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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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dahin haben sie sich wohl beruhigt.«
    »Tracee hat sich noch nicht von Tim getrennt.« Obwohl Tracee danebensteht, sagt Lana das so, als wäre sie nicht da.
    »Ich will es auch nicht«, sagt Tracee.
    »Es ist meine Schuld«, sagt Rita und hält den Blick auf die Seilrolle gerichtet, damit sie sich sauber abwickelt. »Wenn du die Halskette noch hättest, dann könntest du sie zurückgeben.«
    »Das Zurückgeben von Diebesgut macht einen nicht unschuldig. Es ist bloß ein Beweis. Damit ist klar, dass man es war«, bemerkt Lana.
    »Das weiß ich schon«, sagt Rita. »Das war Wunschdenken.«
    »Vielleicht ist es sogar besser, dass du sie ins Klo gespült hast. Wenn sie weg ist, kann Tracees Schuld nicht so leicht nachgewiesen werden.«
    »Ich bin aber schuldig«, sagt Tracee.
    »So einfach sind die Gesetze nicht.«
    »Wenn ich schuldig bin, wie soll ich dann nicht schuldig sein?«
    »Das kommt andauernd vor.«
    Tracee lässt sich plötzlich auf die Erde sinken.
    »Hoppla!«, sagt Lana.
    »Was ist los?«, fragt Rita.
    »Hast du Unterzucker?«, fragt Lana.
    »Nein.« Tracee kramt eine kleine Schachtel mit Rosinen aus der Tasche ihrer Hose, macht sie auf, nimmt ein paar Rosinen heraus und isst sie. »Aber falls doch, dann habe ich die hier. Der Supermarkt hat einen ganzen Lastwagen davon geliefert bekommen, und niemand kauft sie. Der Bussard hat zu Tim gesagt: ›Nimm dir hundert Schachteln mit.‹ Tim lagert sie unter dem Bett. Wir haben genug für den Winter.«
    Lana sagt nicht, dass sie dann nicht mehr da sein werden. Tracee liegt jetzt rücklings im nassen Gras. Sie hat in letzter Zeit nicht viel gegessen, ihr Gesicht ist schmaler geworden, die großen, runden Augen wirken auf mitleiderregende Art größer. In der letzten Woche war sie zudem eine miserable Kellnerin. Sie vergaß alle Bestellungen und musste Tim alle fünf Sekunden einen Kuss geben. Eines Abends hat Lana sie in der Küche gefunden, wo sie ins Leere starrte, als hätte man sie dort abgestellt und vergessen oder als wäre ihre Batterie leer.
    »Da, wo du liegst, ist es ziemlich nass«, sagt Rita. »Komm, wir setzen uns dort hinüber.« Sie deutet auf eine kleine Kiefer, die einen halbrunden Schatten wirft. »Es ist ohnehin Zeit für eine Pause. Eine Pause ist immer gut.«
    Lana streckt Tracee die Hand hin, zieht sie hoch und schiebt sie zur Kiefer. »Setz dich da hin, mit dem Rücken an den Baum. So ist es gut. Das ist besser für dich. Warte, lass mich dir erst das Gras vom Rücken wischen.«
    Tracee lehnt sich wieder zurück und streckt die langen, mageren Beine vor sich aus. Ihre Knie sind rosig. »Warum sind meine Knie so rot?«
    »Knie werden manchmal so«, sagt Rita. »Ich weiß nicht, wieso. Das geht wieder weg.«
    »Der Auslauf wird toll«, sagt Lana.
    »Meinst du?« Rita entfaltet ein quadratisches Blatt Papier, breitet es auf ihrem Schoß aus und liest: »Schakalbeerenbaum, Eukalyptusbaum, Elefantengras, Säulenkaktus. Sind das nicht romantische Namen? Alles Pflanzen aus der afrikanischen Savanne. Jarrah-Baum, Känguru-Blume. Clayton sagt, wir suchen uns jemanden von einem botanischen Garten, der uns berät, es gibt einige davon in North Carolina, und dann finden wir heraus, welche der Pflanzen, die man hier kaufen kann, ihnen am ähnlichsten sind. Ich werde auch Marcels Baum hierher umpflanzen. Er wäre nicht glücklich ohne ihn. Immer, wenn er sich daran reibt, schnurrt er. Na ja, eigentlich tut er das nicht. Löwen können nicht schnurren, sagen die Fachleute. Aber er macht so ein herrlich knatterndes Geräusch, und wenn du mich fragst, dann ist das Schnurren.«
    »Marcel hat wirklich Glück«, sagt Tracee. »Was könnte er sich noch wünschen?«
    »Die Wildnis«, sagt Lana.
    »Was ist denn daran so toll? Warum tut immer jeder so, als ob die Wildnis ganz großartig wäre?«, sagt Tracee.
    »Wer denn?«, fragt Lana.
    »Ich weiß nicht. Sie ist nur vielleicht nicht so toll. Fressen und gefressen werden.«
    »Löwen werden nicht gefressen.«
    »Doch, werden sie leider schon«, sagt Rita. »Von Krokodilen. Wenn sie einen Fluss überqueren müssen.«
    »Siehst du!«, sagt Tracee. Ihre elende Stimmung macht sie weniger fügsam als sonst. »Marcel wird geliebt. Und er hat einen sicheren Ort.«
    »Den hast du auch«, sagt Rita.
    »Nicht, wenn ich Tim verlasse. Ich muss Tim verlassen.« Das spricht sie wie ein Mantra vor sich hin, in der Hoffnung, dass es wirkt. »Gestern Abend waren wir …« Tracee verliert den Faden. Es kommt ihr vor, als würde
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