Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Jede Nacht rollte er sich im Bett auf sie, grunzte, während sie miteinander schliefen, rollte wieder herunter und stand dann auf, um sich im Badezimmer zu säubern.
Wenn sie am Abend die Jungen ins Bett gebracht hatte, war es ihm am liebsten, wenn sie sich neben ihn setzte und ihm die Füße massierte. »Komm, setz dich zu mir, ich bin ganz allein«, rief er. Wenn sie nicht gleich kam, konnte sie die Panik in seiner Stimme hören: »Rita!«
Sie wusste, dass das Haupt ohne den Schwanz völlig hilflos war, auch wenn es das Haupt selbst nicht wusste.
Über jeden Cent, den sie ausgab, musste sie genau Buch führen. Er gab ihr Haushaltsgeld und schrieb die Summen in ein kleines, schwarzes Notizbuch. Jeden Sonntagabend saßen sie im Bett, sie las laut die Rechnungen ihrer Einkäufe vor, und er schrieb die Beträge auf. Er genoss es, wenn sich dabei die Gelegenheit bot, sie darüber zu belehren, wo sie noch sparen konnte. »Vergleich nicht einfach die Preise, sondern die Angaben für jeweils hundert Gramm.« – »Muss Handcreme wirklich sein?« – »Sich die Nägel zu lackieren ist pure Eitelkeit« – nicht, dass Rita das jemals tat. Essen im Restaurant rief ein Stirnrunzeln hervor. Er achtete darauf, dass nichts weggeworfen wurde. Immer wieder verlor sie einen Kassenbon oder vergaß, die Kassiererin darum zu bitten. Die Buchführung stimmte selten, und dann tätschelte Harry ihr die Hand und schlug vor, sie solle Gott darum bitten, ihr in diesem Bereich des Lebens Hilfe zu schenken.
Rita machte liebend gern Sudoku. Sie hatte das Zahlenspiel auf der Rätselseite einer Wochenzeitung entdeckt, und es war für sie der Höhepunkt der Woche. »Seltsam«, bemerkte Harry, »du kannst diese Kästchen ausfüllen, aber es gelingt dir nicht, einen Überblick über dein Geld zu behalten.« Bis Lana ihr das Taschenbuch gab, das sie in dem Spind gefunden hatte, hatte Rita nie ein Sudoku-Buch besessen. Ein ganzes Buch! Das hätte den Nützlichkeitstest nie bestanden. Oder die noch schärfere und höhere Hürde: »Was hat das denn mit Gott zu tun?«
Harry gefiel es nicht, wenn sie irgendetwas kritisierte, selbst wenn es eindeutige Feststellungen waren wie: »Dieses Essen schmeckt schrecklich« oder »Diese Frau ist bösartig«. Das waren keine wohlwollenden Gedanken, sie durfte sie nicht haben. Anfangs versuchte er noch, sie mit der Ermahnung »Lächle, sei eine Prinzessin« auf den rechten Weg zu führen. Als sein Hochmut wuchs, eine Folge dessen, dass er eine Gemeinde leitete, dass er alles entschied, was in seiner Kirche geschah, schnitt er ihr einfach das Wort ab: »Niemand will wissen, was du darüber denkst.«
Sie lernte schnell, ihre Meinung für sich zu behalten.
Rita schämte sich insgeheim, aber nicht dafür, dass sie Harry nicht liebte. Sobald sie Kinder hatten und eine gesamte Gemeinde von ihm abhängig war, schien Liebe ohnehin keine Rolle mehr zu spielen. Sie schämte sich dafür, dass sie nicht gern Mutter war. Sie hätte es sich gewünscht. Sie hatte damit gerechnet. Gelegentlich genoss sie es auch, den Jungen beim Schlafengehen vorzulesen oder nach dem Baden mit ihnen zu kuscheln. Aber sie war fast ständig überlastet und erschöpft, da sie gleichzeitig versuchte, Harrys Wünsche zu erfüllen, und sich ständig Sorgen machte, die Kinder könnten ihn stören. Sie fühlte sich schuldig, weil Peter ins Bett machte, war sicher, dass Luke sich, wäre sie nicht so unfähig, besser benehmen würde, und glaubte zu wissen, dass Andrew nur deshalb gehänselt wurde, weil sie selbst so ein Feigling war. Die meiste Zeit fühlte sie sich einfach nicht kompetent genug. In Harrys Augen war alles ohnehin immer ihr Fehler – seiner konnte es ja nicht sein –, und ihm lag vor allem daran, dass niemand etwas davon erfuhr. »Unsere Familie ist ein Gebäude ohne jeden Riss«, sagte er oft. Der Anspruch, in der Öffentlichkeit so aufzutreten, als hätte sie überhaupt keine Sorgen, belastete Rita schwer.
Für Hausarbeit, Kochen, Abspülen und die Wäsche war sie ganz allein verantwortlich. Hätte Gott der Herr gewünscht, dass ihr jemand dabei half, so hätte er ihr Mädchen geschenkt.
Diese Äußerung überraschte sie nicht. So etwas hätte auch ihr Vater gesagt.
Die Jungen liebten ihre Mutter, aber als sie älter wurden, fingen sie an, sie so zu behandeln, wie ihr Vater es tat, mit Herablassung. Sie konnten nicht anders, er war ihr Vorbild.
Eines Tages, vielleicht fünf Jahre ehe Lana und Tracee sie auf der Straße
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