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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufnahm und zum ersten Mal an Bedeutung gewann, hatte es einst drei kleine Teiche gegeben. Nero hatte Dämme bauen lassen und das Wasser für die berühmten Seen um sein ganz in herrlichem Marmor errichtetes Sommerhaus aufgestaut. Eine typisch römische Extravaganz: Dieser wunderschönen Landschaft an einem entlegenen und ruhigen Ort hatte er Architektur von so erstaunlichem Ausmaß hinzugefügt, dass jetzt niemand mehr herkam und die Aussicht genoss, sondern nur noch staunend vor diesem letzten, von einem vulgären, stinkreichen Mann erbauten Villenkomplex stand. Ein beschauliches Tal war zerstört worden, um Neros Ferienspielplatz zu errichten, wo er sich mit jeder Art von Luxus vergnügen konnte, während er vorgab, ein Einsiedler zu sein. Er kam nur selten hierher, starb, kurz nachdem die Villa gebaut worden war. Niemand wollte sie haben. Sublaqueum würde nie wieder so sein wie vorher.
     
    Bolanus erklärte uns stolz, dass der Mitteldamm, an dem er mitgearbeitet hatte, der größte der Welt sei. Der Damm war fünfzig Fuß hoch und breit genug, mit zehn nebeneinander angespannten Pferden hinüberzufahren, wenn man ein derart prahlerischer Wahnsinniger war. Er war mit speziellen Ziegeln gepflastert, die in der Mitte Kerben als Überlaufrinnen hatten, damit das Wasser seinem natürlichen Lauf stromabwärts folgen konnte.
     
    Der Damm war wirklich gewaltig, eine riesige Staumauer mit einem Bruchsteinkern, bedeckt mit behauenen Steinblöcken und versiegelt mit Wassermörtel und Schotter, der einen undurchdringlichen, wasserfesten Verputz schuf. Sehr hübsch. Wer wollte es einem Kaiser vorwerfen, der die fähigsten Ingenieure der Welt zur Verfügung hatte, wenn er sie dazu benutzte, seinen Garten auf diese Art zu gestalten? Das war viel besser als ein abgesenkter Teich mit Neunaugen und ein bisschen Schilf.
     
    Eine Brücke, die sich hoch über den Staudamm spannte, ermöglichte den Zugang zur Villa und ihren vielen Annehmlichkeiten. Bolanus erzählte uns viel über die prächtige Ausstattung, aber wir waren nicht in der Stimmung für eine Besichtigungstour.
     
    Frontinus führte uns hinaus auf die Brücke. Als wir die Mitte erreichten, wollte ich nur noch zurück auf festen Boden. Doch wenn die Höhe den Konsul schwindlig machte, ließ er sich nichts anmerken. »Wir sind mit Ihnen gekommen, Bolanus, weil wir Ihrer Sachkenntnis vertrauen. Jetzt überzeugen Sie uns davon, dass der Besuch des Dammes sinnvoll war.«
     
    Bolanus zögerte. Er sah ins Tal hinab, eine kräftige Gestalt, unbewegt durch die Wichtigkeit eines Exkonsuls, der ihn in die Mangel nahm. Er machte eine ausholende Bewegung mit dem Arm. »Ist das nicht phantastisch?« Frontinus verkniff den Mund und nickte schweigend. »Na gut. Ich wollte es mir noch mal ansehen«, sagte Bolanus. »Das Aquädukt der Anio Novus muss komplett überholt werden. Es war nie gut, dass die Wassererfassung direkt aus dem Fluss erfolgte. Wir wussten bereits durch die ältere Anio Vetus, dass die Leitung viel zu viel Schlamm mitführen würde. Ich schätze, das könnte immens verbessert werden, wenn man den Kaiser überzeugen könnte, die Anio Novus bis hier hoch zu führen und das Wasser unterhalb des Damms zu entnehmen.«
     
    Frontinus hatte seine Notiztafel herausgezogen und schrieb sich das auf. Ich sah voraus, dass er Vespasian ermutigen würde, das Aquädukt in Stand zu setzen. Das mittellose Schatzamt mochte allerdings länger brauchen, um die enorme Summe für einen Ausbau aufzubringen. Aber Julius Frontinus war erst Mitte vierzig. Er war der Typ, der über einen solchen Vorschlag jahrelang nachgrübeln würde. In ein paar Jahrzehnten könnte es gut sein, dass ich lächelnd im Tagesanzeiger den begeisterten Bericht über den Ausbau der Anio Novus lesen und mich erinnern würde, wie wir hier hoch über Neros stillem See gestanden hatten, während ein Ingenieurassistent ernsthaft seine Theorien vortrug …
     
    Das alles hatte nichts mit den Morden zu tun, wie ich leise bemerkte.
     
    Ich spürte, dass der hartnäckige Bolanus eine weitere seiner langen pädagogischen Reden parat hatte. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen und schaute zum Himmel hinauf. Er war blau, mit der leichten Frostigkeit des nahenden Herbstes. In der Ferne kreisten Bussarde oder Turmfalken. Bolanus, der schwache Augen hatte, litt unter dem gleißenden Licht und dem Wind. Trotzdem hatte er seinen Hut abgenommen, damit ihn der Wind nicht entführte und hinab ins Tal wehte.
     
    »Ich

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