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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Tante Sedina liebend gern in die Campania, um ihre häuslichen Talente zu beweisen und zweifelhafte Gerichte aus fragwürdigen Zutaten zuzubereiten, vor denen die auf dem Land Geborenen schreiend weglaufen würden.
     
    Ein Stückchen Land mit sechs Fuß hohen Nesseln zu kaufen in der schwachen Hoffnung, ein Ritter zu werden, schien dem Grad meiner Ambitionen genau zu entsprechen. Niemand lebte hier auf der Ebene. Es war ungesund und wenig anziehend. Leute mit Geschmack und Geld kauften sich einen kleinen Palast auf einem von in Form geschnittenen Büschen bestandenen Grundstück am Steilabbruch, über den der Anio in dramatischen Kaskaden hinabstürzte.
     
    Der Anio war der hübsche Fluss, in den laut Bolanus irgendein örtlicher Verrückter gewohnheitsmäßig abgehackte menschliche Körperteile warf.
     

XLVIII
    Ich war nicht hergekommen, um die Landschaft zu bewundern. Die erste Aufgabe bestand darin, sich mit der Gegend vertraut zu machen. Wir befanden uns am Südrand der Sabinerberge. Wir waren auf der alten Via Tiburtina hergekommen, die den Anio zweimal überquerte, zuerst außerhalb Roms auf dem Pons Mammaeus und später auf dem fünfbögigen Pons Lucanus, der von dem eindrucksvollen Grabmal der Plautii überragt wurde. Wir befanden uns bereits auf reicher Leute Boden, zu merken an den Thermalquellen in Aquae Albulae, in die Sedina Petronius natürlich tauchen musste. Da die heißen Quellen Rachen- und Blaseninfektionen heilen sollten, war mir nicht ganz klar, welche Wirkung sie auf einen Mann haben konnten, der brutal zusammengeschlagen worden war, und der unerfreuliche Anblick seiner Wunden verursachte zweifellos eine Massenflucht der sonstigen Invaliden. Die Zuflussseen waren sehr hübsch – ein erstaunlich intensives Blau. Der Schwefelgestank, der über ihnen hing, war dagegen eher abschreckend.
     
    Damit wir die Gegend nicht zu idyllisch fanden, hatte der Kaiser sein Bestes getan, das daran anschließende Gebiet zu verunstalten. Es wurde als Steinbruch für den Travertin benutzt, mit dem das riesige neue Flavische Amphitheater in Rom gebaut wurde, was die Landschaft verschandelte und die Straße mit Karren verstopfte. Es musste enervierend sein für diejenigen, die sich hier ihre Ferienhäuser gebaut hatten, aber sie konnten kaum gegen Vespasians Lieblingsprojekt protestieren.
     
    Den ganzen Weg durch die Campania waren wir von den hohen, eleganten Bögen der großen Aquädukte begleitet worden. Selbst wenn sie von der Straße abwichen, konnten wir nach wie vor die gewaltigen lohfarbenen Arkaden sehen, die die Ebene auf ihrem Weg von den Bergen nach Rom beherrschten. Sie mäanderten in weiten Bögen über viele Meilen, um eine möglichst sanfte Neigung zu gewährleisten und die Stadt noch hoch genug zu erreichen, damit sie die Castelli, den Palatin und das Kapitol versorgen konnten.
     
    An der Stelle, wo die Ebene aufhörte und die Berge begannen, umgeben von herrlichen Olivenhainen und ausgestattet mit einer wundervollen Aussicht, war Tibur erbaut worden. Dort wurde der Anio gezwungen, um drei Biegungen durch eine schmale Schlucht zu fließen, und bildete so die phantastischen Wasserfälle. Das höher gelegene Gelände endete abrupt an einem Steilabbruch, und der Fluss stürzte einfach über sechshundert Fuß nach unten.
     
    Der Sibylle Albunea geweiht, wies dieser atemberaubende Ort nicht nur den geschmackvollen Felsentempel des Orakels auf, sondern auch Tempel des Herkules Viktor und der Vesta, die Malern aus ganz Italien als beliebte Objekte für Landschaften in Rondellen zur Ausschmückung vornehmer Speiseräume dienten. Hier bauten sich Staatsmänner weitläufige Landhäuser, Poeten belagerten den Ort wie intellektuelle Vagabunden. Maecenas, der Finanzier Cäsars und mächtigste Mann unter Augustus, hatte hier ein prächtiges Ruheplätzchen errichtet. Augustus selbst kam zu Besuch. Varus, der legendäre militärische Versager, der drei Legionen in Germanien verlor, hatte hier Land besessen, und eine Straße war nach ihm benannt. Überall stank es vor Reichtum und entsprechender Überheblichkeit. Das Zentrum der Stadt war gepflegt, sauber und mit gut platziertem Frauenhaarfarn verschönert. Die Bevölkerung wirkte freundlich. Das tut sie meist in Städten, deren Hauptbeschäftigung darin besteht, Fremde auszunehmen.
     
    Wir wussten, dass Bolanus oben in den Bergen war, und schickten ihm einen Boten zur Benachrichtigung. Derweilen teilten Julius Frontinus und ich uns die Aufgabe, die

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