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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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er mich, wie ich schwankend im Flur stehe. Er verkürzt seinen Abschied und kommt in die Diele, wobei er sich ein Kaschmirsakko überwirft. Er bedankt sich herzlich bei Grace für den schönen Abend und küsst sie auf die Wange. Doch obwohl er sie angelächelt hat, ist sein Gesicht seltsam ausdruckslos, als er mich ansieht.
    Grace hilft mir in den Mantel und legt meine Finger, die mir nicht mehr gehorchen wollen, um den Griff meiner Handtasche, bevor sie mich auf beide Wangen küsst und zur Tür hinausschiebt. Es gelingt mir, die drei Stufen zum Bürgersteig zu bewältigen, ohne umzukippen. Dan Slaters Auto steht hundert Meter weiter unten am Straßenrand. Er muss mich nicht schreiend und um mich schlagend mit sich zerren, doch mein schmollendes Gesicht sagt deutlich, dass ich ihm sein »freundliches« Eingreifen übel nehme. Ich stelle fest, dass ich zu betrunken bin, um zu protestieren, als er mich auf den Beifahrersitz seines großen schwarzen BMW verfrachtet, dann selbst einsteigt, sich über mich beugt und nach dem Sicherheitsgurt greift. Er streift mich flüchtig, als er ihn quer über meine Brust legt.
    Unfreiwillig atme ich seinen Geruch ein, als sein Körper meinen berührt. Ich muss zugeben, dass er verdammt gut riecht. Was für eine Schande, dass er so ein herzloses Schwein ist. Als ich mein umnebeltes und betrunkenes Hirn daran erinnert habe, gelingt es mir, ihn angemessen zornig anzustarren, als er den Gurt einrasten lässt. Er quittiert meinen Blick eigenartigerweise mit Erheiterung, in die sich leichte Verlegenheit mischt. Bevor ich jedoch Gelegenheit habe, unerträglich grob zu jemandem zu sein, der zwar ein echtes Schwein, aber doch ein hinreichend nettes echtes Schwein ist, um die Sternhagelvolle nach Hause zu bringen, lullt mich das gleichmäßige Röhren des starken Motors glücklicherweise in den Schlaf.
    Als ich aufwache, verrät mir die glimmende Digitaluhr im Armaturenbrett, dass es ein Uhr morgens ist und dass vierzig Minuten vergangen sind, seit wir Grace‘ Haus verlassen haben. Der Motor ist aus. Als ich mich orientierungslos umsehe, merke ich, dass Dan einfach still dasitzt und mich ansieht. Verlegen sehe ich aus dem Fenster und bin sehr erleichtert, als ich das Schild des Tate‘s auf der anderen Straßenseite entdecke. Er hat mich tatsächlich nach Hause gebracht.
    Aber was habe ich anderes erwartet? Dass er mich auf dem Heimweg umbringt und dann Besitz von meinem verwaisten Restaurant ergreift?
    Mein Kopf zumindest fühlt sich verwaist an. Ich glaube, mein Gehirn hat sich vor circa vier Gläsern Wein verabschiedet. Normalerweise braucht man keine vierzig Minuten von Grace zu min Wie lange stehen wir hier schon? Vielleicht hat er darauf gewartet, dass ich von selbst aufwache. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass ich ihm mit der Handtasche eins überziehe, wenn er mich wachrüttelt.
    Obwohl mein angeborener Hang zu guten Manieren mir unter dem Einfluss des Alkohols und meiner gemischten Gefühle für diesen Mann etwas abhanden gekommen ist, spüre ich, dass es vielleicht doch angebracht wäre, mich dafür zu bedanken, heil zurück in meiner Bleibe zu sein. Doch als ich den Mund aufmache, um ein knappes merci beaucoup zu nuscheln, ist leider das Einzige, was kommt, ein lauter Rülpser. Sofort halte ich mir den Mund zu, doch nicht, um weitere Rülpser zu unterdrücken - glücklicherweise, oder unglücklicherweise, ganz wie man es nimmt, war das ein Rülpser, der alle anderen überflüssig macht, und ich glaube nicht, dass ich in den kommenden zwei Jahren wieder einen hinbekomme -, nein, meine Hand liegt auf meinem Mund, um das höchst unangebrachte Kichern zu unterdrücken, in das ich auszubrechen drohe.
    Ich kichere immer noch, als Dan aussteigt, um das Auto herumgeht und mir die Tür öffnet. Ich kichere auch noch, als er meine zitternde, den Schlüssel umklammernde Hand zum Schloss der Eingangstür führt, und ich kichere weiter - der Himmel weiß, warum als er mich mehr oder weniger die Treppe hochträgt und mehrere Türen aufstoßen muss, bevor er die zum Schlafzimmer findet. Er positioniert mich dergestalt, dass ich mich rückwärts aufs Bett fallen lassen kann, und sieht mit amüsiert hochgezogenem Mundwinkel zu, als ich das auch prompt tue.
    Blinzelnd sehe ich zu ihm auf.
    Er blickt auf mich hinunter. Er sagt nichts, und er macht auch keine Anstalten zu gehen.
    Unglücklicherweise verspüre ich das Bedürfnis, das Schweigen zu brechen. Und was noch schlimmer ist: Ich bin nicht in

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