Drei Engel für Armand
vergangenen paar Tage.
In ihren Träumen fand Danielle sich auf ihrem Feldbett in der Dachkammer ihres alten Hauses wieder. Ihre Stiefschwestern lachten und tanzten um sie herum, während die schemenhafte Gestalt ihres Dunkelings schmutzige, zusammengeknotete Lumpen um Danielles Gliedmaßen schlang und sie ans Bett fesselte.
Als er damit fertig war, krabbelte der Dunkeling auf ihren Bauch, der angeschwollen war wie die Hügel außerhalb der Stadt. Er nahm eine silberne Schaufel heraus, rammte das Blatt in ihren Magen und förderte eine Ladung von Muffins zutage, die er zur Seite warf. Charlotte und Stacia krabbelten darauf zu und balgten sich darum, die Rosinen hinunterzuschlingen. Danielle versuchte zu schreien, aber der Dunkeling legte ihr eine schleimige Hand auf den Mund. Ihre Lippen und Zunge wurden trocken, alterten und verdorrten wie die Rosinen auf dem Boden.
Der Dunkeling widmete sich wieder ihrem Magen und grub immer mehr Muffins heraus, bis er schließlich schultertief in ihrem Bauch stand.
Mit seinen Krallen arbeitete er sich wieder heraus und verschwand in der Dunkelheit. Stacia und Charlotte postierten sich zu beiden Seiten Danielles. Charlotte holte eine Hand voll Samen heraus, die sie in das Loch in Danielles Unterleib warf. Bald begann ein enormer Maisstängel zu sprießen, der die niedrige Decke durchbrach und das Mondlicht hereinließ. Noch mehr Dunkelinge kletterten an dem Maisstängel herab und verschwanden in Danielles Bauch, während sie sich wand und zu schreien versuchte, doch alles, was herauskam, war ein schwaches Keuchen.
Eine kalte Hand legte sich wie eine Klammer auf ihren Mund. »Ich zöge es vor, wenn wir nicht ganz Elfstadt auf uns aufmerksam machten, falls du nichts dagegen hast«, sagte Talia.
Danielle entwand sich ihrem Griff und rutschte weg, bis sie mit dem Rücken gegen die Zweige stieß. Sie betastete ihren Mund, dann ihren Bauch. Ihre Kleider waren wieder schweißgetränkt, aber sie war unversehrt.
»Du hast geträumt«, sagte Talia in einem Ton, der eine sonderbare Mischung aus Verärgerung und Neid war. Sie trug Schnees Halsband, und der einzelne, leuchtende Spiegel verlieh ihrem Gesicht einen albtraumhaften Ausdruck.
Danielle sah zu Schnee hinüber. Welche Laute Danielle auch von sich gegeben haben mochte, Schnees Schlaf war davon nicht beeinträchtigt worden. Sie lag zusammengerollt zu einem Ball da und hatte ihre Decke fest um sich gezogen.
Über den Ästen war der Himmel noch dunkel. Danielle unterdrückte ein Gähnen. »Wie lang habe ich geschlafen?«
»Ein paar Stunden. Nicht lange genug. Du brauchst deine Erholung, Prinzessin!«
Die Vorstellung, zu diesem Traum zurückzukehren, ließ sie erschaudern. »Was hast du gemacht, während wir geschlafen haben?«
»Ich habe die Aviare fertig gefüttert und sie dann noch ein wenig abgerieben. Dabei habe ich die ganze Zeit versucht, nicht einzuatmen.« Sie rümpfte die Nase. »Quink hat nicht übertrieben mit der ›Herrin der Stürme‹.«
Danielle rang sich ein mattes Lächeln ab.
»Ich habe auch das Durcheinander aufgeräumt, das ihr beide hinterlassen habt.« Talia zeigte auf ihre Kleider, die ein Stück weiter den Gang hinunter zum Trocknen an den Ästen hingen.
»Tut mir leid! Ich hätte –«
»Du bist keine Sklavin mehr, hast du das schon wieder vergessen?«, fuhr Talia sie an. »Hör also auf, dich wie eine zu benehmen!« Sie hob Danielles Schwert auf und reichte es ihr. »Komm mit mir!«
Danielle lächelte sie an. »Wenn du schon versuchst, mich davon zu überzeugen, dass ich keine Sklavin mehr bin, solltest du dann nicht auch aufhören, mich herumzukommandieren?«
»Du bist offensichtlich zu mitgenommen, um zu schlafen.« Talia grinste. »Dem kann ich abhelfen. Außerdem wird es dir guttun, wenn dein Blut in Bewegung kommt, weil dann dein Körper nicht mehr so steif ist.«
Danielle keuchte, als sie versuchte aufzustehen. Sie benutzte ihr Schwert wie einen Spazierstock und humpelte hinter Talia her, bis sie an einer Stelle ankamen, wo der Durchgang sich in zwei Richtungen verzweigte. Rechts konnte sie die drei Aviare sehen; sie schliefen im Stehen und hatten ihre Körper aneinandergedrückt, sodass ihre Flügel sie gegenseitig zudeckten.
»Hier lang«, sagte Talia und führte sie den linken Gang hinunter. »Setz dich und mach die Beine breit!«
Danielle zog eine Augenbraue hoch, denn sie stellte sich vor, was Schnee wohl sagen würde, wenn sie hier wäre. Sie tat jedoch wie geheißen und biss
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