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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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von einer weiteren Expedition in die Küche zurückkehrt, um den Hauptgang zu holen (noch ein Rezept, dass sie von meiner Speisekarte stibitzt hat), und ihn dabei ertappt, wie er sich einen Finger ins Ohr steckt und so tut, als würde er abdrücken.
    Ich weiß nicht, wie ich es schaffe, meine Blase im Zaum zu halten, als er im vollen Bewusstsein, dass Grace wieder sitzt und ihn beobachtet, verstohlen eine Hand hinter Cornelias Rücken hält und Drehbewegungen nachahmt, als würde er einen Leierkasten spielen. Selbst Grace hat in diesem Moment Schwierigkeiten, ihren grimmigen Gesichtsausdruck beizubehalten. Sie versteckt ihr Gesicht hinter ihrem Weinglas und lacht so hemmungslos, dass Stuart anfängt, ihr auf den Rücken zu klopfen, weil er irrtümlich annimmt, sie habe sich verschluckt. Finn sieht zu mir herüber und verdreht erneut die Augen, deutet auf Leo und gähnt.
    Ich nicke. Als ich bereits darüber nachdenke, statt Dan Slater mir selbst eine Portion Rattengift zu verabreichen, um den Abend schneller zu beenden, unternimmt Finn einen Versuch, Cornelia a la Steve McQueen zu entkommen: Er lässt sein Brötchen fallen, taucht im wahren Sinn des Wortes unter dem Tisch ab und auf meiner Seite wieder auf, wobei er vorgibt, komplett die Orientierung verloren zu haben.
    »Tut mir Leid, Kumpel, aber das hier ist mein Platz.« Er greift nach der von Grace sorgfältig gemalten Tischkarte und schwenkt sie unter Leos Nase.
    Leo ist viel zu höflich und konfrontationsscheu, um seinen Platz zu behaupten, und landet nach einem etwas verunsicherten Blick in die Runde auf Stuarts Platz neben Cornelia.
    »Die Reise nach Jerusalem«, kommentiert Finn grinsend und setzt sich neben mich. »Ich hatte gehofft, du rettest mich vor Nerv-nelia, aber dann habe ich gesehen, dass du viel mehr der Rettung bedurftest als ich.«
    »Vielen Dank«, murmle ich mit zusammengekniffenen Lippen wie ein Bauchredner.
    »Sehe ich es richtig, dass du mit dem Großen L nicht so gut auskamst? Sein Name ist übrigens nicht wirklich Leo.«
    »Nicht?«
    »Nein, sondern Lionel. Er hat ihn getauscht, um mehr Erfolg bei den Frauen zu haben.«
    »Wie schade, dass es nicht funktioniert! Entschuldige, das hört sich ganz schön gehässig an, was? Er scheint wirklich ein netter Kerl zu sein, aber... na ja, sagen wir einfach, ich hatte schon interessantere Unterhaltungen mit sprechenden Papageien.«
    »Ich weiß nicht, mit Cornelia scheint er ganz gut auszukommen.«
    Ich sehe zu Cornelia und Leo hinüber und stelle überrascht fest, dass sie in ein lebhaftes Gespräch vertieft sind. »Na, jetzt zweifle ich aber wirklich an mir!«, rufe ich.
    Finn grinst. »Hey!« Er entdeckt mein leeres Weinglas, hebt es hoch und wirft einen angeekelten Blick auf die saubere Oberfläche. »Das geht aber nicht, du hattest ja noch gar nichts zu trinken.«
    »Ich weiß«, sage ich spitz. »Ein gewisser Jemand hat die Flaschen mit Beschlag belegt.«
    Das ist ein bisschen geflunkert. Ich habe mich nämlich einfach nicht getraut, Dämon Dan um den Wein zu bitten. Demzufolge ist mein Glas leer, und auf meinen Kartoffeln fehlt der Pfeffer, denn die große Pfeffermühle steht ebenfalls jenseits der Berliner Mauer seines breiten Rückens. Finn steht auf, beugt sich über mich, streift unbeabsichtigt mit dem Ärmel seines blauen Hemds von Yves Saint Laurent durch die Soße von Dan Slaters Rindfleisch in Bier und schnappt sich die Flasche, die vor Dan und Pferdegesicht steht. Dann füllt er mit Nachdruck mein Glas.
    »Cheers«, ruft er und stößt mit mir an.
    »Mein Retter!«, erwidere ich und nehme dankbar einen großen Schluck. Ich spüre, wie das stärkende Nass angenehm warm durch meine Kehle in den Magen rinnt.
    »Ich glaube fast, wir haben ihnen einen Gefallen getan.« Finn deutet auf Leo und Cornelia. »Sie scheinen gut zueinander zu passen, im Gegensatz zu einigen anderen Leuten am Tisch. Ich will nicht gemein sein, aber ich weiß wirklich nicht, wie der alte Stuart es geschafft hat, diese tolle Frau an die Angel zu kriegen.« Finn seufzt auf, als Grace sich vorbeugt, um einen Kuss auf Stuarts leicht gerötete Wange zu hauchen.
    »Hört, hört.« Ich erhebe mein kürzlich gefülltes Glas. »Ganz meine Meinung.«
    »Du scheinst auch nicht begeistert zu sein?«
    »Bleibt das unter uns?«
    »Ich bin die Verschwiegenheit in Person.«
    »Du bist Journalist.«
    »Okay, ich bin die Gerissenheit in Person, aber ich erzähle es nicht weiter, versprochen.«
    »Na gut«, äußere ich vorsichtig.

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