Drei Frauen und ein Braeutigam
attackiere, streichelt er mir sanft über Gesicht und Lippen. Ich bin genauso hypnotisiert wie ein Mungo vor einer sich wiegenden Schlange, die ihr Opfer bannt, bevor sie zubeißt. Seine Finger lösen in meinem Magen dasselbe Feuerwerk an Gefühlen aus wie dieser verfluchte Kuss. Ich spüre, wie ich förmlich dahinschmelze.
Kämpf dagegen an, Ollie, flüstert eine leise Stimme in meinem sich drehenden Kopf. Er hat nur eines im Sinn, und leider ist es nicht Sex. Er nutzt seinen verdammt unwiderstehlichen Charme nur dazu, um dein Restaurant in die Finger zu bekommen, und nicht deine Pobacken. Verräterischer Arsch.
Er ist durchtriebener, als ich dachte. In Gedanken befehle ich mir aufzuhören, und es gelingt mir mit Mühe, mich dieser wundervollen Berührung zu entziehen und ihn wütend anzustarren. »Oh, ich habe verstanden«, sage ich langsam. »Erst soll ich verführt und eingelullt werden, um dir aus der Hand zu fressen, und dann soll ich zu allem bereit sein. Alles, was du willst, zum Beispiel meine Rechte am Tate‘s an dich abtreten.«
Einen Moment lang sieht er wirklich wütend aus, doch dann verdüstert sich sein Gesicht, als würde sich eine Wolke erstklassiger Enttäuschung darüber legen. Langsam schüttelt er den Kopf und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an; dann dreht er sich auf dem Absatz um und geht ohne ein Wort davon.
Ich stehe stumm und starr einige Augenblicke wie angewurzelt da und blicke ihm hinterher, als er den Korridor entlang geht und verschwindet. Dann höre ich wie Aschenputtel irgendwo in dem hallenden Gang eine Uhr schlagen, und das holt mich in die Wirklichkeit zurück. Mist. Tanya!
Ich sprinte in der anderen Richtung den Korridor entlang und pralle mit einem Körper zusammen, der mir entgegenkommt. Der vertraute Duft von Chanel Nr. 19 steigt mir beruhigend in die Nase. »Tanya, dem Himmel sei Dank, dass du hier bist«, setze ich an. »Du glaubst gar nicht, was gerade...«
»Wo zum Teufel hast du gesteckt, Ollie!«, fällt sie mir aufgeregt ins Wort. »Ich bin gleich mit Stuart im Stall verabredet, und zwar in...«, sie wirft einen Blick auf ihre Uhr und schnappt entsetzt nach Luft, »...in dreißig Sekunden! Ich habe ihm gesagt, dass ich seinen blöden Schlepper genauer besichtigen möchte.« Sie lacht zerstreut. »Er ist heilfroh über die Gelegenheit, hier rauszukommen. Du weißt ja, dass er Partys hasst!«
»Tan, ich weiß wirklich nicht, ob das so eine gute Idee ist...«
»Ehrlich gesagt, bin ich auch ein bisschen nervös, Kleines, aber eine Frau hat zu tun, was eine Frau zu tun hat!« Sie packt mein Handgelenk und zieht mich den Korridor entlang, vorbei an der Küche, wo der Partyservice damit beschäftigt ist, eine Reihe Miniaturquiches mit einer Mischung aus Eiern und Pilzen zu füllen. Dann zerrt sie mich durch die Hintertür in den gepflasterten Hof. Sie sieht erneut auf die Uhr, als sie weitereilt. »Louis müsste bereits an seinem Platz sein. Ich habe ihm gesagt, er soll sich hinter einem Heuballen verstecken oder so etwas.«
»Was soll ich machen?«
»Bleib einfach draußen, für den Fall, dass ich dich brauche, ja? Du kannst durch das obere Fenster hineinlinsen, wenn du auf einen Heuballen kletterst. Ich schreie, wenn.... aaaaaah!« Ein lauter Schrei ertönt, als Tanya, die auf zehn Zentimeter hohen Killerabsätzen viel zu schnell über die glatten Pflastersteine geeilt ist, ausrutscht und der Länge nach auf den harten, feuchten Grund schlägt, wobei sie immer noch mein Handgelenkt umklammert.
Einen Moment lang herrscht tödliche Stille, in der ich nur den Partylärm aus dem Inneren höre. Dann ertönt ein schmerzliches Stöhnen aus dem zusammengekrümmten Körper meiner Freundin. »Tan! Alles in Ordnung?«, zische ich besorgt.
Ein lautes Schniefen erklingt aus Tanyas abgewandten Gesicht.
»Kannst du aufstehen?«
»Mein Absatz ist abgebrochen«, sagt sie mit erstickter Stimme.
»Ein weiteres Paar Manolos segnet das Zeitliche!«, scherze ich traurig. »Keine Sorge, wir können Schuhe tauschen«, füge ich hoffnungsvoll hinzu, als Tanya keinen Versuch unternimmt aufzustehen. »Ich weiß, meine sind nicht gerade der letzte Schrei, aber...«
»Würde ich ja«, ihre Stimme zittert, »aber das ist wohl nicht das einzige, was gebrochen ist.« Endlich sieht Tanya zu mir auf. Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt, und ich kann Tränen in ihren Augen sehen.
Besorgt beuge ich mich zu ihr hinunter und betaste vorsichtig ihren Knöchel »Es fühlt sich nicht an, als
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