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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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die Schalter an einem Sicherungskasten umzulegen. Während sie die Zahlen eintippt, probt sie im Geist, was sie auf den Anrufbeantworter sprechen will. Es soll erwachsen klingen, kein Gebettel, ganz einfach. Dad, was ich getan habe, tut mir leid. Ich wollte dir nur sagen, dass ich jetzt nüchtern bin. Schon seit sechs Monaten. Dann hört sie seine Stimme. Er hat eine wunderschöne Stimme, tief und warm. Einladend, freundlich. Sie liebt die Stimme ihres Vaters. Aber auf dem Anrufbeantworter klingt sie seltsam hart und kalt: »Ich bin nicht da, hinterlassen Sie eine Nachricht.« Lana legt auf. Er hat sie gelöscht. Sie hat den Anrufbeantworter selbst besprochen. »Wenn Sie mich oder meinen Vater erreichen wollen, dann sprechen Sie jetzt.« Das hatte sie mit dreizehn aufgenommen. Selbst als sie schon auf dem College war, hat er es nicht gelöscht. Und auch nicht in den Jahren danach, als sie einen Job nach dem anderen hatte. Jetzt hat er es getan.
    Sie gibt das Telefon zurück.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragt er.
    »Nein, alles in Ordnung. Ich habe meinen Vater angerufen. Er ist nicht zu Hause. Er wird ziemlich enttäuscht sein, dass er meinen Anruf verpasst hat, aber na ja, c’est la vie, weißt du.«

23
    Zu Lanas Plan gehört eine neue Frisur für Rita. Sie drängen sich alle drei ins Badezimmer, und unter Lanas Aufsicht schneidet Tracee Ritas Haar auf Schulterlänge.
    Jetzt trägt sie eine Frisur und nicht mehr einen langen Vorhang.
    Beim Blick in den Spiegel ist Rita verblüfft darüber, dass sie jünger wirkt. Die Möglichkeit, jünger auszusehen, hatte sie nie in Betracht gezogen, und es gefällt ihr. Sie bittet um Ponyfransen. Tracee kommt dem Wunsch nach.
    Sie braucht auch ein Kostüm. »Etwas Dramatisches«, sagt Lana, die bei Goodwill einen Ständer mit Kleidern für einen Dollar entdeckt hat.
    Tim fährt die Frauen hin, und unterwegs erzählt er ihnen von den Schildkröten. Unechten Karettschildkröten. Er hat etwas gesucht, womit er Tracee eine Freude machen kann, und hofft, dass es ihm gelingt.
    »Die Babys schlüpfen in Sandhügeln nachts am Strand. Vielleicht zweihundert Eier, runde Eier, glänzend wie Perlen, brechen alle zur gleichen Zeit auf, und die Schildkrötenbabys marschieren auf das Mondlicht zu, um das Meer zu finden. Es sind Meeresschildkröten«, fügt er hinzu, weil ihm klar wird, dass diese Information hilfreich sein könnte. »Einmal habe ich im Sommer an einem Strand als Freiwilliger gearbeitet und bin von Haus zu Haus gegangen – Läden, Lokale, Wohnhäuser –, um die Leute zu bitten, ihr Verandalicht abzuschalten und die Jalousien zu schließen, damit die Schildkrötenbabys in die richtige Richtung laufen.«
    »Warum heißen sie Unechte Karettschildkröten?«, will Lana wissen.
    »Weil sie größere Köpfe haben als die Echten Karettschildkröten«, erklärt Tim.
    Tracee sagt nichts. Wenn sie sich all die kleinen Schildkröten vorstellt, die auf den rechten Weg gebracht werden müssen, würde sie am liebsten losheulen. Winzige Schildkröten, die in Richtung Meer watscheln, und ein heller weißer Mond weist ihnen den Weg. Still sitzt sie da und denkt darüber nach. Tim weiß nicht, ob er ihr mit der Geschichte eine Freude gemacht oder sie gelangweilt hat.
    Die Frauen gehen einkaufen, und er holt sich eine Limo.
    »Findest du, dass Tim ein toller Typ ist?«, fragt Tracee, während sie sich durch die dichte Kleidermasse wühlen.
    »Ich glaube, man kann auch zu viel Vorstellungskraft haben«, erwidert Lana lachend. »Zumindest denke ich das.«
    »Aber er ist so …« Tracee sucht nach dem richtigen Wort und findet es endlich: »… einfühlsam.«
    »Das finde ich auch«, sagt Rita.
    »Gestern Abend hat er einen Lufterfrischer an die Decke gehängt. Mit dieser Stange ist er ein echter Crack.«
    »Inselsyndrom«, sagt Lana.
    »Was ist das?«, fragt Tracee.
    »Isolation ruft alles Mögliche hervor – eine Anziehung, die du gar nicht empfinden würdest, wenn du nicht auf einer Insel festsitzen würdest.«
    »Ich meine«, beginnt Rita und fährt dann in gemessenem Tonfall fort, »zu viel Vorstellungskraft muss so ähnlich sein wie zu viel Glück. Das gibt es nicht.« Sie zieht eines der Kleider heraus – ein mintgrünes Polyesterkleid mit gebauschten Ärmeln und fast gerade geschnitten, mit einer nur minimalen Andeutung einer weiblichen Taille. An Rita würde es wie ein Kartoffelsack aussehen. »Das gefällt mir sehr, besonders die Farbe.«
    »Rita, wir verlassen uns auf dich«, sagt

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