Drei Frauen und ein Braeutigam
»Ich bin sicher, er ist ein echt netter Kerl...«
»Oh, er ist ein netter Kerl«, versichert mir Finn. »Dafür kann ich mich verbürgen.«
»Aber wir sind davon überzeugt, dass er nicht der Richtige für Grace ist.«
»Wir?«
»Ich und so gut wie jeder, der sie kennt. Die beiden...«
»Passen nicht zueinander?«
»Na ja, das kann man so nicht sagen. Schließlich scheinen sie wirklich gut miteinander auszukommen. Aber sie sind so verschieden.«
»Wie heißt es so schön? Gegensätze ziehen sich an. Und wenn sie zueinander passen...«
»Sie mögen sich anziehend finden, aber reicht das, um glücklich zu werden? Und sie mögen im Moment miteinander auskommen, doch Grace ist ein echter Partyfreak, na ja, zumindest war sie es bis jetzt, und Stuart ist, nun ja, also...«
»Ein Langweiler?«, schlägt Finn vor, während ich nach einem etwas netteren Wort suche.
»Na ja... ein sehr netter. Ich mache mir Sorgen, dass Grace sich fragt, was sie sich dabei bloß gedacht hat, sobald die erste Verliebtheit vorüber ist.«
Finn schenkt mir nach und sieht verständnisvoll drein. »Du meinst, Stuart ist langweilig, weil er so ruhig ist und lieber zu Hause als in Clubs rumhängt. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass Grace ihre Meinung darüber, wie sie ihr Leben gestalten will, geändert haben könnte? Schließlich entwickelt ihr euch beide weiter. Ihr seid keine Kinder mehr und könnt euch die Nächte um die Ohren schlagen...«
Entrüstet sehe ich ihn an und entdecke, dass er frech von einem Ohr zum anderen grinst. »Sag das nicht mal im Scherz!«, tadle ich ihn. »Ich glaube nämlich, dass das einer der Gründe ist, warum sie zusammen sind.«
»Wirklich?«
»Wirklich. Grace hat das Alter erreicht, in dem sie meint, sie solle heiraten. Und Stuart hatte das große Glück, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein.«
»Das glaubst du?«
»Na ja... ach, ich weiß nicht...« Ich beschließe, dass es besser ist, dieses Thema nicht weiterzuverfolgen. Ich mag mich zwar unglaublich wohl fühlen in Finns Gesellschaft, aber ich kenne den Mann schließlich nicht sehr gut, und er ist ein Freund von Stuart...
Also Richtungswechsel. »Und wie sieht’s bei dir aus? Wenn ich richtig verstanden habe, bist du jung, frei und Single, sonst wärst du wohl nicht zu dieser Dinnerparty eingeladen worden.«
»Noch, aber wenn es nach Grace geht, wohl nicht mehr lange«, scherzt er verschreckt.
Jemand klopft mit einem Messer gegen ein Weinglas, und Stuart erhebt sich.
»Tut mir Leid, euch zu unterbrechen«, entschuldigt er sich nervös. »Aber ich wollte mich bei allen für ihr Kommen bedanken. Ich weiß, dass ihr alle unglaublich beschäftigt seid, und wir wissen es zu schätzen, dass ihr heute die Anstrengung auf euch genommen habt, hier zu sein.« Er hält inne, um sich zu räuspern und die Brille wieder hochzuschieben. »Und«, fährt er an Grace gewandt fort, »wie ihr alle wisst, habe ich diese bezaubernde Frau vor kurzem gebeten, die Meine zu werden, und zur großen Überraschung einer ganzen Menge Leute...«, ich könnte schwören, dass er mich ansieht, »... mich eingeschlossen...«, höfliches Lachen, »... hat sie ja gesagt. Entgegen der verbreiteten Meinung bin ich schließlich nicht ganz vertrottelt...« Vielleicht bin ich paranoid, aber ich bin überzeugt, dass er mich erneut ansieht, »...und bevor sie Gelegenheit hat, ihre Meinung zu ändern...« Er unterbricht sich und lächelt Grace zu, die sein Lächeln erwidert und ihm liebevoll und ermutigend aufs Bein klopft. »... habe ich sie deshalb davon überzeugt, alles ganz offiziell zu machen, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, da wir uns in der Gesellschaft guter Freunde befinden, euch zu bitten, in euren Terminkalendern den zweiten September freizuhalten...« Wieder hält er inne, diesmal, um die Pointe vorzubereiten. »Den Tag unserer Hochzeit.«
Ein Ende des Tisches bricht in einen kurzen, aber begeisterten Applaus aus. Jemand pfeift. Ich meine das Knacken zu hören, als meine Kinnlade auf die Tischkante trifft. Aber das sind ja nur noch zwei Monate!
Leo war anscheinend eingeweiht, denn jetzt taucht er mit einer Magnumflasche Champagner aus der Küche auf, die er Stuart reicht, um dann ein Tablett mit Gläsern zu holen. Stuart, der die Schutzfolie und den Draht mit einer schwungvollen Bewegung entfernt hat, kämpft jetzt peinlicherweise mit dem Korken und übergibt schließlich an Grace, die etwas von ihrer üblichen Form zeigt - na ja, üblich,
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