Drei Frauen und ein Braeutigam
Aufeinandertreffen bedenkt, überaus charmant zu mir ist.
Als ich in die Küche zurückkehre, flitzen Tanya und Finn eilig zurück zu ihren Stühlen, und Louis hat einen hochroten Kopf, als er mit einem Geschirrtuch eine Schüssel bearbeitet, von der ich genau weiß, dass er sie vorhin schon abgetrocknet hat. Ganz offensichtlich haben sie an der Tür geklebt und versucht zu lauschen.
Genauso offensichtlich ist jedoch auch, dass sie nichts gehört haben, da Louis ohne zu zögern mit der Frage herausplatzt: »Was hat er gesagt?«
»Er war nicht da«, antworte ich knapp. »Sie wissen nicht genau, wann er wiederkommt. Aber sie haben mir bestätigt, dass die genannte Mietsumme korrekt ist. Wie konnte er das tun!«
»Was haben sie noch gesagt?«
»Dass sie angeblich vorhaben, die Gegend zu sanieren, dass mein Restaurant zu der Art Unternehmen gehört, die sie gern dort hätten, und dass sie mich mit dieser Geste ermutigen wollen zu bleiben.«
»Na siehst du, alles recht und billig. Du tust ihm noch einen Gefallen, wenn du hier bleibst.«
»Zugegeben, es hört sich erträglicher an, wenn man es so sieht«, stimme ich widerstrebend zu. »Aber ich unterschreibe trotzdem nicht.«
»Warum nicht, Ollie?«
»Weil es für beide Seiten gilt.«
»Was meinst du denn nun damit?«
»Er soll nicht denken, ich fühle mich ihm zu Dank verpflichtet.«
Tanya verdreht die Augen. »Teufel noch mal. Ich zwei seid wirklich füreinander bestimmt...«
»Findest du?«
»O ja, ihr seid beide lächerlich stolz und geradezu aufreizend stur!«
Mel, die mich das ganze Wochenende über vertritt, während wir fort sind, ist früher gekommen und nimmt im Restaurant bereits Bestellungen entgegen. Auch meine zwei Studenten, von denen einer beim Frühstück geholfen hat und der andere ebenfalls früh für die Mittagsschicht aufgetaucht ist, sind für das ganze Wochenende eingeplant. Und sogar Claude, der, Überraschung, Überraschung, noch nicht da ist, hat mir bei allem, was ihm heilig ist, geschworen, dass er zu jeder Mittagsund Abendschicht da sein wird, und zwar rechtzeitig. Aus diesem Grund bringe ich den Mut auf, ihnen das Tate‘s zu überlassen.
Wir beladen den Wagen mit Taschen, Geschenken und Brautjungfernkleidern, die vom Schneider sorgfältig in Schutzhüllen verpackt wurden. Es gelingt mir gerade noch, das Teeservice aus Spode-Porzellan, das wir erstanden haben, vor Louis‘ Hinterteil zu retten, als Tanya und Finn sich zusammen auf den Rücksitz quetschen und es ihm überlassen, seinen knackigen Po neben mir zu parken.
Es ist Freitag und der Verkehr zäh, obwohl wir früher losgekommen sind als erwartet. Ich bin ehrlich gesagt dankbar für jede Verzögerung, da ich immer verzagter werde, je näher wir unserem Ziel kommen. Ich kann spüren, dass mein Magen sich wie ein ausgewrungener Spüllappen verkrampft. Seit ich ihn in der Scheune festgenagelt und ihm wie eine nervöse Nacktschnecke mein gespitztes Mäulchen hingehalten habe, bin ich Stuart noch nicht wieder begegnet. Zugegeben, wir haben Grace und Stuart wieder zusammengebracht, aber ich weiß immer noch nicht, welchen Empfang uns jemand bereiten wird, den wir so schlecht behandelt haben, ich noch schlechter als die anderen.
Am Horizont vor uns türmen sich dunkle Wolken, und der Himmel wird immer düsterer, je weiter wir nach Norden kommen. Abergläubisch sehe ich darin ein böses Omen, und meine Laune wird passend zum Himmel ebenfalls immer düsterer.
Tanya und Finn sitzen lachend, scherzend und herumalbernd auf dem Rücksitz. Louis hat sich halb zu ihnen umgedreht, nachdem er eine halbe Stunde lang versucht hat, meine offensichtlich miese Stimmung mit seinen schönsten Witzen aufzuheitern, und damit nur auf ein fast ungebrochenes Schweigen gestoßen war, das nur hier und da von einem kurzen, nervösen Lachen unterbrochen wurde.
Tanya, der meine Stimmung schließlich auch auffällt, beugt sich vor, um mir ins Ohr zu flüstern, mir keine Sorgen zu machen. »Grace hat uns verziehen. Das hat sie uns doch bereits mehr als einmal gesagt. Selbst wenn...«, sie hebt die Hand, um zu verhindern, dass ich ihr zuvorkomme. »Selbst wenn«, fährt sie fort, »sie nicht die ganze Wahrheit kennt. Wie ich bereits sagte: Das ist Vergangenheit. Außerdem seid ihr zwei seit Ewigkeiten befreundet. Wenn jemand sich Sorgen machen müsste, dann doch eher Louis oder ich. Je länger die Freundschaft, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass einem verziehen wird.«
Dem stimme ich nicht zu.
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