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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ihre Spitzel Flaccida nicht aus den Augen gelassen. Aber als sie dann ausflog, hat sich Ihr Mann da nicht die Stiefel geschnürt und ist ihr zu ihrem neuen Nest gefolgt?«
     
    »Ich musste meine Männer abziehen«, klagte Rubella. »Sie ist zu gewitzt, um uns irgendwelche Hinweise zu geben. Ihre Beobachtung ist zu teuer – und ohne Petronius Longus fehlt es mir einfach an Arbeitskräften.«
     
    »Sie haben demnach die Überwachung abgeblasen, bevor Flaccida verschwand? Oder sind mir die Parzen endlich mal gnädig?«
     
    Er hatte seine Freude daran, mich auf die Folter zu spannen. Dann grinste er. »Sie ziehen heute nach Ende ihrer Schicht ab.« Ich nahm meine Füße von seinem Schreibtisch und wich dabei vorsichtig seinem Tintenfass und der Streubüchse aus. Um dem noch Nachdruck zu verleihen, beugte ich mich vor und rückte sie ein wenig zurecht, damit sie hübsch in Reih und Glied standen. Ich weiß nicht, ob der alte Sack mir für meine Zurückhaltung dankbar war. Aber er gab mir die Adresse von Cornelia Flaccida.
     
     
    Sie hatte sich eine Wohnung im Vicus Statae gemietet, unterhalb des Esquilin, nahe der Servianischen Mauer. Um dorthin zu kommen, musste ich am runden Ende des Circus vorbei und an Orten, die bei unserer Jagd nach dem Aquäduktmörder eine so große Rolle gespielt hatten – vorbei am Tempel von Sonne und Mond, durch die Straße der Drei Altäre und um den Tempel des Vergöttlichten Claudius herum. Ich machte einen Umweg durch die Straße von Ehre und Tugend und klopfte bei Marina an, Sie war nicht da. Was mich nicht wunderte, da ich sie ja kannte.
     
    Flaccidas neues Domizil lag im zweiten Stock eines recht sauberen Mietshauses. Als ihr Mann verurteilt worden und sein Vermögen an das Schatzamt gefallen war, hatte man ihr erlaubt, nur das Geld zu behalten, das nachweislich ihr gehörte – ihre Mitgift zum Beispiel oder rein persönliche Erbschaften. Obwohl sie behauptete, völlig mittellos zu sein, hatte sie sich bereits mit Sklaven umgeben, grün und blau geschlagen wie üblich, und mit dem nötigsten Mobiliar ausgestattet. Die ganze Angelegenheit war mit aufeinander abgestimmten Fresken verziert und mit der Art griechischer Vasen, die in Süditalien als Massenware für Leute produziert wurden, denen an ästhetischen Raumfüllern gelegen ist, ohne dass sie dafür die Flohmärkte absuchen müssen. Es sah aus, als hätte sich Flaccida ihre Fluchtburg schon vor einiger Zeit eingerichtet. Ich hätte gewettet, dass weder Milvia noch Florius was davon wussten.
     
    Sie war zu Hause. Das erkannte ich an ihrem Bewacher von den Vigiles, der in einer Imbissbude auf der anderen Straßenseite herumlungerte. Ich tat so, als hätte ich keine Ahnung, dass seine Anwesenheit ein Geheimnis war, winkte und rief ihm einen Gruß zu. Flaccida wusste wahrscheinlich auch von ihm. Wenn die Überwachung abgeblasen wurde, konnte ich durch seine Enttarnung keinen Schaden anrichten.
     
    Ich wurde eingelassen, wenn auch nur, damit ich die Nachbarn nicht aufstörte. Es war kein Heim, in dem einem Kuchen und Pfefferminztee angeboten wird. Sollte mir recht sein. Ich hätte nur ungern etwas angenommen, in das man Gift mischen konnte.
     
    Um ihre Befreiung von der jüngeren Generation zu feiern, hatte sich der Teigkloß offenbar das Haar färben lassen, nicht ganz in dem gleichen Blond wie beim letzten Mal. Sie lag ausgestreckt auf einer Elfenbeinliege und war in etwas Extravagantes aus sich beißendem Violett und Karmesinrot gekleidet, dessen Kauf eine Menge Tuchwalker und Färber äußerst glücklich gemacht haben musste. Wenn sie dieses Gewand in die Wäscherei schickte, würde es einen Aufschrei der anderen Kunden geben, weil die scheußlichen Farben ausgelaufen waren und die Wäsche jetzt streifig war.
     
    Sie machte keine Anstalten, sich zu erheben und mich zu begrüßen – was daran liegen mochte, dass ihre Absätze mehrere Zoll hoch und kaum zum Stehen oder Gehen geeignet waren. Oder vielleicht dachte sie, ich sei es nicht wert. Nun ja, das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
     
    »Was für eine Überraschung! Ich bin entzückt, Cornelia Flaccida, Sie lebend und wohlauf zu sehen. Man erzählt sich, Sie seien zur Zerstückelung entführt worden.«
     
    »Von wem?« Flaccida nahm offensichtlich an, dass es sich um einen Feind aus der Unterwelt handelte. Sie musste viele davon haben.
     
    »Könnte jeder sein, meinen Sie nicht auch? So viele hegen den geheimen Wunsch zu hören, dass Sie gefoltert und

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