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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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vorn Tate‘s«, murre ich. »Wie ich schon sagte, Grace, ich muss arbeiten.«
    »Aber du bist die Chefin, Ollie.« Grace schlägt einen flehenden Ton an. »Bitte, bitte, kannst du dir nicht einen Abend freigeben? Ich wünsche mir so, dass du kommst. Du bist meine älteste und besteste Freundin auf der ganzen Welt. Ohne dich wäre es nicht das Gleiche, absolut nicht.«
    »Das ist seelische Erpressung, Grace.«
    »Ich weiß«, antwortet sie fröhlich. »Funktioniert‘s?«
    »Na gut«, entgegne ich ungnädig. »Ich bin dabei. Wann und wo?«
    »Bei mir, punkt acht Uhr. Komm nicht zu spät.«
    »Soll ich was mitbringen?«
    »Musst du nicht.«
    »Vielleicht eine widerlich fette Nachspeise?«
    »Alles im Griff. Bring nur dich mit und komm nicht zu spät«, wiederholt sie. »Ich kenne dich.«
    Samstagabend. Ich überlasse Louis das Restaurant. Er schmollt, weil Grace‘ Einladung ihn nicht mit einschließt. Ich dagegen schnappe mir ein Taxi zu Grace‘ Reihenhäuschen in Islington.
    Ich komme zu spät. Aber ich komme immer zu spät, und ich gestehe, dass ich insgeheim längst davon ausgehe, dass andere Leute damit rechnen und es mir zugestehen.
    Als ich endlich eintreffe, sitzen schon alle beim ersten Gang, heißen Garnelen mit Salsasoße - ein Rezept, das Grace von meiner Speisekarte stibitzt hat. Mein Stuhl ist anklagend leer und befindet sich obendrein in der Mitte des langen Tisches, an dem jetzt zwölf Personen sitzen, und zwar immer abwechselnd Männlein/Weiblein, wie angedroht. Doch ich fühle mich gleich etwas besser, als ich entdecke, dass der Stuhl zu meiner Linken ebenfalls noch leer ist.
    »Ich hin also nicht die Letzte«, flöte ich stolz, als Grace mich ins Zimmer schiebt, nachdem sie mich mit leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck eingelassen und hastig auf beide Wangen geküsst hat.
    »Tut mir Leid, meine Liebe, aber der Inhaber dieses Stuhls war pünktlich.« Stimme und Gesicht sind ein einziger Vorwurf. »Er ist wahrscheinlich nur gerade mal für kleine Jungs.« Sie schiebt mich ins Zimmer wie eine herrische Grundschullehrerin einen widerstrebenden Neuankömmling in die Klasse. »Ich würde dich gern vorstellen, aber ich fürchte, mein Ofen ruft.«
    »Könnte ich dir nicht helfen?«, frage ich hoffnungsvoll, denn beim Anblick dieses Raumes voller Fremder fühle ich mich plötzlich etwas verzagt.
    »Kommt nicht in Frage. Heute ist dein freier Abend. Du darfst dich der Küche nicht weiter als bis auf drei Meter nähern.«
    »Es macht mir nichts aus, wirklich.«
    »Bleib hier«, warnt Grace mich streng. »Unterhalte dich.«
    Mit diesen Worten lässt sie mich stehen und verschwindet in der Küche, wobei ihr Rock um die Knie weht, nicht um die Knöchel, wie ich erleichtert vermelden kann. Also betrete ich das Esszimmer und quetsche mich an den bereits sitzenden Gästen vorbei, wie ein schuldbewusster Kinobesucher, der mitten im Showdown aufs Klo muss. Verlegen nehme ich Platz und lasse verstohlen meinen Blick durch den Raum schweifen, während ich so tue, als würde ich an meiner Serviette nesteln. Grace‘ Dinnerparty für Freunde scheint mir eher eine Dinnerparty für Stuarts Freunde statt für unsere zu sein.
    Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass mir drei Gesichter vertraut sind. Stuart, der mir grüßend zulächelt, als ich mich setze; die Frau zu seiner Linken, deren Name mir entfallen ist, die aber wohl mit Grace arbeitet; und Cornelia, die in ihren besten Momenten schon ein Mauerblümchen ist und jetzt noch verlegener wirkt als ich. Himmel, ich wünschte, Tanya und Louis wären hier. Ich habe so ein Gefühl, dass dieser Abend nicht besonders angenehm wird.
    Der Mann zu meiner Rechten, der seiner Nachbarin gerade ein Glas Wein einschenkt, dreht sich lächelnd zu mir um. »Rot oder weiß?«, fragt er, bevor das freundliche Lächeln verschwindet und durch einen Blick ungläubigen Staunens ersetzt wird, der sich sofort auf meinem Gesicht spiegelt.
    Meine Vorahnungen waren richtig.
    »Sie!«, platzen wir gleichzeitig heraus, und mein entsetzter Gesichtsausdruck wird umgehend von meinem Wein ausschenkenden Nachbarn imitiert.
    Ich sitze neben Dan Slater.
    Ich bin versucht, mich zu kneifen, um zu sehen, ob ich schlafe und einen Alptraum habe. »Was zum Teufel machen Sie denn hier?«, zische ich einen Tick zu laut, sodass Stuart seine höfliche, wenn auch reichlich gestelzte Konversation mit Cornelia unterbricht und besorgt herübersieht.
    »Essen«, entgegnet er frech, und wie zum Beweis stellt er die

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