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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass zum Haushalt zwei Söhne von Anfang zwanzig gehörten, war das schon eine reife Leistung. Aelianus und Justinus hatten dem Ruf der Theater und der Rennen, der Tänzerinnen und Musikerinnen, Lyriklesungen und Essen mit betrunkenen Freunden widerstanden, um ihre erstgeborene Nichte zu begrüßen. Ich fragte mich im Stillen, welche Drohungen von Taschengeldentzug dem vorausgegangen waren.
     
    Wir reichten Julia weiter, um sie bewundern zu lassen, und zogen uns eilends in den Garten zurück.
     
     
    »Ihr zwei seht erschöpft aus!« Decimus Camillus, Helenas Vater, hatte sich zu uns hinausgeschlichen. Er war groß, ging etwas gebeugt, hatte kurzes, glattes, abstehendes Haar und so seine Probleme. Er war ein Freund des Kaisers, musste aber immer noch gegen den Schatten eines Bruders ankämpfen, der versucht hatte, die Währung zu unterminieren und den Staat aus den Fugen zu bringen; Decimus konnte nicht damit rechnen, je einen höheren Posten zu bekommen. Zudem verfügte er auch nur über wenig Bares. Im August hätte eine Senatorenfamilie sich eigentlich in einer Villa an der Bäderküste von Neapolis oder an den Hängen eines ruhigen Sees sonnen sollen. Die Camilli besaßen Güter im Inneren des Landes, aber kein angemessenes Sommerhaus. Sie verfügten über Grundbesitz im Wert von einer Million Sesterzen, die zur Aufnahme in den Senatorenstand nötig waren, hatten aber so wenig Bargeld, dass sie weder finanziell noch gesellschaftlich darauf bauen konnten.
     
    Er hatte uns Seite an Seite auf einer Bank in der Kolonnade sitzend gefunden, die Köpfe zusammen und bewegungslos, völlig erledigt.
     
    »Ein Baby zu versorgen ist harte Arbeit«, meinte ich grinsend.
     
    »Hat man Ihnen einen Blick auf unseren Schatz erlaubt, bevor er Ihnen von gurrenden Frauen entrissen wurde?«
     
    »Sie scheint Erfahrung im Umgang mit Publikum zu haben.«
     
    »Allerdings«, bestätigte Helena und brachte die Kraft auf, ihren Papa zu küssen, der sich zwanglos neben uns quetschte. »Und wenn sie dann genug davon hat, neigt sie dazu, ihre Bewunderer voll zu kotzen.«
     
    »Klingt wie jemand, den ich einst kannte«, sinnierte der Senator.
     
    Helena, seine Älteste, war sein Liebling, und wenn mich meine Intuition nicht täuschte, würde Julia gleich danach kommen. Strahlend beugte er sich über Helena und klopfte mir auf den Arm. Er hätte mich als Eindringling betrachten sollen, stattdessen war ich ein Verbündeter. Ich hatte ihm eine schwierige Tochter abgenommen und bewiesen, dass ich beabsichtigte, bei ihr zu bleiben. Ich hatte selbst kein Geld, kam jedoch im Gegensatz zu einem herkömmlichen Patrizierschwiegersohn nicht jeden Monat an und winselte um ein Darlehen.
     
    »Ihr seid also aus Baetica zurück, Marcus und Helena – und in gutem Ansehen, wie diejenigen auf dem Palatin sagen, die es wissen müssen. Marcus, deine Zerschlagung des Olivenölkartells hat den Kaiser sehr zufrieden gestellt. Wie sehen deine weiteren Pläne aus?«
     
    Ich sagte ihm, dass ich mit Petronius arbeite, und Helena berichtete von unserem gestriges Geplänkel mit dem Schreiber des Zensors.
     
    Decimus stöhnte. »Hast du deinen eigenen Zensus schon erledigt? Ich hoffe, du hast dabei mehr Glück, als ich es hatte.«
     
    »Inwiefern?«
     
    »Ich bin da hinmarschiert, voller Selbstzufriedenheit, dass ich prompt meinen Bericht ablieferte, und man hat mir die Einschätzung meines Vermögens nicht geglaubt. Ich hatte gedacht, meine Geschichte sei hieb- und stichfest.«
     
    Ich pfiff leise durch die Zähne. Ich hielt ihn für einen ehrlichen Mann, soweit ein Senator das sein kann. Außerdem musste Camillus Verus nach der Geschichte mit seinem verräterischen Bruder jedes Mal seine Loyalität unter Beweis stellen, wenn er das Forum betrat. Das war ungerecht, da er eine politische Rarität war – ein selbstloser Mann der Öffentlichkeit. Da es so etwas kaum gab, glaubte ihm niemand. »Das ist hart. Haben Sie das Recht, Einspruch zu erheben?«
     
    »Offiziell gibt es keine Rechnungsprüfung. Der Zensor kann alles auf der Stelle abweisen. Dann kann er seinerseits eine Steuereinschätzung vornehmen.«
     
    Helena hatte ihren Sinn für Humor von ihrem Vater geerbt. Sie lachte und sagte: »Vespasian hat verkündet, er brauche hundert Millionen Sesterzen, um nach Neros Exzessen den Staatsschatz wieder aufzufüllen. Das scheint seine Methode dafür zu sein.«
     
    »Mich auszuquetschen?«
     
    »Du bist gutmütig, und du liebst Rom.«
     
    »Was für

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