Drei Frauen und ein Braeutigam
hättest du dir etwas gebrochen, wahrscheinlich ist er nur verstaucht. Na, komm schon, alte Schachtel, dann gehen wir mal besser wieder hinein.«
»Wir haben keine Zeit!«
»Was soll das denn heißen?«
»Stuart wartet schon.«
»Dann wartet er eben. Das hier geht vor.«
Tanya schüttelt den Kopf. »Nein, Ollie, das geht vor.« Sie versucht aufzustehen, scheitert aber. »Es hat keinen Sinn, Ollie. Du wirst es tun müssen.«
»Können wir das nicht auf ein andermal verschieben?«, schlage ich zaghaft vor.
»Die Hochzeit ist in vier Wochen, uns läuft die Zeit davon. Entweder jetzt oder nie.«
»Wie wäre es, wenn wir uns auf nie einigen und stattdessen sicherstellen, dass wir für sie da sind, wenn es zur Scheidung kommt?«
Tanya muss nicht einmal den Mund aufmachen, ihr Blick spricht Bände.
»Also gut«, lenke ich ein. »Also gut. Ich mache es. Aber der Himmel weiß, wie. Was soll ich bloß zu ihm sagen?«
»Bring ihn einfach dazu, darüber zu labern, wie er den Haufen Schrott da drin zusammengeschraubt hat, und dann sag ihm, was für ein cleverer Bursche er doch ist. Das geht ihm runter wie Honig. Männer stehen auf Schmeicheleien.«
»Aber ich...«
»Ab mit dir, er wartet bestimmt schon.«
Ich zögere. »Kann ich dich denn allein lassen?«
»Klar. Geh, Ollie. Sonst verpasst du ihn noch.«
Widerwillig gehe ich zu der großen Scheune hinüber. Die Tür steht offen, und drinnen brennt Licht. Ich atme tief durch, sehe noch einmal zu Tanya hinüber, die mir ungeduldig bedeutet, weiterzugehen, und trete ein.
Stuart ist bereits da. Er hat sein schickes Jackett ausgezogen und über eine Harke gehängt, die an der Wand lehnt. Mit bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Hemdsärmeln ist er dabei, mit einem sauberen gelben Staubtuch liebevoll die Messingteile am Schornstein der Bedford Belle zu polieren. Hier drinnen sieht er weit glücklicher aus als im Haus.
»Äh... Hallo.« Meine Stimme ist vor Nervosität und Angst wie gelähmt. Deshalb spreche ich so leise, dass Stuart mich gar nicht hört- Ich räuspere mich, und bei diesem Laut dreht er sich um. »Hallo«, versuche ich es erneut. »Tanya sagte, dass du hier bist. Die Party gefällt dir wohl nicht besonders, hm?« Ich bin so aufgeregt, dass meine Stimme drei Oktaven höher klingt.
Entschuldigend zuckt Stuart die Achseln. »Nicht wirklich mein Ding, weißt du, ´ne Menge Leute, Smalltalk und so. Nicht gerade meine Stärke, wie du vielleicht schon bemerkt hast«, erklärt er selbstkritisch. »Meine Fähigkeiten als Salonlöwe sind leider sehr begrenzt.«
Der Gute. Ich zögere einen Moment, da seine Bescheidenheit und Offenheit mich anrühren und beeindrucken. Doch Tanyas Worte sind noch frisch in meinem Gedächtnis. Ich atme tief durch und wechsle mit der Lässigkeit eines alten, ungeölten Fahrrads, das vom ersten in den zweiten Gang schalten soll in den Modus der Verführerin. »Wie es aussieht, liegen deine Fähigkeiten in anderen Bereichen.« Ich zeige auf die Maschine und schlendere dann, vielleicht einen Tick zu sehr Mae West, hinüber zu ihm. Meine Art, sich in den Hüften zu wiegen, galt vielleicht in den Fünfzigern als verführerisch. »Das ist wirklich ein edles Stück Kunsthandwerk.«
Dramatische Auftritte waren noch nie meine Stärke, einmal abgesehen von dem Drama meines wirklichen Lebens. Selbst ich finde, dass ich mich unaufrichtig anhöre, doch als ich Stuart nervös einen kurzen Blick zuwerfe, grinst er stolz. Das gibt mir den Mut, in dieser Richtung weiterzumachen. »Du musst ja Ewigkeiten gebraucht haben, um das hinzukriegen.«
»Ich habe in den vergangenen drei Jahren jeden Tag ein bisschen daran gearbeitet«, antwortet er und betrachtet sein Werk voller Bewunderung.
»Wow. Das nenne ich wahre Hingabe.« Ach du meine Güte, was für ein Gesülze. Eine wahre Schande. »Drei Jahre lang jeden Tag!«, wiederhole ich, als wäre ich wahnsinnig beeindruckt. O Mann. Dieser Kerl ist besessen! Meine beste Freundin heiratet einen Mann, der einem Traktor mehr Zuneigung und Interesse entgegenbringt als ihr. Tanya hat Recht, wir dürfen das nicht zulassen. Ganz egal, wie sehr mein Instinkt auch dagegen ist, ich muss das hier durchziehen. Um Grace‘ willen.
Ich trete näher und fahre mit einer Hand, wie ich hoffe, verführerisch über ein schwarz lackiertes Schutzblech, bevor ich sie auf Stuarts Arm lege. »Du bist ein kluger Mann, Stuart. Grace kann sich wirklich glücklich schätzen«, murmle ich so betörend wie möglich.
Er bemerkt den
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