Drei Hände Im Brunnen
einen Privatermittler«, entgegnete Helena.
Milvia öffnete ihr Rosenknospenmündchen, um zu jammern, dass dies der Grund sei, warum sie gekommen sei, dann drang das Wort »beauftragen« zu ihr durch. Petronius hätte natürlich kein Honorar dafür verlangt. »Muss ich Sie bezahlen, Falco?«
»Das gilt als höflich«, antwortete Helena. Sie führte meine Bücher.
»Na ja, wenn es denn sein muss«, schmollte Milvia.
»Im Voraus«, sagte Helena.
Frontinus schaute amüsiert. Für unsere Arbeit bei der offiziellen Ermittlung wurden wir im Nachhinein bezahlt.
XLV
Seine Hochwohlgeboren war nicht erfreut, als ich ihm später mitteilte, dass seine halbe Mannschaft wegen Krankheit ausfiel.
So wie ich es ihm erzählte, war Petronius Longus, diese selbstlose Geißel des organisierten Verbrechens, von einer Bande angegriffen worden, die die Verhaftung des Verbrechers Balbinus Pius rächen wollte. Falls Frontinus schon vor unserer Einstellung von Petros Suspension gehört hatte, würde er bald die Verbindung zu Milvia kapieren. Ich würde es ihm nicht sagen, außer er fragte mich danach.
»Lassen Sie uns hoffen, dass er sich rasch erholt. Und wie fühlen Sie sich dabei, allein weiterzumachen, Falco?«
»Ich bin es gewohnt, allein zu arbeiten. Petronius sollte schnell wieder auf den Beinen sein.«
»Nicht schnell genug«, meinte der Konsul. »Ich habe gerade eine Botschaft erhalten, die mir ein sehr aufgeregter Staatssklave gebracht hat.«
Dann rückte er mit dem wahren Grund für seinen Besuch heraus. Bolanus hatte endlich von sich hören lassen. Weit davon entfernt, sich nicht länger um die Sache zu kümmern, wie ich gemutmaßt hatte, war der Ingenieurassistent sehr fleißig gewesen. Er hatte sich an seine persönliche Theorie gehalten, dass die Aquädukte, die von Tibur nach Rom führten, diejenigen waren, die überprüft werden sollten. Er hatte eine systematische Inspektion aller Castelli und Absetzbecken quer durch die Campania organisiert. Schließlich hatten seine Männer weitere Leichenteile zu Tage gefördert, ein großer Fund, wurde uns mitgeteilt – diverse Arme und Beine in unterschiedlichem Verwesungszustand, gefunden an den Wasserfassungen oberhalb von Tibur.
Julius Frontinus sah Helena Verzeihung heischend an. »Ich fürchte, ich muss Sie für ein paar Tage Ihres Mannes berauben. Er und ich müssen den Fundort besichtigen.«
Helena Justina erwiderte lächelnd: »Das dürfte kein Problem sein. Ein Ausflug aufs Land ist genau das Richtige für das Baby und mich.«
Frontinus versuchte nervös wie ein Mann zu wirken, der den Elan moderner Frauen bewundert. Ich grinste nur.
XLVI
Flaccidas Verschwinden von zu Hause gab mir die Gelegenheit, ein bisschen anzugeben.
Mir blieb noch ein Tag Zeit, bevor wir Rom verließen, und ich benutzte ihn, um für Milvia Nachforschungen anzustellen. Es versteht sich von selbst, dass es nicht so viel Spaß machte, wie man sonst bei der Verfolgung von Witwen haben kann. All die Witwen, für die ich früher gearbeitet hatte, waren nicht nur mit einer prächtigen Erbschaft ausgestattet, sondern auch sehr attraktiv und empfänglich für ein flottes Grinsen. Doch seit ich Helena kennen gelernt hatte, arbeitete ich nicht mehr für diese Art von Klienten. Das Leben ist schon risikoreich genug.
Die Verzögerung entstand, weil ich warten musste, bis mein Reisegefährte seine persönlichen Angelegenheiten geordnet hatte, die natürlich vielfältiger waren als die meinen. Er hatte ein paar Millionen Sesterzen in Land investiert, das seine Aufmerksamkeit verlangte, musste sich um seinen Ruf im Senat kümmern, ganz abgesehen davon, dass er in Kürze sein Amt in Britannien antreten sollte. Die Vorbereitungen für einen dreijährigen Aufenthalt am Rande des Imperiums konnten nicht seinen Untergebenen überlassen werden; seine Togafalter und Sekretäre hatten noch keine Ahnung, wie schrecklich diese Provinz war.
Frontinus hatte darauf bestanden, die Ermittlungen in Tibur zu überwachen. Solange er mich nicht überwachte, sollte mir das egal sein. Als Römer hatte ich wenig Kenntnis von der Gegend und nicht viel zu melden, außer als Mitglied seiner Aquäduktermittlungsmannschaft. Seine Anwesenheit würde mir mehr Gewicht verleihen. Angesichts des Status der Landbesitzer, die den Bezirk patronisierten, war mit Widerstand gegen die Ermittlung zu rechnen. Die Stinkreichen haben eben mehr zu verbergen als die
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