Drei Hände Im Brunnen
Immobilien zu überprüfen. Er übernahm die abgeschirmten Villen mit privaten Rennbahnen und bewaffneten Wächtern, diejenigen, die für Fremde unzugänglich sein sollten. Die meisten öffneten ihre Tore für einen Konsularbeamten mit sechs Liktoren. (Natürlich hatte er die Liktoren mitgebracht. Sie verdienten einen Urlaub. Er war ein sehr rücksichtsvoller Mann.) Ich übernahm den Rest, was weniger war, als ich befürchtet hatte. Tibur war ein Tummelplatz von Millionären. So exklusiv, dass es noch schlimmer war als in der Bucht von Neapolis im Hochsommer.
Helena Justina hatte beschlossen, unsere Bemühungen zu koordinieren. Sedina passte auf Julia auf, wenn sich Petronius zu einem Nickerchen niedergelegt hatte. Das gab Helena die Freiheit, Frontinus’ und meine Arbeit zu organisieren, eine Aufgabe, der sie sich mit Hingabe widmete.
Sie zeichnete eine Karte des gesamten Bezirks, vermerkte, wer wo wohnte und ob wir ihn in unsere Liste der Verdächtigen aufnehmen sollten. Aus verschiedenen Gründen wurde die Liste kürzer als gedacht.
»Da der Aquäduktmörder seine schrecklichen Taten schon seit langer Zeit begeht, können wir alle mit vor kurzem erworbenen Grundstücken ausschließen«, erklärte uns Helena. »Und da er so regelmäßig mordet, können wir vermutlich auch die großen Villen vergessen, die nur sehr unregelmäßig bewohnt werden. Ihre Besitzer kommen nicht oft genug her. Wir suchen nach etwas ganz Bestimmtem – eine Familie, die Tibur nicht nur als Urlaubsort benutzt, wo sie sich zu bestimmten Zeiten des Jahres aufhält – oder auch nicht aufhält, und von wo sie vielleicht für größere Festlichkeiten nach Rom zurückkehrt oder auch nicht. Eure Suche muss sich auf Leute konzentrieren, die routinemäßig alle Spiele besuchen und die das beharrlich seit Jahrzehnten tun. Wenn sie ein Haus mit Zugang zum Fluss besitzen, umso besser.«
Diese Informationen zu bekommen war nicht allzu schwierig. Fand Frontinus die Anwohner zu Hause vor, fragte er sie direkt nach ihren Gewohnheiten und Unternehmungen. Man reagierte zuvorkommend. Bei einer offiziellen Untersuchung mitzuhelfen ist Bürgerpflicht – sich zu weigern war strafbar. Ich ging die Sache subtiler an, was aber genauso gut funktionierte – ich ermutigte die Leute, über ihre Nachbarn zu tratschen. Dabei erfuhr ich so einiges.
»Ihr habt beide eine Menge herausgefunden«, sagte Helena, als wir uns nach einem Tag harter Arbeit zu einer Besprechung zusammensetzten. Frontinus war mit zum Bauernhof gekommen; es machte ihm nichts aus, ein paar windschiefe Hütten auf einem mit Nesseln bewachsenen Stückchen Land zu besuchen. Helena war mit ihm ebenso streng wie mit mir. »Das Problem ist nur, dass ihr bei eurer Arbeit nicht gerade auf viele Verdächtige gestoßen seid.«
»Machen wir was falsch?«, fragte Frontinus unterwürfig.
»Lassen Sie sich von ihr nicht einschüchtern«, meinte ich grinsend.
Sie sah bestürzt aus. »Bin ich zu herrisch, Marcus?«
»Du bist nur du selbst, liebes Herz.«
»Ich möchte nicht anmaßend sein.«
»Blödsinn, Helena! Du siehst doch, dass der Konsul und ich dir zuhören wie die Lämmchen. Sag uns, was du denkst.«
»Na ja, das hier ist ein typisches Beispiel. Julius Frontinus hat eine Familie namens Luculli befragt. Sie haben ein großes Haus in der Nähe des Wasserfalls mit Aussicht auf den Tempel der Sibylle …«
»Sie halten sich momentan hier auf und haben bereitwillig zugegeben, dass sie für die letzten Spiele gemeinsam mehrere Tage nach Rom gefahren sind«, berichtete Frontinus, immer noch leicht nervös wegen Helenas Enthusiasmus.
»Ja, aber, Herr …« Das »Herr« sollte seiner Eitelkeit schmeicheln; er ließ es sich gern gefallen. »Die Luculli sind eine Familie, die seit drei oder vier Generationen im Geld schwimmen. Was zur Folge hat, dass sie sich Villen in allen schicken Urlaubsorten gekauft haben. Sie besitzen zwei an der Bucht von Neapolis – eine in Cumae und eine in Surrentum – plus dem Haus und der Yacht am Albanersee, ihrem nördlichen Besitz in Clusium, dem südlichen in Velia, und in dieser Gegend hier haben sie nicht nur das Haus in Tibur, wo wir sie gefunden haben, sondern auch eins in Tusculum und sogar noch ein drittes in Praeneste – was, wie sich herausgestellt hat, ihr Lieblingsaufenthaltsort ist, wenn sie der Sommerhitze in Rom entfliehen wollen.«
Frontinus schien am Boden zerstört.
Fröhlich setzte ich
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