Drei Hände Im Brunnen
hinaus, um die Verkehrsstaus zu vermeiden und den Zuhältern aus dem Weg zu gehen, die am Ende der Veranstaltung die Tore umlagerten.
Aelianus wirkte verstört darüber, dass seine spanische Braut so viel Gefallen am Circus fand. Er muss befürchtet haben, dass es ihm schwer fallen würde, an Feiertagen für die traditionellen männlichen Ausschweifungen von zu Hause fortzukommen, wenn ihn seine edle Dame immer begleiten wollte. Während man ihr das Schirmchen hält und gesalzene Nüsse reicht, ist es schwer, auch nur betrunken zu werden und schmutzige Geschichten zu erzählen; ungehobelteres männliches Verhalten wäre ganz ausgeschlossen. Claudia Rufina hatte ihren Spaß, und nicht nur, weil Justinus und ich Aelianus ermutigten, sich früh aus dem Staub zu machen. Sie war begierig darauf, an meinen Ermittlungen teilzunehmen. Ich entspannte mich nicht nur einfach im Circus, sondern hielt Ausschau nach irgendwas Verdächtigem im Zusammenhang mit den Aquäduktmorden. Natürlich passierte nichts.
Die Ludi Romani dauern fünfzehn Tage, wovon vier für Theateraufführungen vorbehalten sind. Aelianus fand sein Interesse nicht wieder. Er hatte uns die Karten zur Eröffnungsfeier geschenkt (spielte den großzügigen Bräutigam), daher war jetzt ziemliche Ebbe in seinem Geldbeutel. Seinen Bruder oder mich bitten zu müssen, ihm jedes Mal, wenn der Getränkeverkäufer vorbeikam, Geld für ein Mulsum auszulegen, ging ihm irgendwann auf die Nerven. Am dritten Tag hatte Aelianus sich angewöhnt, mit Helena zu verschwinden, wenn sie sich auf den Weg nach Hause machte, um das Baby zu stillen. Von Zeit zu Zeit ließ ich Claudia mit Justinus allein und sah mich im Circus nach Verdächtigen um. Bei dem täglich wechselnden Publikum von einer viertel Million Menschen waren die Chancen, eine Entführung unmittelbar mitzubekommen, äußerst gering.
Doch es passierte. Und es entging mir. Irgendwann zu Beginn der Spiele wurde eine Frau ihrem schrecklichen Schicksal zugeführt. Dann fand man am vierten Tag die Hand eines neuen Opfers in der Aqua Claudia, und die Nachricht verursachte einen Aufruhr.
Als ich nach dem Mittagessen zu Hause mit Helena zu Claudia Rufina und Justinus zurückkehren wollte, bemerkte ich eine große Anzahl von Menschen, die in eine Richtung strömten. Ich war auf dem Clivus Publicus den Aventin hinuntergekommen, aber die Menge bewegte sich eindeutig nicht zum Circus Maximus. Keiner wollte sich die Zeit nehmen, mir zu sagen, was los war. Es musste entweder ein sehr guter Hundekampf sein, ein Nachlassverkauf mit erstaunlich günstigen Schnäppchen oder ein öffentlicher Aufruhr. Also rannte ich natürlich mit. Um sich schnappende Hunde interessieren mich nicht, aber ich verpasse ungern die Chance, einen billigen Satz Töpfe zu ergattern oder zuzusehen, wie die Menge Steine auf das Haus eines Magistrats wirft.
Von den Startgattern des Circus schoben und drängten sich die Massen durch das Forum Boarium, an der Porta Carmentalis vorbei, um die Kurve des Kapitols und auf das Forum, das wegen der Spiele seltsam friedlich dalag. Doch selbst an Feiertagen war das Forum Romanum nie ganz leer. Touristen, Störenfriede, Arbeitswütige, Nachzügler, die zu den Spielen wollten, und Sklaven, die keine Karten oder keine Zeit hatten, waren immer auf dem Forum unterwegs. Jenen, die nicht bemerkten, dass sie sich mitten in einem Aufruhr befanden, wurde auf die Füße getrampelt, und wenn sie sich beschwerten, wurden sie noch mal angerempelt. Plötzlich brach Panik aus. Sänften wurden umgestoßen. Anwälte, die dienstfrei hatten (und mit ihren scharfen Nasen so was förmlich rochen), versteckten sich in der Basilica Julia, die unbesetzt und hallend war. Die Geldverleiher, die ihre Stände nie schlossen, klappten ihre Geldkisten so schnell zu, dass sich manche die fetten Finger einklemmten.
Inzwischen hatte sich ein bestimmter Teil der Menge in ein Publikum verwandelt, saß auf den Stufen der Monumente und beobachtete den Spaß. Andere vereinten ihre Kräfte und ließen Beschimpfungen gegen den Kurator der Aquädukte vom Stapel. Nichts allzu politisch Aufrührerisches. Nur so kultivierte Sprüche wie: »Er ist ein nutzloser Bastard!«, und: »Der Mann muss gehen!«
Ich sprang hinauf in den Portikus des Castortempels, einen meiner beliebten Beobachtungsposten. Von hier aus konnte ich die Menge sehen, die sich Reden unter dem Triumphbogen des Augustus anhörte. Dort wedelten diverse Hitzköpfe mit
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