Drei Frauen und ein Braeutigam
neuen Tonfall in meiner Stimme, spürt meine Hand auf seinem Ellbogen und sieht mich verdutzt an.
»Sie kann sich wirklich glücklich schätzen«, wiederhole ich und lasse meine zitternde Hand hinauf zu seiner Schulter gleiten. Zu spät merke ich, dass ich eine Spur aus schwarzem Staub auf seinem Ärmel hinterlasse, weil ich vorher mit der Hand über das schwarze Schutzblech gestrichen habe.
Unsere Gesichter sind nun nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Es hilft nichts, ich muss die Augen schließen. Nicht, weil sich ein verirrter Funke der Leidenschaft in mir regt, sondern weil ich nicht ertragen kann zu sehen, was ich da tue! Ich nähere mich ihm und verziehe den Mund, als müsste ich gleich eine eklige Medizin schlucken, statt jemanden leidenschaftlich zu küssen. Ich mache ein Auge auf. Stuart steht völlig überrumpelt und wie angewurzelt vor mir. Er hat die Augen aufgerissen und sieht so verängstigt aus wie Bambi beim Anblick eines Waldbrandes. Es scheint, als wolle er genauso gern geküsst werden wie ich küssen will. O Mann. Jetzt oder nie.
Ich packe ihn an der Hemdbrust, ziehe ihn zu mir herunter und gebe ihm einen lauten Schmatz auf die schockierten, erstarrten Lippen. Es kommt mir vor, als würde ich meinen Mund auf ein kaltes Stück Holz pressen.
»Was zum Teufel treibst du da!«
Ich lasse Stuart fahren wie ein Hund, dem befohlen wird, einen gestohlenen Knochen fallen zu lassen, als eine wütende Stimme quer durch die große Scheune schallt und sich an der hohen Decke bricht. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken und sterben. Unter allen Menschen, die mich hier ertappen konnten, musste es ausgerechnet er sein! Wo ist bloß Louis, er sollte doch für mich Schmiere stehen!
Dan Slater durchquert die Scheune. Seine Augen funkeln vor Zorn. Ich sehe mich panisch um und sehe flüchtig Louis, der verschreckt und mit weit aufgerissenen Augen hinter einem Heuballen kauert. Dan packt mich am Oberarm und zerrt mich aus der Scheune. Stuart stürzt in die andere Richtung davon, wie ein nervöser Windhund, wenn die Box beim Rennen aufgeht.
»Ich glaube es einfach nicht«, knurrt Dan, der sich mühsam beherrscht, aber genauso giftig und wütend wie eine gefangene Wespe klingt. »Du selbstsüchtige kleine Hexe. Du konntest es einfach nicht ertragen, sie glücklich zu sehen, was? Sie ist deine beste Freundin, zum Teufel! Wie konntest du nur!«
»Es ist nicht so, wie du denkst.«
»Ich weiß, was ich gesehen und gehört habe!« Seine Finger umklammern meinen Arm wie ein Schraubstock, als er mich förmlich zurück über den Hof und ins Haus schleift.
»Ich schlage vor, dass Sie erst einmal den Sachverhalt durchschauen, bevor Sie unbegründete Anschuldigungen erheben, Mr. Slater«, fauche ich ihn an und wiederhole damit die Worte, die er mir damals im Restaurant an den Kopf geworfen hat.
Er bleibt stehen und wirbelt mich zu sich herum. Dann packt er mein anderes Handgelenk, sodass meine beiden Arme in seinem starken Griff gefangen sind. Wir stehen wieder an demselben Fleck im Korridor, wo wir bereits vor zwanzig Minuten standen, doch in seinem Blick ist überhaupt keine Spur der Wärme, die vorhin aus ihm sprach. Jetzt ist er kalt, hart und macht mir richtiggehend Angst.
»Ich habe keine Ahnung, was für ein Spiel du spielst, Ollie Tate, aber es gefällt mir nicht.«
»Und was zum Teufel geht es dich an, was ich mache?«
»Wenn du versuchst, meine Freunde auseinander zu treiben, dann geht mich das sehr wohl etwas an. Oder sollte ich sagen, es mit meinem Freund zu treiben?«
»Ich würde nicht mal mit Stuart schlafen, wenn du mich dafür bezahlst«, murmle ich.
»Und was zum Teufel sollte das eben?«
Trotzig sehe ich ihn an. Es quält und beschämt mich, dabei erwischt zu werden, wie ich etwas so entsetzlich Gemeines tue, den Verlobten meiner besten Freundin zu küssen, insbesondere von Dan Slater. Deshalb wirke ich verdrossen wie ein Schulmädchen, das nachsitzen muss.
»Und wo willst du jetzt bitte schön hin?«, faucht er, als ich mich weigere zu antworten, mich stattdessen seinem Griff entwinde und die Treppe ansteuere, um zu fliehen.
»Ich will auf mein Zimmer, um zu packen, wenn du es unbedingt wissen musst«, antworte ich patzig und versuche, die Tränen zurückzuhalten, die peinlicherweise in mir aufsteigen.
»Und um damit Grace‘ Party kaputtzumachen, was? Nein, das wirst du verdammt noch mal nicht! Du wirst auf die Party zurückkehren, lächeln und verdammt noch mal so tun, als wäre
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