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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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zurückkommt.«
    »Was passiert dann?«
    »Sie wird mit Ihnen darüber reden.«
    »Worüber reden?«
    »Entschuldigen Sie«, sagt Rita. »Ich frage mich, wie der Schleier überhaupt auf den Kopf des Löwen gekommen ist. Bevor er ihn zerfetzt hat.«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich gar nicht glaube, dass er ihn auf dem Kopf hatte. Wie zum Geier hätte das denn gehen sollen? Kann ich mir nicht vorstellen. Hört sich komisch an.«
    In diesem Augenblick trifft Lana ein, sie hat sich von einem Eier-Lieferwagen mitnehmen lassen. Misstrauisch geht sie auf die offen stehende Tür zu, bemerkt auf dem Parkplatz ein schickes weißes Cabriolet, ein Chevrolet Bel Air mit offenem Verdeck (Oldtimer, die Chromteile blitzblank poliert). Zu Elvis hätte so ein Auto gepasst.
    An der Tür bleibt sie zögernd stehen, aber Clayton erspäht sie und winkt sie herein.
    Der Lion ist riesig, was sie in der Aufregung in der Nacht und am Morgen überhaupt nicht bemerkt hat. An die zweihundert Leute könnten hier sitzen, an nicht zusammenpassenden runden Tischchen mit nicht zusammenpassenden Stühlen. Ganz vorn befindet sich der Löwe; sein Käfig, groß wie eine Doppelgarage, reicht fast bis zur hinteren Wand. Die gesamte Kneipe ist mit alten Filmplakaten tapeziert. Einige der Filme, Easy Rider etwa, kennt Lana, andere, wie Blood Sisters, nicht. Außerdem dekoriert bunte Neonbeleuchtung den Raum, zumeist Barmotive – Cocktailgläser oder Werbung für verschiedene Biermarken –, obwohl gelegentlich etwas nicht ganz dazupasst, eine Palme zum Beispiel.
    »Endlich«, sagt Tracee.
    Lana reicht ihr eine Papiertüte. »Grillkäse-Sandwiches.«
    Tracee greift sofort in die Tüte und gibt Rita eines davon. Sie reißt die Folie ab und beißt herzhaft in das Brot. »Meine Güte, ich bin halb verhungert. Das ist Clayton. Ihm gehört der Laden.«
    »Hallo, ich bin Lana.« Sie streckt ihm die Hand hin, er schüttelt sie.
    »Was ist mit dem Auto?«, fragt Rita.
    »Für die Reparatur brauchen wir mindestens neunhundert Dollar. Vielleicht noch mehr.«
    Tracee gibt ihr einen Schubs.
    »Was?«
    Sie beugt sich vor und flüstert: »Er schuldet mir was.«
    »Der Schleier«, bemerkt Clayton, falls Lana nicht versteht, wovon die Rede ist.
    »Er war mindestens hundert Dollar wert«, sagt Tracee. »Sag ihm das.«
    »Sie sollten Tracee den Schaden ersetzen.«
    »Da gibt es nur eine Kleinigkeit, an die man denken sollte«, erwidert Clayton. »Leg niemals etwas, woran dein Herz hängt, in einen Raum, in dem ein Löwe ist.«
    »Der Schleier und der Löwe waren nicht im selben Raum«, sagt Lana. »Technisch gesehen ist ein Käfig ein eigener Raum.«
    »Nicht dort, wo ich herstamme.«
    »Entschuldigen Sie, aber woher stammt der Löwe eigentlich?«, fragt Rita.
    »Der Zirkus wollte ihn nicht mehr haben, darum habe ich ihn billig bekommen. Ich dachte, er würde das Geschäft beleben.«
    Rita schaut den Löwen an. »Wie heißt er?«
    »Marcel«, sagt Clayton. »Nicht meine Idee. Den Namen hatte er schon.«
    »Marcel«, sagt Rita zärtlich.
    »Glauben Sie bloß nicht, dass er ein Kätzchen ist.« Clayton schiebt einen Ärmel hoch und entblößt seinen kräftigen Arm. Auf der Innenseite ist eine riesige Narbe zu sehen, die vom Bizeps bis zum Ellbogen reicht. »Für diesen Hochzeitsschleier gebe ich Ihnen keinen Penny«, erklärt er Tracee. »Außerdem tragen Sie eines meiner Angestelltenhemden. Das kostet, einschließlich des speziellen Monogramms, mindestens zwanzig Dollar. Und noch dazu haben Sie hier übernachtet. Also sind wir quitt.«
    »Brauchen Sie jemanden?«, fragt Lana. »Können wir hier vielleicht bedienen?«
    »Was?«, sagt Tracee.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Lana zieht Tracee am Arm weit genug weg, damit sie ungestört reden können. »Wir müssen das Auto auslösen. Wenn wir als Kellnerinnen arbeiten, verdienen wir genug. In drei Wochen sind wir hier wieder weg.«
    Tracee überlegt, mit zweifelnder Miene. »Und wenn mich jemand findet?«
    »Wie Rita gesagt hat, wir sind mitten im Nirgendwo. Klar, jedes Nirgendwo wird ein Irgendwo, wenn man nur lang genug dort ist.«
    »Wovon redest du?«
    »Vergiss es«, sagt Lana. »Dass ich nüchtern bin, sorgt dafür, dass ich mehr nachdenke als sonst. Drei Wochen, Tracee, allerhöchstens, versprochen. Dann sind wir wieder weg.«
    Sie gehen zurück zu dem Tisch, an dem Clayton sitzt. Er ist mit seinem Stuhl nach hinten geschaukelt und hat die Arme vor der Brust gefaltet. Mit Rita redet er kein Wort.
    »Also?«, sagt
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