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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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runterzulaufen sollte eigentlich reichen, um den Suff aus dem Kopf zu vertreiben, aber es führt nur dazu, dass man sich blaue Flecken holt, wenn man die Kurven nicht richtig nimmt. Und wenn man deswegen flucht, kann man unerwünschte Aufmerksamkeit erregen.
     
    »Falco! Komm her! Sag mir, ob ich Smaractus verlassen soll.«
     
    »Nicht nur verlassen, Lenia. Der Mann ist das reinste Ungeziefer. Hau ihn um und trampel so lange auf ihm rum, bis er zu quieken aufhört.«
     
    »Aber was ist mit meiner Mitgift?«
     
    »Das hab ich dir doch schon gesagt. Lass dich von ihm scheiden, dann kannst du sie behalten.«
     
    »Er behauptet aber was anderes.«
     
    »Ach ja? Er hat dir ein Leben in Wohlstand, Frieden und immer währendem Glück versprochen, wenn du ihn heiratest. Das war eine Lüge, oder?«
     
    »Das ist eine Lüge, die selbst er nie an mir ausprobiert hat, Falco.«
     
     
    Vielleicht hätte ich in der Wäscherei bleiben und versuchen sollen, meine alte Freundin Lenia zu trösten. Früher hatte ich die Hälfte meiner Zeit in dem Kabuff verbracht, das sie als Büro benutzte, hatte scheußlichen Wein mit ihr getrunken und über die Ungerechtigkeit und den Mangel an Denarii geklagt. Doch jetzt, da sie nach wie vor mit Smaractus verheiratet war, bestand jederzeit die Möglichkeit, dass er reingeschlurft kam, also vermied ich dieses Risiko. Außerdem hatte ich selbst ein Heim, in das ich gehen konnte, sobald mich niemand mehr davon ablenken würde.
     
    Nur wusste ich nicht, dass mein Zuhause von einem anderen Ungeziefer heimgesucht worden war: Anacrites.
     
    »Hallo, Falco.«
     
    »Hilfe! Hol mir einen Besen, Helena. Jemand hat eine widerliche Küchenschabe hier reingelassen.« Anacrites schenkte mir ein ruhiges, duldsames Lächeln. Das brachte mich fast zum Platzen.
     
    Helena Justina musterte mich scharf. »Wie geht es deinem Freund?« Sie hatte offenbar entschieden, dass Petronius’ Aufenthalt in unserer alten Wohnung zu einer Bedrohung des häuslichen Friedens werden könnte.
     
    »Der wird schon wieder.«
     
    Woraus Helena schloss, dass es ihm sehr schlecht ging. »Es gibt Pinienkernomelett und Salat.« Sie hatte ihres bereits gegessen. Mein Teller war noch an seinem Platz. Es war etwas weniger drauf, als ich mir genommen hätte, das Omelett war kalt geworden, und daneben stand ziemlich anzüglich ein Becher Wasser.
     
    Anacrites warf sehnsuchtsvolle Blicke auf meine Mahlzeit, aber es war nicht zu übersehen, dass er ausgeschlossen war. Helena beachtete ihn nicht. Sie konnte ihn genauso wenig leiden wie ich, obwohl sie keine so strengen Ansichten über seine Tüchtigkeit oder seinen Charakter hatte. Helena verabscheute ihn nur, weil er versucht hatte, mich umbringen zu lassen. Mir gefallen Mädchen mit Prinzipien. Besonders, wenn das Mädchen meint, ich sei es wert, am Leben zu bleiben.
     
    »Wie stehen die Chancen, dass Petronius seine Stelle zurückbekommt?« Anacrites kam direkt zum Anlass seines Besuchs. Vor seiner Kopfverletzung wäre er nie so mit der Tür ins Haus gefallen. Er hatte seine Hinterlist und seine aalglatte, umstürzlerische Selbstsicherheit verloren. Aber seine Augen waren noch genauso wenig vertrauenswürdig wie immer.
     
    Ich zuckte mit den Schultern. »Balbina Milvia ist ein hübsches Mädchen.«
     
    »Sie glauben, es ist ihm ernst mit seiner Vernarrtheit?«
     
    »Ich glaube, Petronius Longus kann es nicht leiden, wenn man ihm sagt, was er zu tun hat.«
     
    »Ich hatte gehofft, es gäbe die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Ihnen, Falco.«
     
    »Jeder würde denken, Sie hätten Angst vor meiner Mutter.«
     
    Er grinste. »Haben das nicht alle? Es ist mir ernst damit.« Mir war es auch ernst damit, ihm aus dem Weg zu gehen.
     
    Ich setzte meine Mahlzeit fort. Ich hatte nicht vor, Witze mit ihm über Mama zu reißen. Helena ließ sich auf dem zweiten Hocker neben mir nieder. Sie verschränkte die Hände auf dem Tischrand und funkelte Anacrites an. »Ihre Frage scheint beantwortet zu sein. War das alles, weswegen Sie gekommen sind?«
     
    Ihre Feindseligkeit machte ihn offenbar nervös. Seine bleichen grauen Augen blickten unsicher. Seit er den Schlag auf den Kopf bekommen hatte, schien er sowohl körperlich als auch geistig geschrumpft zu sein. Es war merkwürdig, ihn hier bei uns sitzen zu haben. In früheren Zeiten war ich Anacrites nur in seinem Büro auf dem Palatin begegnet. Bevor Mama ihn mit zu unserem Fest gebracht hatte, war er Helena nie offiziell vorgestellt

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