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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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an.«
    Renates Stimme war sehr geheimnisvoll geworden, und ich schreckte deswegen auf. Da gab es also etwas, das sie mit sich herumtrug, und vielleicht hatte sie deshalb die strenge Fassade der Lehrerin und mich als schwarzes Schaf gebraucht. Wenn man auf die Fehler der anderen schaut, hat man ja Ruhe vor sich selbst. Nele warf ihre Zigarette in den See, es zischte, und sie fischte den Stummel wieder heraus. Auch hier blieb sie korrekt.
    »Ich erzähl was«, begann Renate. Diese drei Worte waren unsere magische Formel, die wir immer dann verwendeten, wenn es richtig ans Eingemachte ging. Sie hob das Ruder aus dem Wasser und legte es ins Boot. Nele und ich beobachteten sie schweigend.
    »Drehst du mir eine Zigarette?«, bat sie Nele gedankenverloren.
    Gespannt warteten wir auf das, was jetzt gleich kam. Es war ganz still zwischen uns. Nur das Plätschern des Wassers, das leise ans Boot schlug, und das Knistern des Zigarettenpapiers waren zu hören.
    »Die gewinnt zwar keinen Schönheitswettbewerb, aber ziehen wird sie gut«, beurteilte Nele ihr Werk. Sie versuchte damit etwas abzulenken, denn die Stimmung heizte sich auf. Renate lächelte dankbar. Sie sah im Licht des jungen Mondes bildschön aus, und die Entschlossenheit, etwas zu beichten, stand ihr verdammt gut. Ich konnte es in ihren Augen lesen. Nele und ich würden gleich etwas sehr Wichtiges hören.
    »Also, für mich ist das hier was ganz Besonderes«, sagte Renate. »Ich habe mich auf diesen Urlaub mit euch gefreut. Ich war schon so lange nicht mehr richtig ausgelassen, in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, ich muss immer nur funktionieren. In der Schule und daheim. Und deswegen kränkt es mich«, sie schaute mich an, »wenn du dich über mein lautes Lachen lustig machst.«
    »Meinst du Weißenburg?«, fragte ich, weil Renate dort so laut mit Marco gelacht hatte.
    »Weißenburg und vorhin und überhaupt.«
    Renate hielt inne, schniefte, und schon kamen ihr die Tränen. »Natürlich kennst du mich. Und deshalb merkst du auch, wenn mein Lachen nicht echt ist. Niemand kennt mich so gut wie du, und niemand sonst kann in meinem Lachen lesen. Aber, meine Güte, ja, es macht mir Spaß, hier einfach mal oberflächlich und lustig zu sein. Mal fünfe gerade sein zu lassen und ein Spiel zu spielen. Das Spiel der 80er. Und wenn du dann so zynisch wirst, dann fühlt sich das an, als ob du mir ein Messer zwischen die Rippen bohrst.«
    Ihre Zigarette glimmte auf, und vom Ufer kam leise Musik herübergeweht. Wie im Film, dachte ich, das ist hier alles wie ein Film. Als wäre unser aller Leben nichts anderes als eine großartige Geschichte.
    Renate fuhr fort: »Ich lache, weil ich Angst habe, dass ihr sonst merkt, wie der Boden unter meinen Füßen wankt. Und weil ich nicht darüber nachdenken will, lache ich besonders viel und besonders laut. Aber eigentlich ist mir gar nicht zum Lachen, zumindest nicht daheim. Das wollte ich euch mal sagen. Nicht um zu meckern, sondern damit ihr mich versteht.«
    »Renatchen, ich hab dich lieb!«, rief ich, einem plötzlichen Impuls folgend. Ich kam mir furchtbar schäbig vor. Warum war ich nur so überheblich gewesen und hatte nicht einfach mitgemacht? Ich hätte es doch merken müssen, dass Renate etwas auf der Seele lag. Stattdessen hatte ich nur die Augen gerollt, wenn sie ihre Heiterkeit auslebte. Wie früher, als Renate im Tanzkurs mit den begehrtesten Typen tanzte und ich fast ausflippte, wenn ich ihr Lachen vernahm und alle Köpfe zu ihr hinflogen. Nach mir hatte sich nur ganz selten mal ein Kopf gewendet, und wenn mich ein Typ ansprach, dann meistens nur, weil er durch mich Renate kennenlernen wollte.
    »Du lachst glockenhell auf, und alle finden dich interessant und toll, und ich stehe daneben und weiß nicht, was ich sagen soll«, gestand ich schließlich, was mich quälte. »Ich hab’s zu nix gebracht, und du bist so erfolgreich in deinem Job. Und du liebst das, was du tust.«
    »Das sagst du immer«, gab Renate genervt zurück. »Hör doch mal auf, dich ständig so kleinzumachen. Wer von uns ist denn die Erfolgreiche und reist immer erster Klasse? Ich doch nicht. Das kann man gar nicht finanzieren, wenn man ein Loser ist.« Jetzt weinte sie richtig. »Ich beneide dich manchmal so sehr um dein Leben.«
    »Und ich dich um deins«, erwiderte ich, inzwischen auch weinend. »Du wirst im Alter jedenfalls nicht verknöchert und allein sein, sondern du hast drei Kinder, die dir Enkel und Urenkel schenken werden.«
    »Meine Kinder

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