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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sehe.«
     
    »Erinnerst du dich nicht? Rätst du das jetzt?«
     
    »Oh, ich werde mich bestimmt erinnern, wenn ich lange genug darüber nachdenke. Um die Wahrheit zu sagen, ich war in der Nacht nicht so ganz in der Lage, viel zu bemerken.«
     
    »Na, das ist wenigstens ehrlich.«
     
    Marina grübelte immer noch. Ein hübsches Stirnrunzeln legte ihre Alabasterstirn in Falten; manche Männer hätten die Falten wohl gern weggestreichelt, aber ich war drauf und dran, sie ihr mit meiner Faust für immer aufzudrücken.
     
    »Er kann es nicht gewesen sein, sonst hätte er bestimmt gehalten. Denn wir plaudern sonst immer ein bisschen, wenn wir uns begegnen.«
     
    »Von wem redest du?«
     
    »Ein Kerl, der seinen Wagen in unserer Straße abstellt. Die Sache ist ein großer Lacherfolg. Es wird dir gefallen. Er bringt seinen Herrn zu einem Besuch nach Rom – ehrbare Leute, erstklassige Familie, aber was sie nicht wissen, ist Folgendes: In der Nacht bevor er ganz lammfromm in ihrem Haus auftaucht, macht der feine Mann noch einen Besuch bei einem alten Mädchen. Sie war mal eine Professionelle, und er ist ihr letzter treuer Kunde. Er sieht aus wie hundert; nur die Götter mögen wissen, wie er ihn noch hochkriegt. Sie sehen wir nie auf der Straße; sie kann kaum ans Fenster kriechen, um ihm am nächsten Tag nachzuwinken.«
     
    »Wie heißt er?«
     
    »Der Herr oder der Kutscher? Frag mich nicht. Ich überprüfe nicht die Geburtsurkunden von Leuten, um mir die Zeit zu vertreiben.«
     
    »Wo kommen sie her? Von außerhalb Roms? Vielleicht aus Tibur?«
     
    »Das glaube ich nicht«, murmelte Marina. »Du sagst, es war eine Kutsche, aber so würde ich das nicht nennen. Ich rede von so einem Ding, auf dem du furchtbar durchgerüttelt wirst, wie ein Kasten auf zwei großen Rädern.«
     
    »Kein Verdeck, und die beiden auf dem Kutschbock? Hör doch auf. Das kann der alte Kerl doch gar nicht mehr aushalten.«
     
    »Ach, der hält sich ganz wacker.«
     
    »Sind sie diese Woche auch in eurer Straße aufgetaucht?«
     
    »Ist mir nicht aufgefallen.« Marina bekam einen unsteten Blick, wollte mir wohl nicht sagen, dass sie viel aus gewesen war und Marcia irgendwo anders abgeladen hatte. Es hatte keinen Zweck, sie unter Druck zu setzen.
     
    »Der Kutscher ist nicht zufällig ein kleiner Rothaariger mit einem Hinkebein?«
     
    »Oh, ihr Götter, wie kommst du nur immer auf so was? Nein, er ist ein Mann, und daher hässlich – aber ganz gewöhnlich.« Erneut musste ich mir widerstrebend eingestehen, dass es sich nicht um unseren Verdächtigen Damon handelte.
     
    »Flirtet er?«
     
    »Woher soll ich das wissen?«, fuhr Marina mich an und richtete sich beleidigt auf. »Was soll das alles?«
     
    Ich sagte freundlich: »Ach, ich frag mich bloß, ob das Fahrzeug, das wir auf dem Forum gesehen haben, nicht dem Mann gehört, der in jener Nacht den Kopf einer ermordeten Frau in die Cloaca Maxima geworfen hat.«
     
    Sie erbleichte. Ihre flattrigen Freundinnen wurden still. »Du versuchst mir Angst einzujagen.«
     
    »Ja, genau das. Ihr solltet heute Nacht alle aufpassen. Marina, wenn du diesen Folterkarren siehst, versuch mich oder Petronius zu finden.«
     
    »Ist er das? Der Schweinehund, nach dem du suchst?«
     
    »Es klingt nicht ganz danach, aber ich muss es überprüfen. Wenn er es nicht ist, dann ist es ein anderer Schweinehund.«
     
    Ich sagte, ich würde sie morgen besuchen und sie bitten, mir das Haus der alten Prostituierten zu zeigen, die befragt werden musste.
     
    Von wegen Straße der Ehre und Tugend! Wie gewöhnlich machte sie ihrem guten Namen alle Ehre.
     
     
    Ich blieb bis fast zum Morgengrauen beim Tempel. Auffälliges sah ich nicht.
     
    Was Marina erzählt hatte, ging mir im Kopf herum. Während ich länger als sonst auf Petro wartete, merkte ich, wie dringend ich mit ihm darüber zu sprechen wünschte. Er schien bis zur letzten Minute ausharren zu wollen, um nicht zugeben zu müssen, dass wir eine weitere Nacht verschwendet hatten.
     
    Ich stieg die Tempelstufen hinunter und gab Acht, nicht auf die Ritzen zu treten, damit ich die Pflastersteinbären nicht weckte. Ich begann den Circus auf der Suche nach Petro zu umrunden, fand ihn aber nicht.
     
    Stattdessen sah ich bei dem jetzt geschlossenen Haupteingang im Zentrum des Halbrunds etwas, das meine Aufmerksamkeit weckte. Fackeln. Sie leuchteten hell, waren offenbar gerade erst angezündet worden, wohingegen die paar übrigen Lampen in den Straßen nur

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