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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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Sie Durst haben.« Er klopft mit dem Fuß an die Tür.
    »Es ist doch bloß für eine Nacht«, sagt Rita.
    Lana und Tracee sind überrascht über ihre gute Laune und ihre Anpassungsfähigkeit. Rita erklärt: »Na, wir werden an einem Abend bestimmt genug verdienen, um uns ein eigenes Zimmer leisten zu können. Wie viel kann das schon kosten? Tim, würde es Ihnen etwas ausmachen, in der Badewanne zu schlafen?«
    »Es gibt keine Badewanne«, sagt Tim. »Nur eine Dusche. Dort werde ich schlafen.«
    Lana stellt ihre Handtasche ab. »Das ist sehr nett von Ihnen.«

12
    Lana hat geduscht und ruht sich im Sessel aus. Ihr nasses Haar ist in ein sehr kleines Handtuch gewickelt, das sich immer wieder löst. Tim und Tracee sitzen ausgestreckt auf dem Bett, an das wackelige Kopfbrett gelehnt. Im Fernsehen läuft Family Feud, eine Gameshow, in der zwei Familien gegeneinander antreten.
    Tracees Gedanken sind bei der Diamanthalskette. Sie vermisst sie. Es juckt sie in den Fingern, die Kette anzufassen, aber bisher war sie keinen Augenblick lang unbeobachtet.
    »Schaut mal, wie dick der Mann ist«, sagt Lana und reißt sie aus ihrem Tagtraum.
    Tracee wendet ihre Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. Der Mann ist wirklich fett, er ist der Vater der Familie Dalton und bemüht sich gerade, die Frage »Was geht im Urlaub am häufigsten verloren?« zu beantworten. Gepäck und Hotelzimmerschlüssel wurden bereits erwähnt. Er zerbricht sich den Kopf, aber ihm fällt nichts anderes ein.
    »Dein Kind«, sagt Lana.
    »Das ist gut!«, bemerkt Tim.
    »Kannst du dich an den Typen in der Nachbarschaft erinnern, der die Weltraumdiät gemacht hat?«, fragt Tracee.
    »Jim Bonny«, sagt Lana.
    »Der Arzt hatte ihn auf Spacebars gesetzt«, erklärt Tracee Tim, »diese Dinger, die Astronauten essen. Jedes Mal, wenn eine Mahlzeit fällig war, nahm er sich einen Riegel, immer eine andere Geschmacksrichtung. Ich weiß nicht, woraus sie eigentlich bestehen. Wenn man nur diese Dinger isst und sonst nichts, dann verliert man blitzschnell, na ja, eine Tonne Gewicht oder so, aber das bringt den Körper in eine Art unnatürlichen Zustand. Ich glaube, das heißt Atose.«
    »So heißt es nicht«, sagt Lana.
    Tim greift nach einer Stange, die aufrecht neben dem Bett steht. Es ist eine von denen, die am oberen Ende eine Art Greifer haben und die man im Supermarkt verwendet, um Schachteln aus den oberen Regalen zu holen. Tim benutzt sie in seinem Supermarkt-Job und nimmt sie jeden Abend mit nach Hause. Er streckt sie in Richtung des Schreibtisches aus, umklammert mit dem Greifer den Griff einer Schublade, zieht sie auf und schließt sie wieder. »Ich muss überhaupt nie aufstehen«, sagt er.
    Rita kommt frisch geduscht aus dem Bad, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Tim zur weiteren Demonstration mit der Stange die Bonbonschachtel vom Schreibtisch holt. »Sahnekaramellen?« Er bietet sie Tracee an.
    »Danke.« Sie durchwühlt die Schachtel nach einer Sorte, die sie mag. »Schaut mal, wie niedlich die sind.« Eines der klobigen Karamellstücke hält sie hoch, damit es alle bewundern können; es ist eingewickelt in gestreiftes Wachspapier, das an den Enden zusammengedreht ist.
    Mit der Stange reicht Tim Lana und Rita die Schachtel. Rita lehnt ab, aber Lana nimmt sich eine Handvoll. Dann schwingt er die Stange zurück zum Schreibtisch, lässt die Schachtel los und stellt die Stange wieder aufrecht hin. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss ein paar Sachen erledigen. Ich komme dann wieder und bringe euch zum Lion. « Und schon ist er aus der Tür, noch ehe sie sich verabschieden können.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rennt Tim die Treppe hinunter und über den Parkplatz. Er wird erst langsamer, als er schon eine Viertelmeile weit die Straße entlanggelaufen ist. Dann biegt er ab und joggt einen schmalen Weg zwischen einigen Kiefern hindurch. Da unten am Fluss kennt er eine Stelle, wo einige Leute Barsche oder Welse fangen und wo man gelegentlich sogar Otter findet, auch wenn er noch nie einen gesehen hat. Ist das nicht toll, dass er mit der hübschesten Frau, die er je getroffen hat, fernsehen darf, dass sie sogar bei ihm eingezogen ist – die Antwort auf ein heimliches Gebet – und dass er aus der Art, wie sie sich für das Bonbon bedankt hat, weiß, dass seine Mutter sie mögen wird? Hier ist sie, der Verlobte tot und verschwunden, sie steht vielleicht noch unter Schock, und dennoch bleibt sie optimistisch und erzählt Geschichten über
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