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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hier war, dann haben wir ihn verpasst«, sagte Petronius mit leiser Stimme. »Er könnte sich jemanden geschnappt haben.«
     
    »Was glaubst du?«
     
    »Ich hoffe nicht.«
     
    »Aber was glaubst du wirklich, Partner?«
     
    »Frag nicht, Falco.«
     
    Erschöpft gingen wir zurück zur Brunnenpromenade.
     

LVI
    Helena weckte mich um die Mittagszeit. Sie brachte mir etwas zu trinken, legte mir das Baby in die Arme und schmiegte sich dann an mich, während ich langsam zu mir kam.
     
    Ich befreite eine ihrer Haarsträhnen, die sich unter meinem Ellbogen festgeklemmt hatte. »Danke, dass du hier warst, als ich nach Hause kam.« Ich tat so, als würde ich über die Drohungen witzeln, die Maia und sie gemacht hatten. »Hab ich dich geweckt?«
     
    »Ich hab nicht richtig geschlafen. Nur gedöst, weil ich voller Sorge um dich da draußen war.«
     
    »Es ist nichts passiert.«
     
    »Nein«, sagte Helena leise. »Aber wenn du ihn gesehen hättest, wärst du ihm gefolgt. Und das hat mir Sorgen gemacht.«
     
    »Ich kann auf mich aufpassen.«
     
    Sie schmiegte sich enger an mich und sagte nichts. Auch ich lag schweigend da, beunruhigt darüber, dass ich sie jede Nacht allein ließ und sie nicht schlief, wenn sie dachte, ich täte etwas Gefährliches, sondern stundenlang wach blieb, ihre Augen bei jedem Geräusch aufriss und manchmal sogar aufsprang und nach draußen lief, um nach mir Ausschau zu halten.
     
    Da ich jetzt zu Hause in ihren Armen lag, döste Helena wieder ein. Das Baby war wach, frisch gewickelt, strampelte zufrieden mit den Beinen und hatte sich nur wenig besabbert. Ich merkte, wie die Kleine zu mir aufsah, als wollte sie ihr Publikum einschätzen. Sie hatte Helenas Augen. Wenn wir sie sicher durch die gefährlichen Kinderjahre bringen konnten, in denen so viele ihr Leben verloren, würde sie eines Tages auch Helenas sprühenden Geist und ihr Temperament haben. Sie würde da draußen sein, frei geboren in ihrer eigenen Stadt, und uns wenig davon erzählen, wo sie hinging.
     
    Frauen sollten auf sich Acht geben. Die vernünftigen wussten das. Aber Rom musste ihnen zugestehen, dass sie das ab und zu vergaßen. Wirklich frei sein bedeutete, das Leben zu genießen ohne das Risiko, zu Schaden zu kommen.
     
    Manchmal hasste ich meinen Beruf. Heute nicht.
     
     
    Julius Frontinus kam am Nachmittag zu einer Besprechung. Ich mochte seine offene Einstellung, aber die ständige Furcht, dass Seine Ehren hier reinspazierte, machte mich nervös. Wenigstens besaß er die Höflichkeit, seine Nachtpatrouille erst mal ausschlafen zu lassen.
     
    Ich trat auf die Veranda und pfiff nach Petronius. Eine Antwort erfolgte nicht, aber gleich darauf trottete er die Straße entlang. Ich winkte ihm, und er gesellte sich zu uns. Wir setzten uns alle zusammen. Leise ertönte im Hintergrund das Knarren von Julia Junillas Wiege, die Helena sanft mit dem Fuß bewegte.
     
    Wir sprachen in gedämpftem Ton. Petro und ich berichteten von den negativen Ergebnissen der vergangenen Nacht.
     
    »Ich war heute Morgen beim Präfekten der Vigiles.« Man konnte sich darauf verlassen, dass Frontinus die Leute herumjagte. »Er hatte bereits sämtliche Berichte seiner Offiziere vorliegen. Sie haben diverse Kleinkriminelle verhaftet, die davongekommen wären, wenn wir nicht den Circus und die Stadttore bewacht hätten, aber keiner von ihnen scheint etwas mit unserem Fall zu tun zu haben.«
     
    »Sind heute Morgen irgendwelche Frauen als vermisst gemeldet worden?«, fragte ich mit heiserer Stimme. Ich wollte die Antwort nicht hören.
     
    »Bisher nicht.« Auch Frontinus wirkte gedämpft. »Darüber sollten wir froh sein.« Das waren wir natürlich, wenn es uns auch nicht weiterbrachte.
     
    »Wenigstens haben wir keine Entführung übersehen.«
     
    »Ihr braucht euch keine Vorwürfe zu machen«, sagte Helena. Sie saß etwas abseits in ihrem Korbstuhl mit der runden Rückenlehne, aber alle akzeptierten, dass sie zuhörte. In meinem Haushalt waren Debatten eine Angelegenheit für die ganze Familie.
     
    Helena wusste, woran ich dachte. Ich hatte mich einst bitter verflucht, weil ein junges Mädchen ermordet worden war und ich, wie ich glaubte, es hätte verhindern können. Das war lange her, aber ich quälte mich gelegentlich immer noch damit. Ich hasste den Mörder nach wie vor dafür, dass er mir sein Verbrechen auf das Gewissen geladen hatte.
     
    Ich hatte in letzter Zeit zu viel über Helenas toten Onkel gegrübelt, der Mann, dessen Leiche

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