Drei Frauen und ein Braeutigam
habe mich nicht verändert. Zugegeben, ich gehe nicht mehr so oft weg, aber das ist normal, wenn man eine feste Beziehung hat. Ich bin immer noch ich: verrückt, manchmal auch dumm... Klar, ich bin nicht mehr so impulsiv, mal abgesehen von der Heirat mit Stuart. Man könnte sagen, dass das typisch für mich ist, so Hals über Kopf zu heiraten.«
»Dem ist eine gewisse, perverse Logik nicht abzusprechen«, gebe ich traurig lächelnd zu. »Du bist mir doch nicht böse, oder?«
»Natürlich nicht.« Grace stellt den zweiten Weißwein, den sie gerade entkorken wollte, zur Seite und umarmt mich. »Es freut mich riesig, dass du dir Sorgen machst. Das bedeutet, dass ich dir nicht egal bin.«
»Das weißt du doch, du Schaf«, schimpfe ich zärtlich.
»Keine Sorge. Ich bin wahnsinnig glücklich. Und jetzt sei ein gutes Kind und bring den Wein raus. Ach, und greif nicht alles tür dich ab, ich weiß doch, wie du bist.«
Mir bleibt keine andere Wahl, als zum Tisch zurückzukehren und mich hemmungslos zu betrinken. Ich platziere einen Rotwein und einen Weißwein so weit entfernt von Dan Slater wie möglich, die zwei anderen Flaschen stelle ich zwischen Finn und mir ab, so dass die anderen auf unserer Seite des Tisches darauf Zugriff haben, sie aber doch zu unserer unmittelbaren Verfügung stehen.
Als Nachtisch serviert Grace, dieser Chocoholic, den gleichen Schokoladenkuchen, den ich auch im Tate‘s anbiete. Doch sie hat einen Extrakrug heiße Schokoladensoße hinzugefügt - für alle, die genauso vernascht sind wie sie selbst. Stuart schiebt sich gerade ein Riesenstück Kuchen in den Rachen, und das mit mehr Begeisterung, als ich je bei ihm gesehen habe. Man sollte meinen, dass er nach seiner letzten Erfahrung mit diesem Schokoladenkuchen erst mal bedient ist.
Am Tisch sitzen lauter Naschkatzen. Der Einzige, der nicht nach dem Krug mit der Schokoladensoße giert, ist Dan Slater.
Ich hätte wissen müssen, dass er nicht auf Süßes steht. Er ist viel zu sauer. Endlich gelingt es mir, den Krug in die Hände zu bekommen, doch ich muss ihn sofort gegen Finn verteidigen.
»Du hast mehr Soße als ich«, ruft er lauthals, attackiert meinen Teller mit dem Löffel und schaufelt den größten Teil der Soße auf sein eigenes Stück Kuchen.
»Das stimmt überhaupt nicht«, heule ich. »Gib sie sofort zurück!«
Wir setzen zu einem Löffelgefecht an. Ich versuche, die entwendete Soße zurückzuerobern und versage bitterlich. Der einzige Löffel, den ich ergattern kann, landet auf der cremefarbenen Batistdecke, was mir überaus peinlich ist.
Dan Slater lacht nicht mehr über mich. Und er spricht nach wie vor nicht mit mir. Er hat mir den größten Teil des Abends die kalte Schulter gezeigt und mit einer widerlich albernen Miranda geplaudert, die ihr langes blondes Haar so oft kokett über die Schulter geschleudert hat, dass es mich überraschen würde, wenn sie davon kein Schleudertrauma bekäme. Doch angesichts solch kindischen Schokosoßenverhaltens wird mir jetzt Dans Aufmerksamkeit in Form eines überaus missbilligenden Blickes zuteil.
Das spornt mich nur noch an, weiter ungezogen zu sein. Ich bin versucht, mit einem Löffel Schokoladenkuchen auf ihn zu zielen, beschließe dann aber, dass ich damit nur gutes Essen verschwenden würde.
Um diejenigen ihrer Gäste, die noch nicht bei ihrem vorbestimmten Partner gelandet sind, zu ermutigen, beschließt Grace im Anschluss an den Nachtisch, den Kaffee im Wohnzimmer zu servieren. Nachdem wir allein mindestens anderthalb Flaschen Wein gepichelt haben, sind Finn und ich inzwischen ziemlich angeheitert. Wir kichern wie verrückt, schlagen den Kaffee aus und ordern stattdessen eine Flasche Brandy. Dann lassen wir uns in eine Ecke von Grace‘ großem rotem Sofa fallen, wo wir unsere eigene Zwei-Mann-Clique bilden.
»Was um Himmels willen legt denn der auf?« Finn verzieht das Gesicht, als Stuart eine neue CD in Grace‘ Stereoanlage schiebt. »Ich dachte, das hier ist eine Party und keine Parteiveranstaltung!« Er gähnt auffällig. »Das ist ja zum Einschlafen.«
»Vielleicht ist das ihre Art, uns zu sagen, dass es an der Zeit ist, nach Hause zu gehen!«, scherze ich.
»Kaum.« Finn wirft einen Blick auf die Uhr. »Es ist erst halb zwölf.«
»Na, wenn er damit seine Zeit, ins Bett zu gehen, nicht längst überschritten hat!«
»Er sieht wirklich etwas müde aus.« Finn taxiert Stuart mit zusammengekniffenen Augen. Sein Kopf schwankt, und er versucht mit aller Gewalt, sich
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