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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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lassen. Jetzt kann man Julios Stimme auch auf dem Parkplatz hören. Erleichtert hat er festgestellt, dass Julio auch auf Englisch singt, und in der Jukebox findet Clayton einen Song, der ihm gefällt: »When You Tell Me That You Love Me«, Dolly Parton und Julio Iglesias im Duett. Julio muss doch ganz gut sein, wenn er mit Dolly zusammen singt.
    Tim hat Fotos von Rita und Marcel gemacht. Er bringt vor dem Eingang ein Anschlagbrett an, auf dem er die vergrößerten Bilder festtackert. Damit es eleganter aussieht, stellt er noch Töpfe mit roten und pinkfarbenen Geranien auf.
    Marcel ist glücklich, das kann jeder sehen. Er sitzt oft nahe an den Käfigstangen, mit zuckenden Ohren und nach oben gerichtetem Schwanz, und beobachtet die alltäglichen Verrichtungen – Möbelrücken, Putzen, Lieferungen, Geplauder und besonders Rita. Sie wischt vor dem Käfig, aber nicht, weil der Boden dort besonders schmutzig ist, sondern weil sie sich vorstellt, dass ein Besen, der sich hin und her bewegt, Marcel Spaß machen könnte, und das scheint auch zu stimmen. Er folgt den Besenstrichen, hält die Nase am Boden, als wäre der Besen ein Tier, dem er auf der Spur ist. Sie schiebt den Besen, der steife Borsten hat, durch die Käfigstangen. Marcel dreht und wendet sich, während sie ihm damit das Fell bürstet und kratzt. Er gibt jetzt auch mehr Geräusche von sich – gerne lauscht Rita seinem unregelmäßigen, grundlosen und eindeutig freundlichen Gegurgel und Gegrunze.
    »Marcel, du hast eine herrliche Stimme«, sagt sie zu ihm und glaubt zu sehen, dass ihm die Brust schwillt. »Obwohl das sonst eigentlich kein gutes Zeichen ist«, sagt sie zu Lana und Tracee, »das kann vorkommen, kurz bevor der Löwe zuschlägt. Aber nicht bei Marcel.«
    Auf ihren Morgenspaziergängen gibt er ihr oft einen spielerischen Knuff oder reibt sich an ihr, und wenn sie im hohen Gras sitzen, legt er sich so nahe zu ihr, dass sich ihre Körper berühren.
    An den meisten Nachmittagen leistet ihm Rita einfach Gesellschaft. Sie zieht einen Stuhl an den Käfig und trinkt Tee, während Marcel döst, mit halb geschlossenen Augen, faul und zufrieden.
    Tracee und Tim. Tim und Tracee. Schnell sind sie unzertrennlich geworden. Sie umschlingen einander bei jeder sich bietenden Gelegenheit und kichern über Witze, die sonst niemand versteht. Tracee ist begeistert, als sie feststellt, dass Tim Akzente nachmachen kann. Bei seiner Nachahmung eines französischen Tierarztes, der eine Ente untersucht, liegt sie fast auf dem Boden vor Lachen.
    Jeden Tag erwacht Tracee glücklich in Tims Armen.
    Sie meidet Geschäfte aus Sorge, das Bedürfnis zu stehlen könnte sie überfallen, und das fällt ihr nicht schwer, da sich ihr Leben vor allem im Tulip Tree Motel und bei der Arbeit im Lion abspielt. Den Gedanken an die Diamanthalskette verdrängt sie. Es ist, als hätte jemand anders sie gestohlen und als wäre sie so unschuldig wie ein kuscheliges neugeborenes Küken.
    Laut verkündet sie Lana und Rita, wie toll Tim ist – dass er fleißig ist, dass jeder seiner Schüler die Fahrprüfung mit neunzig Punkten oder mehr besteht, dass er von seinem Verdienst seiner Mutter etwas abgibt.
    »Er ist ein Landei«, stellt Lana unbeeindruckt fest.
    »Das bin ich auch«, sagt Tracee. Sie lädt Lana ein, mit ihnen zu Clarksons Möbelwelt zu fahren. »Tim sagt, North Carolina sei das Möbelzentrum Amerikas.«
    Lana kommt es vor, als würde Tracee ihn ständig zitieren.
    »Er sagt, wenn man in North Carolina ist, muss man unbedingt einmal einen Möbelladen besuchen, weil sie hier so unglaublich groß sind. Dieser Clarkson ist mehr als eine Meile lang, und das muss man gesehen haben, um es zu glauben.«
    »Klau mir doch ein Sofa«, sagt Lana.
    Tracee wird so still, als hätte sie jemand geschlagen.
    »Weiß er davon?«, fragt Lana.
    »Ich tu das nicht mehr.«
    »Fällt es dir leicht?«
    Tracee legt die Hände über die Ohren. Sie will es nicht hören. Sie will glauben, was sie gern glauben würde, aber als Tim mit einer Großpackung Halsbonbons in verschiedenen Sorten in der Hand die Treppe heraufgesprungen kommt, weil sie am Abend zuvor ein- oder zweimal gehustet hat, sagt sie zu ihm, sie würde doch nicht mitkommen. »Was ist, wenn ich mich danebenbenehme?«
    »Bei Clarkson gibt es nichts, was klein genug ist, um in deine Handtasche zu passen«, versichert ihr Tim. »Diese Zitronendinger da sind die besten. Sie zaubern Halsweh und Husten einfach weg. Meine Mom schwört darauf.«
    Er wickelt

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