Drei Hände Im Brunnen
einfach seine Methoden nicht, seine Einstellung oder die Tatsache, dass ihm erlaubt wird, die Erde mit seiner Anwesenheit zu vergiften … Die Mannschaft, zu der ich gehöre …«, taktvoll vermied ich es, die Zusammenarbeit mit Petronius zu erwähnen, den Rubella vom Dienst suspendiert hatte. »Meine Mannschaft verfolgt einige Anhaltspunkte. Ich bin auf dem Weg nach Tibur mit dem leitenden Exkonsul Frontinus. Kennen Sie ihn?« Nein. Eins rauf für mich. »Man hat dort offenbar einige Leichenteile gefunden. Vielleicht können Sie mir das sagen, Rubella – wie steht es dort mit den Gesetzeshütern?«
»In Latium?« Der Tribun sprach von der ländlichen Gegend mit dem Abscheu eines Stadtbewohners. Auch die örtliche Administration kam nicht gut dabei weg. »Ich nehme an, dass die besseren Dörfer so was wie einen Duovir haben, der einen Trupp zusammenstellt, wenn sie von besonders hartnäckigen Hühnerdieben heimgesucht werden.«
»In ausländischen Provinzen übernimmt das die Armee.«
»Aber doch nicht im heiligen Italien, Falco. Wir sind eine Nation freier Männer; es geht doch nicht, dass Soldaten Befehle erteilen – die Leute würden sie ignorieren, und wie würden sich die armen Burschen dann fühlen? Draußen in Ostia ist eine Kohorte der Städtischen postiert, aber das ist eine Ausnahme wegen des Hafens.«
»Zum Schutz des eintreffenden Getreidenachschubs«, fügte ich hinzu. »Aus dem gleichen Grund sind Städtische auch in Puteoli stationiert.«
Rubella gefiel es nicht, dass ich so viel wusste. »Woanders werden Sie nicht viele Ordnungskräfte finden.«
»Das stinkt.«
»Die behaupten, auf dem Land gäbe es keine Verbrechen.«
»Und all ihre Ziegen haben Menschenköpfe, und ihre Pferde können unter Wasser schwimmen!«
»Die Campania ist eine wilde Gegend – und das Schlimmste daran sind die Menschen, die dort leben. Das ist der Grund, warum Sie und ich die große Stadt vorziehen, Falco, wo nette Burschen in roten Tuniken dafür sorgen, dass man nachts ruhig schlafen kann.«
Das war eine romantische Betrachtungsweise der Vigiles und ihrer Effektivität, aber das wusste er.
Mit Latium kam ich zurecht. Rubella hatte keine Ahnung, dass ich meine halbe Kindheit dort verbracht hatte. Ich wusste, wie man Knoblauch richtig anpflanzt. Ich wusste, dass Pilze am besten in Kuhfladen gedeihen, was man aber beim Servieren lieber nicht erwähnt. Und er hatte Recht, ich zog Rom vor.
Ich kam auf meine ursprüngliche Ermittlung zurück. »Ich bezweifle, dass Flaccida von einem Mörder entführt worden ist. Er müsste schon sehr mutig sein – und auch gewitzt. Petronius Longus würde vermutlich sagen, wir sollten Florius des Mordes verdächtigen. Er mischt jetzt bei den Banden mit, also könnte er versuchen, das zu organisieren. Und er hat ein gewaltiges Motiv. Meine eigene zynische Theorie besagt, dass Milvia selbst ihre nörglerische Mutter gern aus dem Weg hätte …«
»Was ist mit Petro?«, witzelte Rubella. »Ich habe ihn immer für groß und ruhig gehalten – und für ein tiefes Wasser!«
»Er würde die alte Vettel auch gern von hinten sehen, sie aber lieber bei einem Verbrechen erwischen und dem Richter vorführen. Milvia behauptet, sie wollte Petronius bitten, ihr liebes Mütterlein zu finden. Wenn ich ihr sagen kann, dass die alte Hexe in Sicherheit ist, würde das helfen, das junge Mädchen von Petro fern zu halten.«
»Ist es wahr, dass jemand ihn zusammengeschlagen hat?« Rubella wusste für gewöhnlich sogar über den Stand jedes Würfelspiels in seinem Revier Bescheid.
»Florius hat von der Affäre gehört. Flaccida hat es ihm erzählt; das ist der Grund ihres Zerwürfnisses. Er beschloss, endlich den starken Mann zu markieren.«
»Rom kann bestens ohne Florius’ Großtuerei auskommen.« Der Gedanke, dass Florius seine Muskeln spielen ließ, reichte aus, um Rubella zu beunruhigen. »Wird das Petros Einstellung gegenüber der Frau beeinflussen?«
»Das können wir nur hoffen.«
»Sie klingen nicht gerade optimistisch.«
Ich kannte Petro schon sehr lange. »Na ja, ich glaube, er möchte seinen Posten zurückhaben.«
»Merkwürdige Art, das zu zeigen. Ich habe ihm ein Ultimatum gestellt, das er ignoriert zu haben scheint.«
»Und das wissen Sie«, wies ich ihn freundlich hin, »weil Petronius beim Betreten von Milvias Haus gesehen worden ist – von Ihren Männern. Seit dem Balbinus-Prozess haben
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