Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
Vom Netzwerk:
Bett?«, fragt Rita.
    »Willst du es vielleicht so lassen?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagt Rita, die völlig verwirrt, aber immer hilfsbereit ist.
    »Komm bloß nicht auf die Idee, dass wir für dich das Bett machen«, sagt Lana.
    »Natürlich nicht«, sagt Rita. »Ich mache, was du willst.«
    »Hör auf, mir zu widersprechen«, sagt Lana. »Du hast darin geschlafen und bringst es auch wieder in Ordnung.« Sie reißt die Bettdecke weg. Da liegt das Kondom.
    Alle starren es an. Als wäre sie erschrocken, wirft Lana die Bettdecke wieder darüber.
    Die Stille, die nun eintritt, dauert lange genug, um die Sonne auf- und wieder untergehen zu lassen.
    Harry hebt die Decke und das Laken hoch, beugt sich hinab, um darunterzuspähen, und legt beides wieder zurück.
    »Wir warten draußen«, sagt Lana.
    »Das kann ich dir nicht verzeihen«, sagt Harry, sobald sie allein sind. Er schürzt die Lippen. Sie beginnen sich lautlos zu bewegen.
    Rita nimmt ein Kopfkissen und schlägt auf ihn ein. »Wage bloß nicht, für meine Seele zu beten.«
    »Einer muss es tun.«
    »Du nicht.«
    »Es ist besser, wenn du dich von den Kindern fernhältst.«
    »Meine Kinder sind erwachsen. Sie können mir jederzeit meine Enkelkinder zu Besuch bringen. Und wenn du noch einen Funken Anstand hast, dann hältst du dich da raus.« Sie geht zur Tür, um ihn hinauszulassen, aber er stellt sich ihr in den Weg. Seine Augen sind schmal und dunkel. Einen Augenblick lang erwartet sie, dass er sie packt und ihr einen Kuss gibt, eine grässliche Vorstellung. Und lächerlich. Harry hat noch nie eine Spur von Leidenschaft gezeigt. Er wird nur noch strenger, wenn er wütend ist. »Du wirst in die Hölle kommen«, sagt er.
    »Provozier mich nicht, Harry, oder ich erzähle dir, wie es in der Hölle ist.« Rita schiebt sich an ihm vorbei und dreht den Türknauf, um ihm den Weg nach draußen zu zeigen.
    Sobald er weg ist, versagen ihr die Beine. Sie hält sich am Schreibtisch fest und arbeitet sich bis zum Stuhl vor. Dann vergräbt sie ihr Gesicht in den Händen, ohne überrascht zu sein, dass keine Tränen kommen. »Ich bin frei«, sagt sie leise und blickt auf. Harry steht neben ihr.
    »Oh«, sagt sie. »Was ist?«
    »Wer ist der andere Mann?«, fragt er. »Ist es der Mann in der Bar?«
    »Ich habe viele Bewunderer«, sagt Rita.
    »Also irgendeiner? Irgendeiner und niemand besonderer?«
    »Marcel.«
    »Marcel?«
    »Marcel.«
    »Hat er auch einen Nachnamen?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    Harry schüttelt den Kopf angesichts dessen, wie tief seine Frau gesunken ist. »Ist er Ausländer?«
    Rita lächelt. »Ja. Afrikaner.«
    Lana und Tracee hängen über der Brüstung und sehen Harry nach, bis der Van die Straße entlanggefahren und hinter der Kurve verschwunden ist. Erst dann gehen sie zu rück ins Zimmer. Rita ist nicht da. Die Bettdecken sind auf geschlagen. Das Kondom ist verschwunden.
    »Rita!«, ruft Lana.
    Sie kommt aus dem Badezimmer.
    »Ich habe es hinuntergespült«, sagt sie.

46
    An der Tür hängt ein Schild. Mit Kugelschreiber hastig auf ein Stück weißes Papier gekritzelt und mit Tesafilm angeklebt. Man kann es erst lesen, wenn man nahe davorsteht: Keine weiteren Aufführungen.
    Rita reißt es ab und betritt den Lion .
    Marcel kommt aus seiner weißen Höhle geschossen. So schnell hat Rita ihn noch nie laufen sehen. Er marschiert aufgeregt hin und her, und sobald sie in der Nähe ist, drückt er sich gegen die Stäbe.
    »Ich bin wieder da«, sagt sie immer wieder und krault ihm die Brust. Er dreht den Kopf hierhin und dorthin, damit sie seine Ohren erreichen kann, und die ganze Zeit hört sie, wie einen fein abgestimmten, surrenden Automotor im Leerlauf, das leise Rattern von Marcels Schnurren.
    »Na, sieh mal einer an«, sagt Clayton, den die Geräusche aus der Küche herbeigelockt haben. »Ich wusste doch, dass du diese alte Katze nicht allein lassen kannst.«

47
    »Du weißt, dass du für manche Leute nur eine Sache bist«, sagt Lana. »Versteh das bitte nicht als Beleidigung, aber du bist eine Kuriosität. Sie sehen dich nicht so wie Rita oder inzwischen auch ich. Ich glaube, genau so etwas habe ich meinem Dad angetan. Ich habe mir nicht überlegt, was das alles für ihn bedeutet. Das Abhauen von Mom. Mich zu erziehen. Er war eigentlich nie mit einer Frau verabredet, zumindest habe ich nichts Derartiges mitbekommen. Ich war bloß mit mir selbst beschäftigt. Hab mein Ding durchgezogen. Aber was war mit ihm? Wie war das alles für ihn? Wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher