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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Fulvius-Brüder, ein lustiges Trio von Junggesellen. Sie waren alle in den Vierzigern und gaben freimütig zu, dass sie gern zu den Spielen nach Rom fuhren. Ich fragte sie, ob ihr Kutscher hierher zurückkehrte, wenn er sie abgeliefert hatte. Aber nein, das war nicht nötig, da die Fulvii abwechselnd selbst fuhren. Sie waren dick, neugierig, voll von spaßigen Geschichten und ziemlich hemmungslos. Ich erhielt rasch das Bild einer ausgelassenen Bande, weinselig und sich fröhlich miteinander kabbelnd, die in Rom eintrudelte und zurückfuhr, wann immer es sie überkam. Sie sagten, sie führen oft, seien aber keine sklavischen Circusgänger und verpassten manchmal sogar die Spiele. Obwohl keiner von ihnen je geheiratet hatte, schienen sie zu vergnügt (und zu eng aufeinander zu hocken), dass einer von ihnen insgeheim ein abartiger Mörder der Art war, wie ich ihn suchte.
     
    »Übrigens, waren Sie während der letzten Ludi Romani in der Stadt?«
     
    »Nein, die haben wir verpasst.« Na gut, damit waren sie für den Mord an Asinia aus dem Schneider.
     
    Als ich nachhakte, stellte sich heraus, dass sie wohl seit den Apollinares-Spielen, die im Juli stattfinden, nicht mehr in Rom gewesen waren – und sie gestanden etwas beschämt, dass sie den Juli vergangenen Jahres meinten. Tja, so viel zu diesen Männern von Welt. Die fröhlichen Junggesellen liebten das häusliche Leben.
     
    Am Ende erzählte ich den Fulvii, warum ich diese Nachforschungen durchführte, und fragte sie, ob einer ihrer Nachbarn vielleicht gewohnheitsmäßig zu den Festlichkeiten nach Rom fuhr. Trafen sie zum Beispiel auf ihren lärmenden Fahrten ein anderes Fahrzeug hier aus der Gegend mit demselben Ziel? Sie sagten Nein. Danach schauten sie sich an und sahen aus, als würden sie an einen Witz denken, den nur sie kannten, aber ich nahm ihr Wort für bare Münze.
     
    Das konnte ein Fehler sein. Der Anio floss direkt durch ihr Grundstück. Ich durfte mich umsehen. Das Gelände stand voller Hütten, Ställe, Tiergehege, Scheunen und sogar einem Pavillon in Form eines nachgemachten Tempels am sonnigen Flussufer, und in jedem davon konnten entführte Frauen eingesperrt, getötet und in Stücke gehackt worden sein. Mir war durchaus bewusst, dass die Fulvii wie glückliche, offenherzige Naturen wirken konnten und möglicherweise doch düstere Eifersucht hegten und lang angestauten Hass durch grausame Taten auslebten.
     
    Ich war Römer. Ich besaß ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber jedem, der sich freiwillig auf dem Land niedergelassen hat.
     
     
    Etwas tiefer unten im Tal kam ich an einen anderen Privateingang, nicht weit entfernt von der Stelle, wo der Fluss in die Rohrleitung zur Anio Novus abgezweigt wurde. Dieser Besitz wirkte ganz anders als die blühenden Haine der Fulvii. Es gab Olivenbäume, aber wie so oft sahen sie aus, als gehörten sie niemandem, was allerdings nur selten heißt, dass sie aufgegeben worden sind. Zur Erntezeit würde der Besitzer schon auftauchen. Trotzdem machten die Bäume einen ungestutzten, wenig gepflegten Eindruck, was meine Oliven anbauenden Freunde in Baetica zu einem scheelen Blick veranlasst hätte. Um die Stämme wuchs zu viel Gras und Unkraut. Zahme Kaninchen saßen da und sahen zu mir auf, statt um ihr Leben zu rennen.
     
    Beinahe wäre ich weitergeritten, aber aus Pflichtgefühl bog ich ab, um mir die Sache genauer anzusehen. Ich folgte einem zugewachsenen Pfad, auf dem sich Buschwerk breit zu machen begann. Ich war noch nicht weit gekommen, da traf ich auf einen Mann. Er stand neben einem Holzstapel, ohne etwas Bestimmtes zu tun. Hätte er eine Axt oder ein anderes scharfes Werkzeug bei sich gehabt, wäre ich vielleicht nervös geworden, aber er sah nur so aus, als ob er hoffte, niemand würde vorbeikommen und ihn zur Arbeit auffordern. Da es sich hier um Privatbesitz handelte, musste ich anhalten.
     
    »Hallo.«
     
    Seine Antwort war das bodenlose Starren eines Landmannes. Er war vermutlich ein Sklave, tief gebräunt und kräftig von der Arbeit im Freien. Ungepflegtes Haar, mehrere Zahnlücken, raue Haut. Von unbestimmbarem Alter, vielleicht um die fünfzig. Weder übermäßig groß noch zwergenhaft. Eher schlecht als hässlich gekleidet. Grobe braune Tunika, Gürtel und Stiefel. Nicht gerade ein Gott, aber auch nicht schlimmer als tausende anderer von niedriger Geburt, die das Imperium bevölkern und uns andere daran erinnern, wie glücklich wir uns schätzen können, über Bildung, Charakter und

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