Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
sich ihr Hirn auflösen. »Gestern Abend waren Tim und ich mit seiner Mom und Gil unterwegs, wir sind zu diesem Freizeitpark gefahren, der nur am Wochenende offen hat, auf dem Parkplatz an der Kreuzung der 3 mit irgendeiner anderen Straße. Gil hat alles abgeräumt und Tim auch. An dem Stand, wo man einen Baseball wirft und die Kegel runterfallen. Ich wusste nicht, dass Tim so gut werfen kann. Er hat einen Teddybären für mich gewonnen. Einen großen. Er braucht den ganzen Sessel, in unserem Zimmer, wisst ihr. Seine Mom will mir das Kochen beibringen. Sie hat gesagt: ›Diesem Mädchen bringe ich das Kochen bei.‹ Beim Gehen hat sie mich untergehakt, als ob wir verwandt wären.«
»Bist du in Tim verliebt oder in seine Mom?«, fragt Lana.
»In beide.«
»Du kennst ihn kaum.«
»Das ist nicht wahr.«
»Sieben Wochen, länger seid ihr noch nicht zusammen.«
»Ich kenne ihn schon ewig, so fühlt sich das an.«
»Vielleicht findet sich für alles eine Lösung«, sagt Rita.
»Wie soll sich für alles eine Lösung finden?«, sagt Tracee.
»Ich weiß nicht«, sagt Rita. »Ich wünschte nur, dein Problem wäre verschwunden.«
»Wie denn?«
»Vielleicht könnte Marcel helfen«, erwidert Rita.
»Das musst du beweisen«, sagt Lana.
»Manchmal bringt er die Dinge in Bewegung. Wisst ihr noch, wie er Tracees Schleier gefressen hat?«
»Was hat er da in Bewegung gebracht?«
»Das kann ich nicht sicher sagen. Ich habe nur so ein Bauchgefühl.«
»Was soll ich zu Tim bloß sagen?«, fragt Tracee. »Ich will nicht, dass er etwas von der Halskette erfährt. Das wäre nicht in Ordnung. Er könnte genauso im Gefängnis enden wie ihr beiden – als Komplize.«
»Als Komplize?«, fragt Rita.
»Nach der Tat«, erklärt Lana.
»Es ist mein Mist, nicht seiner.« Tracee zieht die Beine an und schlingt die Arme darum. Der Ausblick ist wirklich schön. Sie hat von dieser Seite her noch nie aus solcher Entfernung auf den Lion geschaut. Diese ganzen Bretter und Metallteile, die kreuz und quer verbaut sind. Das Gebäude hat so viele Ecken, dass sie es ewig betrachten könnte, ohne sich zu langweilen. Manchmal sieht es aus, als gehörte es zu einem Zirkus, manchmal denkt sie, es könnte auch ein Hexenhäuschen sein. Manchmal bringt es sie zum Staunen und ist sogar schön. Und manchmal sieht es so aus wie das, was es ist: ein großer Haufen Schrott mit Türen.
»Wir fahren zurück nach Maryland«, sagt Lana sanft. »Und du musst dich von Tim trennen, weil es das einzig Anständige und Faire ist.«
»Weißt du, was Tim zu der Sache mit dem Stehlen gemeint hat? Er hat sagt, wir müssten nur jedem in Fairville sagen, dass ich Kleptomanin bin. Es ist kein großer Ort. Jeder kennt jeden, und die Leute sind freundlich. Wenn ich etwas klaue, dann sagen sie bloß: ›Das ist nicht schlimm, Tracee die Kleptomanin hat das genommen.‹ Und dann kann ich es wieder zurückgeben.«
»Das ist echt schlau«, sagt Lana.
»Er hat es bei Clayton ausprobiert. Der hat das ganz locker genommen.«
»Clayton weiß, dass du Kleptomanin bist?«
»Ja. Und weißt du, was er gesagt hat? Er sagte: ›Tja, sie ist aber eine verdammt gute Kellnerin.‹ Du unterschätzt Tim«, sagt Tracee.
»Du hast recht, das tue ich. Und ich entschuldige mich dafür. Und vielleicht würde diese Lösung auch bei dem Hochzeitskleid funktionieren. Gestehen und bezahlen. Genügend Geld haben wir jetzt. Aber bei der Halskette geht das nicht. Da steckst du bis zu den Ohren drin. Trenn dich in aller Öffentlichkeit von ihm, Tracee, dann läuft die Sache nicht aus dem Ruder. Sag ihm, es sei eine Sommerromanze gewesen. Er hat dich über etwas hinweggetröstet.«
»Aber Tim kennt meine Gefühle für ihn. Er weiß, dass sie tief gehen.« Tracee zwinkert. Sie zwinkert und zwinkert und schneidet dabei jedes Mal eine Grimasse.
»Hör auf damit, Tracee. Das hast du nicht mehr gemacht, seit wir Kinder waren.«
»Ich mache es manchmal heute noch.«
»Lass es bitte.« Lana rutscht näher und legt den Arm um ihre beste Freundin.
Tracee vergräbt den Kopf an Lanas Schulter. »Er ist doch der Eine für mich.«
49
Tim eilt durch die Hauptgeschäftsstraße von Fairville. Er ist ein bisschen spät dran und hofft, dass Tracee schon da ist und auf ihn wartet. Sie stürzt sich dann immer auf ihn, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. Er mag es, sie hochzuheben und herumzuschwingen, sie ist so leicht. Aber er kann sie nicht entdecken.
Er stürmt in den Drop In. So taucht er jetzt
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