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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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fühlt sich alles sehr vertraut an, auch wenn Tracee nicht recht weiß, wieso – der Verlauf dieses Gesprächs, die Art und Weise, wie sie in die Falle gerät.
    »Nicht das Taschentuch, das du bei Goodwill eingesteckt hast«, sagt Lana. »Das habe ich gesehen. Ich meine etwas anderes. Etwas Größeres, abgesehen von dem Hochzeitskleid?«
    »Größer?« Tracee gibt sich unschuldig. Sie hasst Lanas Intuition. Oder ist es Telepathie? Sie kennen einander schon so lange. »Nein.« Sie leugnet es so beleidigt und verärgert, wie man es tut, wenn das Gegenteil zutrifft.
    Draußen marschiert Tim hin und her. Er wirft Blicke in den Wagen, bemüht sich, nicht neugierig zu wirken, aber er macht sich Sorgen um Tracee.
    »Ich muss mich bei dir entschuldigen, Tim«, sagt Rita. »Ich habe mir dein Auto ausgeliehen.«
    »Das ist schon in Ordnung, jederzeit. Wofür denn?« Er erschlägt eine Stechmücke auf seinem Nacken.
    »Jeden Morgen gehe ich mit Marcel spazieren.«
    »Du gehst mit Marcel spazieren?«
    »Ja.«
    »Wo denn?«
    »Draußen. Nur in der Umgebung.«
    Tim denkt darüber nach, stellt sich den Löwen an einer Leine vor, wie er vorneweg geht, aber so ist es gar nicht. Rita führt ihn an der Leine. »Ich wette, das gefällt Mr. M.«
    »Ich glaube, er mag es.«
    »Wie bist du an meine Schlüssel gekommen?«
    »Ich gehe in dein Zimmer, während du schläfst, und nehme sie aus deiner Hosentasche. Du sperrst nie die Tür ab.«
    Lana streckt die Hand aus dem Fenster und winkt sie wieder herein.

25
    Am nächsten Abend im Lion sitzt Rita vor dem Käfig, das Gesicht den Gästen zugewandt. Eine halbe Stunde sitzt sie dort, und Marcel schnüffelt an ihren Haaren. Die Gäste holen tief Luft, wenn sein großer Kopf hinter dem ihren aufragt. Das Schnüffeln ist faszinierend, der Klang, die Vielfalt der Geräusche, ein so zartes Schnaufen wie von einem Kätzchen und so lautes Schnauben, als wollte Marcel gleich Ritas Kopf fressen. Beide haben rostbraunes Haar, das mit grauen Strähnen durchzogen ist, und für die Gäste hat die Tatsache, dass Rita und der Löwe die gleiche Haarfarbe haben, etwas vage Erotisches.
    Rita genießt es, Marcel hinter sich zu spüren und seinen heißen Atem zu fühlen.
    Clayton ist wie gebannt. Der Lion ist voll bis auf den letzten Tisch, aber so hart er auch arbeitet, er kann den Blick einfach nicht von Rita wenden.
    Später, als alle gegangen sind, feiern sie.
    »Ich habe nachgedacht«, sagt Clayton. »Von jetzt an kein Abräumen mehr. Du kannst als Bedienung arbeiten.«
    »Danke«, sagt Rita.
    »Wir wollen drei Jobs und dreimal Lohn«, sagt Lana.
    »Kriegt ihr.« Er zieht den Korken aus einer Weinflasche. »Bordeaux?«
    Er schenkt ihnen billigen Wein ein und füllt Ritas Glas als Erstes. Lana holt sich eine Pepsi aus dem Kühlschrank, und sie stoßen an. »Auf uns«, sagt Clayton, »und auf eine richtig große Zukunft.«
    »Auf Marcel«, sagt Rita.

26
    Das AA -Meeting hat schon angefangen, als Lana lärmend hereinkommt. Sie schlägt die Tür so heftig zu, dass die Glocke, die dort hängt, herunterfällt. »Wer hier ist der Polizeichef?«
    Niemand antwortet – Identitäten sind bei AA vertraulich –, aber einige Köpfe wenden sich unwillkürlich einem glatzköpfigen Mann über fünfzig zu, der auf einer Couch in der Ecke sitzt. Seine Augen hinter der dicken, schwarz gerahmten Brille weiten sich ein wenig, der einzige Hinweis darauf, dass er der Gesuchte sein könnte.
    »Sie haben meine vertrauliche Beichte, etwas, was ich hier ganz unter uns gesagt habe, dazu benutzt, um jemandem das Leben zu zerstören. Ihretwegen verliert ein unschuldiger Mann vielleicht seinen Job und seine gesamte Zukunft. Sie …« Beinahe hätte sie »Scheißkerl« gesagt, besinnt sich dann aber. »Wenn es bei den Anonymen Alkoholikern möglich ist, dass man rausgeschmissen wird, dann sollte man Sie feuern, und ich fordere jeden der Anwesenden dringlich auf, sich dafür einzusetzen.«
    Sie dreht sich auf dem Absatz um und geht.

27
    Rita denkt niemals an die Vergangenheit. Es ist, als wäre sie in dem Augenblick, in dem Lana und Tracee sie am Straßenrand aufgesammelt haben, neu geboren worden. Dafür ist sie unendlich dankbar. Seit sie ein eigenes Zimmer haben, hinterlässt sie immer wieder kleine Geschenke auf den Kopfkissen der beiden, wie die Minzschokolade, die man in einem edlen Hotel bekommt.
    »Was ist das denn?«, sagt Lana, als sie ein kleines Sträußchen aus Salzstangen findet, die mit einem Bändchen zusammengebunden

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