Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Manchmal versuche ich es mit vier verwandten Namen, wie ›F, mein Name ist Franka, und mein Mann heißt Frank. Wir kommen aus Frankreich und verkaufen …‹« Ihre Stimme verklingt. »Na ja, das sind drei von vier. Vier von vier habe ich noch nie geschafft.«
Angesichts von so viel Hilfsbereitschaft sind Lana und Tracee still. »Aber ich habe Hunger«, sagt Tracee schließlich.
»Bist du verrückt? Du kannst nicht mit uns kommen. Wir bringen dir etwas zu essen.«
Als Lana ihre Vermessenheit auffällt (die Annahme, dass Rita mit ihr kommen wird), verbessert sie sich und stellt außerdem fest, dass sie sich um Rita inzwischen genauso kümmert wie um Tracee. »Du kannst natürlich jederzeit gehen«, erklärt sie Rita. »Das hört sich komisch an, aber was ich meine, ist, mach dir um uns keine Sorgen.«
»Ich bleibe bei euch«, sagt Rita zu Tracee.
»Können wir in eine andere Richtung trampen?«, fragt Tracee.
»Ich muss zu einem Meeting«, erklärt Lana. »Mit meinem Auto.«
»Ich habe Hunger.«
»Wir können wieder hineinklettern und noch mehr Chips und Maraschinokirschen holen«, sagt Rita.
»Ich brauche Eiweiß«, erwidert Tracee verzagt.
Lana streckt den Kopf um die Ecke des Gebäudes. Der Polizist ist fort, ihr Auto hängt jetzt am Abschleppwagen, und der Fahrer fährt gerade zurück, um es vom Geländer wegzuziehen.
Lana rennt auf die Straße zu, winkt und ruft: »He, hallo, das gehört mir! Mein Auto!«
»Sie hat überhaupt kein Geld«, sagt Tracee.
Rita fragt: »Hat sie eine Kreditkarte?«
»Über dem Limit. Weit über dem Limit. Meine auch.«
»Wenn ich eine Kreditkarte verwenden würde, dann könnte ich gefunden werden, oder?«
»Das möchte ich nicht«, sagt Tracee und denkt an sich selbst.
Rita lässt ihre Handtasche aufschnappen und zieht eine MasterCard heraus. Sie knickt sie in der Mitte zusammen, biegt sie vor und zurück, vor und zurück, bis sie das Plastik auseinanderreißen kann. Dann lässt sie die Stücke auf den Boden fallen, tritt mit dem Absatz darauf und reibt darüber, hebt sie auf und wirft sie in den Mülleimer.
8
»Sie haben Glück gehabt«, sagt Bill. »Sie könnten auch tot sein.«
»Ich weiß«, sagt Lana. Sie sitzt neben ihm im Abschlepp wagen auf dem Weg in den nächsten Ort, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wohin sie eigentlich fahren. Sie ist allerdings nicht bereit, ihre Ahnungslosigkeit einzugeste hen. Ihr fällt auf, dass der Tachometer nicht mehr als 25 Mei len pro Kilometer anzeigt.
»Ich fahre langsam«, sagt er.
»Dagegen habe ich nichts.«
»In meinem Beruf wird einem schnell klar, dass es inner halb einer Sekunde vorbei sein kann. Das hat mich vorsichtig gemacht.«
Lana schätzt ihn auf etwa vierzig. Er hat einen ziemlichen Bauch, ein rundes Gesicht und trägt sorgfältig gebügelte Kleidung. Seine Khakihose weist eine Bügelfalte auf. Möglicherweise wird er von einer liebenden Ehefrau gut gefüttert und versorgt. Das Foto eines lächelnden kleinen Mädchens hängt in einem Strohrahmen am Rückspiegel.
»Wie heißt sie?«, fragt Lana in der Annahme, dass es seine Tochter ist. »Sie ist sehr hübsch.«
»Anna Sue«, sagt er.
»Sind Sie bei allem so vorsichtig oder nur beim Autofahren?«
»Ich sehe überall Ecken.«
»Ecken?«
»Was dahinter ist. Das weiß man nie.«
»Das stimmt. So habe ich das noch nie betrachtet.«
»Wohin wollen Sie?«
»Wenn Sie mich vielleicht …« Sie entschließt sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich suche die AA .«
»Das bin ich, aber Sie sind kein Mitglied.«
»Was? Nein, nein, Sie sind der Automobilclub, AAA , also dreimal A. Ich will zu den Anonymen Alkoholikern. Zu einem Meeting.«
»Jetzt verstehe ich. Fragen Sie Cynthia vom Café. Sie gehört dazu. Sind Sie Collegestudentin?«
»Nicht mehr. Ich war eine. Sehe ich so jung aus? Ich komme mir echt alt vor.«
»Wie alt sind Sie denn, wenn ich fragen darf?«
»Sechsundzwanzig.«
»Dann sind Sie auf der Durchreise oder so?«
»Oder so«, sagt Lana.
Sie lachen beide.
Lana holt ihr Handy hervor und drückt ein paar Tasten. »Tot. Ich brauche ein Ladekabel. Haben Sie zufällig ein Ladekabel für ein Samsung?«
»Sam. Sung«, sagt Bill. Aus irgendeinem Grund findet er das lustig und kichert. »Nein.«
»Bill, ich habe im Moment kein Geld für die Reparatur. Es reicht nicht einmal fürs Abschleppen. Könnten Sie bitte das Auto bei Ihnen stehen lassen, und ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich mir die Reparatur leisten kann?«
»Klar. Wenn Sie nicht
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