Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
fragt Tim.
» J. C. ist dieser Typ – er war mein Freund, ganz fest, ewig lang gab’s niemanden außer ihm, vielleicht fünf Jahre lang. Manchmal ist er fremdgegangen, das war aber nicht seine Schuld, die Frauen standen einfach so auf ihn, aber egal, wir waren bei diesem Spiel, und ich musste immer auf die Anzeigetafel schauen, weil ich dachte, dass jeden Moment vor allen Leuten aufleuchtet: ›Tracee, willst du mich heiraten? J. C. ‹, und dann ging J. C. ein Hotdog holen. Er schickte mir eine SMS : ›Es ist aus.‹ Da saß ich und hoffte, dass meine Zukunft auf der Anzeigetafel steht, und stattdessen kam sie als mickrige SMS . Er ist nicht mehr zurückgekommen.«
Sie hat einen Schluckauf, und Tim hat noch niemanden gesehen, der bei einem Schluckauf so süß aussieht. Er macht ihr ein weiteres Mini-Päckchen Taschentücher auf.
»Ich hatte mir mein Hochzeitskleid schon ausgesucht, weil ich so sicher war, dass J. C. mir einen Antrag macht. Ich sagte zu Lana, ich müsse das Kleid trotzdem anprobieren. Es war, als stünde mein Name darauf, verstehst du? Also gingen wir ein paar Tage später in den Laden, und ich zog es an. Und ich weiß nicht, was über mich kam, ich rannte einfach aus dem Geschäft und sprang ins Auto. Lana lief hinter mir her und fragte: ›Was um Himmels willen tust du da, Tracee?‹, und ich sagte: ›Gib mir die Autoschlüssel, Lana‹, und sie tat es. Sie gab mir die Schlüssel, und ich fuhr. Wie vom Teufel gejagt, fuhren wir aus Fosberg raus und landeten schließlich hier.«
»Fosberg?«, sagt Tim.
»Maryland. Das ist in der Nähe von Baltimore. Ich habe so kleptomanische Anfälle. Wahrscheinlich bin ich längst zur Fahndung ausgeschrieben.«
»Weil du ein Hochzeitskleid gestohlen hast?«
Tracee zupft an der zerknitterten Zellophanhülle, die vom Taschentuchpaket abgerissen wurde, und denkt an die gestohlene Diamant-Halskette, die unter diversen Dingen in der Schreibtischschublade ruht.
»Wegen einem Hochzeitskleid?« Tim grübelt. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Auch wenn es wirklich sehr schön ist.«
»Es war ein Designerkleid. Das teuerste im ganzen Geschäft. Bei Weitem.«
»Wie viel denn?«
»Eintausendfünfundneunzig Dollar.«
Tim macht ein Geräusch, als würde er ersticken.
»Ganz schön viel, hm?« Sie beugt sich vor und streckt ihren beinahe nackten Hintern in die Höhe, Tim fast ins Gesicht. Er keucht. Sie zieht ihre Handtasche aufs Bett, langt hinein und holt eine Sonnenbrille heraus, an der noch das Preisschild baumelt. »Die habe ich im Supermarkt eingesteckt. Ich habe sie nie getragen. Ich habe mich so schuldig gefühlt.«
»Keine Sorge, ich kümmere mich darum.«
»Schau nur, wie schrecklich ich bin.« Weit öffnet sie ihre Handtasche und zeigt ihm die ganzen Lippenstifte, Lipgloss-Behälter und Mascarabürstchen, so viele, dass man eine Drogerie damit ausstatten könnte. »Die stammen aber nicht aus deinem Supermarkt.«
»Du bist nicht schrecklich«, sagt Tim. »Keinesfalls.« Er sagt das so eindringlich, dass sie ihm glaubt. Sie hört auf zu weinen.
Natürlich hält dieser Glaube nicht lang an. Wie auch? Tracee ist ihr ganzes Leben lang missachtet und vernachlässigt worden, und das Einzige, was sie kann, ist klauen. Aber solange das Gefühl andauert, ist es herrlich leicht und wunderschön. Ich bin nicht schrecklich. Keinesfalls.
»Die kennen doch deinen Namen gar nicht. Ich meine, in dem Laden. Du bist reingekommen, hast ein Hochzeitskleid anprobiert und bist damit abgehauen.«
»In Fosberg kennt jeder jeden.«
Tim denkt erneut nach. »Also, das ist die ganze Geschichte, warum ihr hier seid, zumindest, soweit es dich und Lana betrifft?«
Tracee sagt die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze. »Soweit es mich und Lana betrifft.« Das »und« hat sie betont, um ihr Gewissen zu erleichtern. »Willst du immer noch mit mir schlafen?«
Er stürzt sich auf sie, und im nächsten Moment rollen sie nackt übers Bett.
Es ist großartig. Tim bewundert jeden Zentimeter ihres Körpers und erforscht ihn ganz langsam – streichelt ihre Brüste, saugt an den Brustwarzen, küsst sie an der Leiste, am Bauch und auch an einer Stelle im Nacken, ehe er sich aufregenderen Bereichen zuwendet. Er ist rücksichtsvoll, unersättlich und ein bisschen verrückt. Sie erfinden ein paar neue Stellungen, und er weigert sich, die Augen zu schließen, weil er sein Glück nicht fassen kann. Wann immer Tracee selbst die Augen aufschlägt, sieht sie Tims bewundernden Blick auf sich
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