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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bisschen Gejammer über die Ungerechtigkeit schlich er davon, immer noch hinter den Schatten her. Ich sah ihn große Schritte machen. Im Grunde noch ein Kind, spielte er jetzt das alte Spiel, auf die Ritzen im Pflaster zu treten, damit ihn der Bär nicht fraß. Ich hätte ihm sagen können, dass es darauf ankam, die Ritzen zu meiden.
     
    Offenbar standen in dieser Nacht noch mehr Irritationen auf dem Programm. Kaum hatte ich mich von Gaius befreit, als ein neuer Plagegeist aus den Schatten auf mich zukam. »Was machen Sie denn hier, Falco?«
     
    »Anacrites! Bei allen Göttern, verschwinden Sie, ja?«
     
    »Auf Beobachtungsposten?«
     
    »Halten Sie die Schnauze!«
     
    Er hockte sich auf die Tempelstufen wie ein Müßiggänger, der die Menge beobachtet. Er war zu alt und zu schick angezogen, um als Tempeldiener an seinem freien Tag durchzugehen. Aber er hatte den Nerv zu sagen: »Sie fallen wirklich auf hier oben, so ganz alleine.«
     
    »Wenn Idioten wie Sie mich in Ruhe lassen würden, könnte ich mit einer Hand voll Rissole an einer Säule lehnen und wie ein Bursche aussehen, der auf einen Freund wartet.«
     
    »Nicht in Ihrer Aufmachung«, entgegnete er. »Schon von weitem sind Sie als Spitzel zu erkennen. Sie sehen aus, als könnten Sie es gar nicht erwarten, zuzuschlagen. Also, was läuft heute Nacht?«
     
    »Wenn Sie hier beim Tempel bleiben, laufe ich weg.«
     
    Er stand langsam auf. »Ich könnte Ihnen helfen, wissen Sie.«
     
    Wenn uns der Mörder durch die Lappen ging, weil ich Anacrites’ Angebot abgelehnt hatte, würde niemand aus der Bürokratie sich mit meiner Behauptung zufrieden geben, dass ich ihn für einen Idioten hielt. Anacrites war der Oberspion. Er war auf Genesungsurlaub, nur zu leichtem Dienst bei der Wasserbehörde eingeteilt, aber letztlich arbeitete er für die Regierung, genau wie ich.
     
    Trotzdem, wenn Anacrites den Mörder fing, weil ich ihm Hinweise gegeben hatte, würde Petronius Longus mich erwürgen. Damit konnte ich umgehen, aber nicht mit dem, was Petro mir vorher antun würde.
     
    »Wir führen immer noch eine allgemeine Überwachung durch, nach jedem Mann, der Frauen in verdächtiger Weise beäugt. Besonders, wenn er über ein Fahrzeug verfügt.«
     
    »Ich werde die Augen offen halten.«
     
    »Danke, Anacrites.« Es gelang mir, das zu sagen, ohne dass mir die Galle hochstieg.
     
    Zu meiner Erleichterung ging er davon, wenn auch in einer Richtung, die ihn zur Straße der Drei Altäre und zu Petro führen würde. Nun, Petro würde mit Anacrites schon fertig werden.
     
    Zumindest dachte ich das. Doch mein treu ergebener Partner war, was ich nicht wusste, inzwischen nicht mehr dort.
     
     
    Die Nacht zog sich in die Länge. Es war noch öder als sonst. In regelmäßigen Abständen tönte Applaus aus dem Circus himmelwärts. Ohrenbetäubendes Geblase der Cornu-Kapelle störte meine müden Träumereien. Schon früh kamen die ersten Zuschauer heraus.
     
    Die Menge zerstreute sich schneller als nach den Ludi Romani, als spürten die Leute die herannahende Kühle der Herbstabende, obwohl der warme und sonnige Tag in Wirklichkeit in eine schöne Spätsommernacht übergegangen war. Ich verbrachte meine Wache unter Schwärmen von Fledermäusen und dann unter den Sternen.
     
    Die Menge schien den Abend auch zu genießen und wurde wieder langsamer. Männer entdeckten plötzlich, dass sie dringend noch etwas in einer Weinschenke trinken mussten. Frauen standen plaudernd herum, warfen sich dann aber doch ihre leuchtend bunten Stolen um – mehr der Wirkung wegen in dieser lauen Nacht –, schüttelten die Falten ihrer eng anliegenden Röcke aus und schlenderten inmitten vieler Begleiterinnen davon. Die Augustalia waren sehr maßvolle Spiele. Zu ehrbar für echte Krawallbrüder. Zu gesetzt für die Liebhaber des Rennsports. Ihnen fehlte das Heidnische der älteren Spiele, deren Geschichte vergossenen Blutes Jahrhunderte zurückreichte. Der Huldigung eines von Menschen gemachten, selbst ernannten Gottes fehlte die animalische Anziehungskraft der Spiele, die unter älteren, mysteriöseren Gottheiten eingeführt worden waren.
     
    Doch es fanden seltsame Riten statt, zum Beispiel ein Betriebsausflug zu den heutigen Veranstaltungen von fünf Pistazien kauenden, Mulsum kippenden, Schirmchen schwenkenden, unermüdlich Männer aufreizenden pensionierten Bortenmacherinnen. Ihre Anführerin war das lauteste, unflätigste, schlagfertigste, unverfrorenste Weibsbild, das mir an diesem

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