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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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ab. Sie hilft ihr auf und bringt sie zurück ins Büro. Dabei ruft Lana Marlene zu: »Du schuldest mir was! Nur dank mir bist du endlich mal nach draußen gekommen!« Dann steigt Rita nach oben, holt die Sachen, die sie braucht, schließt die Tür, die jetzt schief in den Angeln hängt, und kommt wieder herunter. »Wir treffen uns am Auto«, sagt sie zu Lana und nimmt ihr die Tasche und die Mütze ab, um sie zum Büro zu bringen. Dort macht sie die Tür gerade so weit auf, dass sie beides hineinschieben kann.
    »Jetzt wissen wir, dass sie rote Haare hat«, sagt Lana, während Rita die Küchenpapierrollen auf der Rückbank stapelt und sich auf den Fahrersitz setzt. »Gefärbtes magentarotes Haar. Wolltest du nicht immer schon wissen, was sich unter dieser Mütze befindet?«
    Rita streckt die Hand aus und drückt Lanas Schulter, und Lana sieht, dass Rita Tränen in den Augen hat.
    Schweigend fahren sie die vertraute Strecke zurück zum Lokal. Als das Baumskelett in der Ferne zu sehen ist, fährt Rita an den Straßenrand und hält an. »Das funktioniert so nicht.«
    »Was?«, fragt Lana.
    »Du.«
    Rita sitzt nachdenklich da, die Fingerspitzen aneinandergelegt, und reibt sich dann über die Augen. »Du musst den Schmerz, den du mit dir herumträgst, loslassen.«
    »Es ist nur dieses Lokal. Ich hänge hier fest.«
    »Du musst ein besserer Mensch werden, das ist es. Dieses ständige Toben und Herumbrüllen. Die Gemeinheiten. Das muss aufhören. Du musst deine Wut und deine Schuldgefühle und deine ganze Traurigkeit loswerden. Du musst sie Marcel übergeben.«
    Lana ist völlig platt.
    »Jahrelang habe ich jeden Sonntag in der Kirche verbracht und Harry zugehört …«
    »Marcel? Hallo? Erde an Rita.«
    Rita redet ungeniert weiter: »Harry stand immer dort oben auf der Kanzel und wedelte mit den Armen, er schimpfte und wetterte über Sünde und Erlösung, und ich war die brave Pastorengattin, die fasziniert zusah und sich fragte, warum noch irgendjemand an Gott glaubte, wenn Harry sein Vertreter auf Erden war.« Sie legt Lana die Hand auf die Wange. »Als ich zu Marcel in den Käfig gestiegen bin …« Rita erinnert sich an das erste Mal, als die Tür hinter ihr zufiel und sie in die seelenvollen Tiefen von Marcels Augen sah, »… als ich das tat, begriff ich, was es heißt, Frieden zu finden. Marcel ist eine Kraft für sich.«
    »Ich steige nicht zu Marcel in den Käfig.«
    »Natürlich nicht. Das muss auch nicht sein.«
    »Marcel soll meine höhere Macht sein?«
    »Genau.«
    *
    Die schiere Größe und das Ausmaß von Clarksons Möbelhaus sind atemberaubend. Möbel jeder Stilrichtung, so weit das Auge reicht, zu eleganten Gruppen zusammengestellt. Wohnzimmer, Esszimmer, Frühstücksnischen, gemütliche Familienzimmer. Hochmodische Betten, bedeckt mit glänzenden Daunendecken, Überdecken und Quilts. Erotische Betten mit schwarzer Seidenbettwäsche. Mehr Zierkissen, als Tracee in ihrem ganzen Leben gesehen hat. Maßgeschneiderte moderne, maskuline Räume und andere, die so rüschig und feminin wirken wie ein Petticoat. Stockbetten, Gitterbetten und Wiegen, bereit und wartend.
    Clarksons Ziel ist es, jede nur erdenkliche Fantasie zu befriedigen und einige zu wecken, von denen Tracee bisher keine Ahnung hatte. Ein Schritt hinein, und sie bleibt stocksteif stehen.
    »Was ist mit dir?«
    Sie schaut wie ein erschrockenes Kalb.
    Tim flüstert: »Mit mir bist du sicher.«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Willst du wieder gehen?«
    »Am liebsten würde ich hier wohnen«, sagt sie zu ihm.
    Tim nimmt sie an der Hand und führt sie zu einem auf Hochglanz polierten Mahagonitisch mit passendem Büfett, beides edel genug fürs Weiße Haus, wie Tracee findet. Er zieht einen Stuhl aus demselben Holz heraus, mit geschwungenen Beinen, einer gebogenen Rückenlehne und einem mit Kreuzstich bestickten Sitzkissen. Sie setzt sich, und er schiebt den Stuhl an den Tisch. Noch nie hat jemand für Tracee einen Stuhl zurechtgerückt. »Wie viele Kinder hättest du gern?«, fragt sie.
    Er setzt sich auf den Stuhl am anderen Tischende, als wären sie Mutter und Vater mit einer Schar Kinder zwischen sich. »Ich weiß nicht, vielleicht drei.«
    »Ich auch«, sagt Tracee.
    Sie spazieren von einer Möbelgruppe zur nächsten. Tracee legt ihre Füße auf einen Hocker mit geschnitzten Froschfüßen, öffnet jedes einzelne Fach eines orientali schen Schreibtisches. Sie spielen ein Spiel: »Was wäre, wenn …« – »Wenn wir, sagen wir mal, ein Haus einrichten

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