ich meinen Ehemann nicht im Stich lassen kann.«
»Er wird glücklich sein!«, brauste Charlotte auf. »Dafür sorgt schon der Trank. Und ist es nicht das, was du willst? Dass deine wahre Liebe glücklich ist? Bitte glaub mir! Du musst fliehen!«
»Wieso?«, wollte Talia wissen. »Du hast uns schon einmal belogen, und die Tatsache, dass du versucht hast, die Prinzessin zu ermorden, trägt nicht gerade zu deiner Glaubwürdigkeit bei.«
»Diese Karikatur einer Prinzessin umzubringen ist eine Sache!«, giftete Charlotte Talia an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Danielle richtete. »Aber glaube mir, wenn du weiter nach Armand suchst, wirst du dir wünschen, ich hätte diese Arbeit zu Ende geführt!«
Danielle entzog ihre Hand Charlottes Griff. »Wovor hast du Angst? Sag es mir!«
»Wenn ich es könnte, würde ich.« Charlotte berührte das Mal an ihrer Schulter. »Du kannst dir nicht vorstellen –«
Charlottes Atem stockte. Sie rutschte ans Kopfende des Betts zurück und stierte mit weit aufgerissenen Augen auf den Eingang, wo zwei Ratten an Arlorrans Füßen vorbeihuschten.
»Fort mit euch, ihr verdammten Nervensägen!«, rief der Gnom. Er griff sich einen Kerzenständer von der Frisierkommode und warf ihn nach der nächsten Ratte, die zur Seite wischte. »Die verfluchten Dinger schleichen sich ab und zu durch die Schornsteine rein. Ich habe zwar Gitter eingebaut, aber ihr wärt überrascht, wenn ihr wüsstet, durch welche kleinsten Lücken eine Ratte sich noch quetschen kann. Meistens stürzen sie ab und brechen sich ihre von Flöhen zerbissenen Hälse, aber dann und wann schafft es eine bis nach unten, für gewöhnlich wenn ich … Gesellschaft habe. Verdirbt einem ziemlich die Stimmung.«
Die beiden Ratten liefen auf das Bett zu; Schnee beobachtete sie mit verwirrter Miene. Ihre Hand ging zum Messer. »Talia – die schwarze Ratte! Töte sie!«
Talia zögerte nicht: Sie fuhr herum und schwang ihr Schwert. Die Klinge wisperte durch die Luft und stieß der Ratte mit dumpfem Aufprall auf den Rücken. Die zweite Ratte machte sich davon.
Talia hob das Schwert; die schwarze Ratte schüttelte den Kopf. Der Schlag hatte ihre Körpermitte eingedrückt, aber die Ratte wirkte unversehrt. Ihr rosafarbener Schwanz schlug einmal um sich, und dann begann sie zu wachsen. Ihr Fell schien das Licht zu schlucken, bis sie kaum noch mehr als ein Schatten war, der sich allmählich zur Gestalt eines kleinen Jungen auswuchs.
Mit der anderen Ratte geschah dasselbe, nur wurde diese noch größer und nahm die Gestalt einer Menschenfrau an.
»Stada!« Danielle
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