Drei Frauen und ein Braeutigam
sein eigenes Gemüse an«, unterbricht Grace stolz. »Alles Bio. Ich sagte Bio, Tanya. Du solltest es in deinem Restaurant verwenden, Ollie, es schmeckt ja so viel besser als das Zeug aus dem Supermarkt.«
»Das wäre natürlich toll«, antworte ich überschwänglich. Ich bin entschlossen, meiner besten Freundin zuliebe alles zu geben. »Will noch jemand was trinken?«
»Ich nehm noch ´nen Gin«, knurrt Tanya. »Einen großen.«
»Louis?«
»Arsen, einen doppelten«, erwidert er.
Glücklicherweise hat Grace diese letzte Bemerkung nicht gehört. »Für uns nichts mehr«, erklärt sie mir. »Wir werden es bald packen.«
»Ihr geht schon?«, rufe ich enttäuscht. »Aber wir hatten vor, noch weiterzuziehen!«
»Ja, ich weiß, aber Nachtclubs sind nicht wirklich Stuarts Fall. Stimmt‘s, Liebling?«
Stuart schüttelt den Kopf.
Tja, das überrascht mich jetzt nicht, »Seiner vielleicht nicht«, versuche ich sie zu überreden, als Stuart, der wahrscheinlich weitere Missbilligungen fürchtet, in Richtung Toiletten verschwindet. »Aber deiner. Jetzt komm schon, Grace, wir waren seit Ewigkeiten nicht zusammen tanzen.«
»Wenn Stuart nicht mit will, kannst du ihn dann nicht einfach in ein Taxi setzen und heimschicken?«, fügt Louis hinzu.
»Bis nach Leicester?« Grace schüttelt den Kopf. »Er bleibt heute Nacht bei mir, da kann ich ihn schlecht allein nach Hause schicken. Außerdem bin ich nicht wirklich in Stimmung. Ich bin ein bisschen müde, um ehrlich zu sein.« Das aus dem Mund der Frau, die bis vier Uhr früh abtanzen, am nächsten Tag um sechs aufstehen und dann immer noch frisch wie ein Frühlingsmorgen aussehen kann.
»Er baut gar kein Biogemüse in den Tiefen seines Gartens an. Stattdessen sind es seltsame Früchtchen, die er zu einem Liebestrank braut, mit dem er arme, ahnungslose Angehörige des anderen Geschlechts einlullt!«, murre ich säuerlich, als Grace und Stuart Hand in Hand enteilen.
»Glaubst du, er verkauft das Rezept?« Tanya grinst lüstern.
»Das brauchst du gar nicht. Du produzierst diesen Trank schon - anstelle von Schweiß.«
»Der ist wie Prinz Charles, nur ohne das Tamtam und die Beziehungen«, murmelt Louis und sieht zu, wie sie immer noch Händchen haltend ein Taxi besteigen.
Tja, dieser Abend hat nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen. Ich liebe meine Freundin so sehr, dass ich auch gern mit dem Menschen auskommen würde, den sie liebt. Leider scheint sich gerade bestätigt zu haben, dass Stuart genauso kontaktfreudig ist wie feuchter Tesafilm.
Wenigstens aber meine ich, einen der Gründe gefunden zu haben, warum es uns so schwer fällt, mit ihm auszukommen. Er würde sicher mit Grace dasitzen und plaudern, doch das Gespräch mit anderen sucht er nicht. Und während Grace mit uns redet, sitzt er einfach nur da und sieht uns mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht wirklich einordnen kann.
Tanya behauptet steif und fest, es sei Verachtung, aber das glaube ich nicht. Es könnte doch einfach sein, dass er nicht weiß, wie er uns nehmen soll: Die Sexbombe mit dem Megadekollete, den unverschämt hübschen Schwulen mit dem großen Herzen und mich, die einzige halbwegs Normale in diesem Haufen. Im Vergleich zu den beiden anderen komme ich mir ziemlich langweilig vor. Wohl nicht gerade die Sorte Leute, mit denen Stuart mit u sonst so verkehrt. Plötzlich fühle ich mich ein bisschen entmutigt.
»Wisst ihr was, ich glaube, ich habe auch keine Lust mehr, tanzen zu gehen. Ihr zwei könnt ja losziehen, wenn ihr wollt. Ich trinke in Ruhe aus und nehme dann ein Taxi.«
»Was diesen Bio-Liebestrank betrifft, bin ich mir nicht sicher. Ich glaube eher, er braut ein Club-Killer-Aftershave«, giftet Tanya. »Mir ist nämlich auch nicht mehr nach Ausgehen zumute. Kann ich mit dir kommen?«
Tanya und ich teilen uns ein Taxi zu mir. Dancing-Queen Louis haben wir bei einer Gruppe Freunde zurückgelassen, über die er vor der Kneipe gestolpert ist. Jetzt tanzt er in einem Club in der Nähe die Nacht durch.
Nach einem unwesentlichen Umweg über den Kühlschrank, um Tanya verzweifeltes Verlangen nach dem Dessert zu stillen, das ihr in Soho entgangen ist, gehen wir nach oben in die Wohnung und ins Bett. Ich lasse mich so wie ich bin aufs Bett plumpsen. Abzüglich Klamotten, versteht sich.
Tan dagegen lässt sich an meinem Schminkspiegel nieder und nimmt den langen, mühseligen Prozess in Angriff, jede einzelne Spur von Make-up aus ihrem Gesicht zu entfernen. Wahrscheinlich gelingt es ihr
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