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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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worden, also musste er sich wohl fragen, wie er mit ihr umgehen sollte. Helena hatte ihrerseits schon vor dieser Begegnung genug von den Schwierigkeiten gehört, die Anacrites mir bereitet hatte; sie hatte keinerlei Zweifel daran, wie sie auf ihn reagieren sollte.
     
    Ohne weiter auf Helena zu achten, wandte er sich noch mal bittend an mich. »Wir könnten eine gute Partnerschaft aufbauen, Falco.«
     
    »Ich arbeite mit Petro. Abgesehen von der Tatsache, dass man ihn beschäftigen muss, sind wir alte Mannschaftskameraden.«
     
    »Das könnte das Ende eurer Freundschaft sein.«
     
    »Sie sind ein pessimistisches Orakel.«
     
    »Ich kenne nur den Lauf der Welt.«
     
    »Sie kennen uns nicht.«
     
    Er verbiss sich eine Erwiderung. Ich hielt den Kopf über meinen Teller gesenkt und machte keine Anstalten, das Gespräch fortzusetzen, bis der Spion den Wink verstand und nach Hause ging.
     
    Helena Justina sah mich an. »Was meinst du, worauf ist er aus?«
     
    »Ich habe ihm schon neulich klargemacht, was ich von ihm halte. Er muss ganz impulsiv beschlossen haben, noch mal hier aufzutauchen. Das muss an dem Schlag auf seinen Kopf liegen.«
     
    »Deine Mutter sagt, er sei sehr vergesslich. Und er konnte den Krach auf dem Fest nur schwer ertragen. Bei dem stimmt was nicht.«
     
    »Umso mehr Grund, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich kann mir nicht leisten, einen Versager mit mir rumzuschleppen. Egal, was Mama sagt, er bringt es einfach nicht.«
     
    Helena musterte mich immer noch kritisch. Ich genoss die Aufmerksamkeit. »Petro kommt also zurecht. Und was ist mit dir, Marcus Didius?«
     
    »Ich bin nicht so betrunken, wie ich hätte sein können, und nicht mehr so hungrig, wie ich war.« Ich wischte den Teller ordentlich mit dem letzten Rest des Brötchens aus und legte das Messer im exakten rechten Winkel darüber. Dann leerte ich den Wasserbecher wie ein Mann, der dieses Getränk wirklich köstlich fand. »Vielen Dank.«
     
    Helena neigte ruhig den Kopf. »Du hättest Petronius mit rüberbringen können«, räumte sie ein.
     
    »Vielleicht ein andermal.« Ich hob ihren Kopf und küsste ihn. »Was mich angeht, ich bin genau da, wo ich sein möchte«, erklärte ich. »Bei den Menschen, zu denen ich gehöre. Alles ist wunderbar.«
     
    »Du sagst das, als würde es stimmen«, spottete Helena. Aber sie lächelte mich an.
     

IX  
    Mein nächstes Abendessen verspeiste ich in luxuriöserer Umgebung, wenn auch keine so gemütliche Atmosphäre herrschte. Wir nahmen eine offizielle Einladung von Helenas Eltern wahr. Den Camilli gehörten zwei Häuser in der Nähe der Porta Capena. Ihnen standen alle Annehmlichkeiten der geschäftigen Umgebung der nahe gelegenen Via Appia zur Verfügung, doch die Häuser befanden sich verborgen an einer ruhigen Straße, in der nur die Oberschicht willkommen war. Ich hätte nie dort leben können. Die Nachbarn steckten ihre Nase viel zu sehr in die Angelegenheiten der anderen. Und irgendjemand hatte ständig einen Ädilen oder einen Prätor zum Essen da, was bedeutete, dass die Bürgersteige sauber gehalten werden mussten, damit ihre vornehme Enklave nicht von höherer Stelle kritisiert wurde.
     
    Helena und ich waren zu Fuß vom Aventin gekommen. Ihre Eltern würden darauf bestehen, uns in ihrer ramponierten Sänfte mit den reichlich klapprigen Sklaventrägern nach Hause zu schicken, also genossen wir den Spaziergang durch das Gewühl des vorabendlichen Roms. Ich trug das Baby. Helena hatte sich freiwillig bereit erklärt, den großen Korb mit Julias Siebensachen zu schleppen: Rasseln, zusätzliche Windeln, saubere Tuniken, Schwämme, Tücher, Flaschen mit Rosenwasser, Decken und die Lumpenpuppe, die sie mit Wonne aufzuessen versuchte.
     
    Als wir unter der Porta Capena hindurchkamen, über die die Aquädukte der Aqua Appia und Aqua Marcia verlaufen, wurden wir aus den berühmten Wasserlecks besprüht. Der Augustabend war so warm, dass wir bereits wieder trocken waren, als wir das Haus der Camilli erreichten und ich mich in die richtige Stimmung versetzte, den Pförtner von seinem Würfelspiel abzubringen. Er war ein Trottel ohne Zukunft, ein schlaksiger Rüpel mit einem flachen Kopf, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, mich zu erzürnen. Die Tochter des Hauses gehörte jetzt mir. Es war Zeit, aufzugeben, aber er war zu bescheuert, das zu merken.
     
    Die ganze Familie hatte sich zu einem zeremoniellen Empfang unserer neugeborenen Tochter versammelt. Wenn man bedachte,

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