Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
reißt sich zusammen, um nüchterner zu wirken, er gibt sich Mühe, damit seine Worte nicht ineinanderstolpern. »Dieser Job, den ich da habe, als Polizeibeamter … bei der Polizei … da kriege ich eine Pension.«
»Du machst dir Sorgen um eine Pension? Wie alt bist du eigentlich?«
»Ich bin fünfundzwanzig, und mit zweiundvierzig kann ich in Rente gehen, mit vollen Bezügen plus Krankenversicherung bis zu meinem Tod. Das ist Sicherheit. Das ist Absicherung im Job. Ich kann eine Familie gründen und weiß, dass ich sie auch ernähren kann. Das ist super.«
Er klettert zurück in seinen Lastwagen. »Das zahle ich dir heim. Ich weiß noch nicht, wie, aber ich tu’s.«
Dann drückt er das Gaspedal durch. Kies spritzt auf, als der Pick-up quietschend vom Parkplatz fährt.
»Arschloch!«, schreit Lana, so laut sie kann.
Auf dem Weg zum Motel fängt Tracee vor Panik kieksend zu stöhnen an. Tim glaubt erst, der Lärm käme vom Motor, und fährt an den Straßenrand. Dann wird ihm klar, dass es Tracee ist, die diese Geräusche macht.
»Beug dich vor«, sagt er.
Tracee lässt sich nach vorn fallen, den Kopf zwischen die Beine.
»Weiteratmen.« Er massiert ihr kreisend den Rücken. »Atmen, atmen, atmen. So ist es gut. Sehr gut.«
Das Stöhnen lässt nach, wird immer leiser. Endlich hört es auf.
Tracee richtet sich auf. »Danke. Jetzt fühle ich mich viel besser.«
»Ich habe einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht.«
Tracee beugt sich zu ihm und wischt ihm eine Staubflocke vom Hemd. »Ein Fussel«, sagt sie. Wie gut er riecht. Ist das sein Aftershave, oder ist er einfach einer dieser Menschen, die von Natur aus gut riechen? Für Tim ist die leichte Berührung von Tracee an seiner Brust der erregendste Moment seines bisherigen Erwachsenenlebens.
»Würde es euch etwas ausmachen, wenn Tracee und ich uns mal privat unterhalten?«, fragt Lana.
Tim steigt aus, eilt auf die andere Seite und hilft Rita beim Aussteigen von der Rückbank.
Sobald die Wagentür zugeschlagen ist, legt Lana los. »Woher sollte ich wissen, dass er ein Polizist ist? Überleg doch mal. Woher sollte ich das wissen?« Sie klingt vernünftig, ruhig, besänftigend. Sie beugt sich zwischen den Sitzen nach vorn und sagt leise: »Tracee, ich bin ausgetrickst worden. Ich gehe zu den AA , um mich sicher zu fühlen, sie sind meine Rettung. Was würde ich ohne sie tun? Und schau dir an, was passiert. Jemand verrät mich. Den Schlag haben sie mir wegen dir verpasst.«
»Wie?«
»Ich verzeihe dir. Ist schon okay.«
»Was?« Tracees Verwirrung wird immer größer. Lana verzeiht ihr? Eigentlich ist sie es doch, die auf Lana wütend ist.
»Weißt du noch, wie du völlig verhungert warst und wir kein Geld hatten? Da habe ich mir bei den AA etwas geliehen, um dir und Rita gegrillte Käse-Sandwiches zu besorgen, und gestern hat mir eine Frau auf dem Meeting vorgeworfen, ich würde die AA bestehlen. Als würde ich es nicht zurückzahlen. Es war schrecklich. Eine entsetzliche öffentliche Demütigung.«
»Tut mir leid.«
»Schon gut.«
»Das ist mein Blutzucker.«
»Ich weiß. Du solltest immer ein paar M & Ms dabeihaben. Wir kaufen im Supermarkt einen großen Beutel.«
Tracee würde gern das Auto erwähnen. Wie konnte Lana ein Polizeiauto entführen? Aber sie will es nicht offen ansprechen, sie hasst Konflikte. Außerdem wird sie immer so konfus, wenn Lana etwas erklärt.
Lana lässt sich nach hinten auf die Rückbank fallen. Sie klappt den Aschenbecher auf und zu. »Diese Sache mit dem Polizeiwagen hat etwas mit heißen Herdplatten zu tun.«
»Du hast gekocht?«
»Nein, das nicht.«
»Er hat gekocht?«
»Niemand hat gekocht.«
Tracee sitzt da und zwinkert. Das hat sie schon als kleines Kind getan. Es war eine Art Aktivität.
»Das ist alles sehr kompliziert. Es geht um so eine super kluge Sache, die hilft, das mit dem Nüchternsein zu ver stehen.«
»Tracee?«, sagt Lana, als sie keine Antwort bekommt. »Tee?«
»Ich werde im Gefängnis landen.« Tracees Stimme zittert.
»Er ist suspendiert. Er ist überhaupt nicht mehr bei der Polizei. Du bist völlig sicher. Außerdem, es ist doch nur ein Kleid.«
Tracee rollt sich zusammen: Knie an die Brust, Arme um die Beine, Kopf nach vorn.
»Wo ist denn meine Tracee?«, sagt Lana, als wäre Tracee ein Baby.
Sie hört ein unterdrücktes Schniefen.
»Warum machst du dir eigentlich solche Sorgen?«, fragt Lana. »Gibt es da etwas, was du mir nicht erzählt hast? Etwas, wovon ich nichts weiß?«
Das
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