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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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Landstraße entlang, vorbei an grünen Hügeln, die mit vereinzelten Wäldchen aus sehr hohen Kiefern bewachsen sind. Gelegentlich sieht man ein Feld mit Reihen niedriger grüner Blattpflanzen. »Sojabohnen«, erklärt Tim. »Geht es euch gut da hinten?«, fragt er Lana und Rita.
    »Alles prima«, erwidert Lana. »Sie sind Fahrlehrer?«
    Tim nickt. »Fahrschule Wilson. Wilson bin ich. Tim Wilson.« Er wirft Tracee einen verstohlenen Seitenblick zu, sie lächelt. »Ich kümmere mich auch um Mr. M.«
    »Sie meinen das sexistische Schwein?«, sagt Lana.
    »Verzeihung?«
    »Clayton«, sagt Lana.
    »Ach, ich mache dort sauber und noch so ein paar Sachen. Aber ich meine Marcel. Ich nenne ihn Mr. M. Ich füttere ihn. Und dann arbeite ich noch im Supermarkt.«
    »Dieser Löwe hat meinen Schleier gefressen«, sagt Tracee.
    »Ihren Schleier?«
    »Er schuldet mir Geld.«
    »Wer?«
    »Clayton. Der Löwe gehört ihm.«
    »Können Sie sich vorstellen, wie der Schleier auf Marcels Kopf gekommen ist?«, fragt Rita.
    »Hä?«, macht Tim.
    »Er hatte den Schleier auf dem Kopf«, sagt Tracee.
    Bei einem Schild mit der Aufschrift TULIP TREE MOTEL biegt Tim in eine gekieste Auffahrt ein. Das Motel ist ein einstöckiges Ziegelgebäude. Zwei weiße Säulen, denen man schon vom Auto aus ansieht, dass die Farbe abblättert, umrahmen eine tulpenförmige gelbe Tür. Das restliche Gebäude erstreckt sich nach rechts wie ein langer Eisenbahnzug. Eine weiße Wendeltreppe aus Holz führt hinauf auf einen Balkon, der im ersten Stock am ganzen Haus entlangreicht. Alle Zimmer sind von außen zugänglich.
    »Ein Motel können wir uns nicht leisten«, sagt Lana.
    »Das ist kein Motel«, sagt Tim.
    Tracee öffnet die Beifahrertür und stellt fest, dass Tim schnell ums Auto gelaufen ist und nun die Hand ausstreckt, um ihr herauszuhelfen. Er hilft auch Lana und Rita beim Aussteigen, dann nimmt er das Hochzeitskleid aus dem Kofferraum und trägt es so sorgfältig auf den Armen, als wäre es zerbrechlich.
    »Sind Sie verheiratet?«, erkundigt er sich bei Tracee.
    Tracee blinzelt und versucht, die Tränen zurückzuhalten.
    »Tut mir leid«, sagt Tim. »Er ist gestorben, oder? Ihr Verlobter. Er ist kurz vor der Hochzeit gestorben. Ich wusste, dass Sie eine tragische Geschichte erlebt haben. Ich habe es in Ihren Augen gelesen.«
    Tracee strömen die Tränen übers Gesicht.
    »Ich habe Taschentücher«, sagt Tim. »Hier, nehmen Sie sie aus meiner Tasche.«
    Tracee zieht ein Minipäckchen Taschentücher aus seiner hinteren Jeanstasche.
    »Behalten Sie das Päckchen. So etwas kann ich für fast nichts aus dem Supermarkt mitnehmen.«
    »Ich werde mein Hochzeitskleid nicht zum Kellnern anziehen«, erklärt Tracee Lana.
    Sie folgen Tim über die Wendeltreppe in den ersten Stock und beachten seine Warnung, das Geländer nicht anzufassen, weil sie sich sonst Splitter einziehen könnten. »Das war früher mal ein Motel, aber es kamen nie Gäste. Die Besitzerin hat es zu einem Dingsda gemacht … Ich weiß nicht genau, wie man so etwas nennt. Vermutlich ein Mietshaus. Man kann hier Zimmer mieten.«
    Lana fragt: »Wie viele haben Sie?«
    »Eines.« Er schließt die Tür zu Nummer 17 auf. »Willkommen in meinem Zuhause. Machen Sie es sich gemütlich.«
    Die drei Frauen spähen hinein. Ein Doppelbett mit einem Bettgestell aus Kiefernholz nimmt den größten Teil des Raumes ein; die ausgebleichte Strukturtapete wellt sich an den Rändern. Dann gibt es noch einen roten Korbstuhl mit abgebrochenem Flechtwerk an den Armlehnen und einen alten kleinen Fernseher. Verschiedene Waren aus dem Supermarkt liegen aufgereiht auf dem Schreibtisch – eine gigantische Schachtel Sahnekaramellbonbons, Ritz-Kräcker, ein übergroßes Glas mit Kopfschmerztabletten, ein Riesenglas Erdnussbutter, ein Viererpack Papierhandtücher und ein Zwölferpack Pfefferminz.
    »Kommt nicht infrage«, sagt Lana, nachdem sie die Unterkunft eingehend betrachtet hat.
    »Aber ich werde nicht im Weg sein«, sagt Tim.
    »Haben Sie oft Kopfweh?«, fragt Tracee.
    »Nein.«
    »Wofür dann die ganzen Tabletten?«
    »Zur Sicherheit.«
    »Wie wollen Sie das machen, uns nicht im Weg zu sein?«, will Lana wissen.
    »Kann ich eine davon haben?«, fragt Tracee.
    »Bedienen Sie sich. Wenn Sie etwas von den anderen Sachen wollen, nehmen Sie es ruhig.« Tim schiebt einen Schrank auf, und die Tür fällt aus der Schiene. Er klemmt sie wieder hinein und hängt das Hochzeitskleid auf. »Im Kühlschrank hier ist Sodawasser, falls
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