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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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den Armen, als wollten sie ein paar Pfund abnehmen, während sie in einer Weise gegen die Regierung wetterten, die sie ins Gefängnis bringen konnte, wo ungewaschene Wächter sie zusammenschlagen würden. Einige von ihnen wollten Philosophen sein – lange Haare, nackte Füße und kratzige Decken um die Schultern –, was in Rom die sicherste Methode war, als gefährlich eingestuft zu werden. Aber mir fielen auch ein paar Vorausdenkende auf, die sich mit Wasserflaschen und Proviant ausgerüstet hatten.
     
    Derweilen legten Gruppen bleicher, bekümmerter Frauen in Trauerkleidung feierlich Blumengaben am Becken der Juturna ab, der heiligen Quelle, an der Castor und Pollux ihre Pferde getränkt haben sollen. Kranke, die sich die übel schmeckende Brühe zur Heilung ihrer Gebrechen einverleibten, zogen sich nervös zurück, als diese Mittelschichtsmatronen unter viel Geklage ihre welken Blumen ablegten, sich dann an den Händen fassten und träumerisch das Becken umkreisten. Danach schlängelte sich der Zug hinüber zum Haus der Vestalinnen. Die meisten der Jungfrauen saßen vermutlich auf ihren Ehrenplätzen im Circus, aber es musste mindestens eine im Dienst sein, um die heilige Flamme zu bewachen. Sie würde daran gewöhnt sein, Abordnungen wohlmeinender Damen zu empfangen, die geschmackvolle Geschenke und ernste Gebete brachten, aber nicht viel Verstand besaßen.
     
    Auf der anderen Seite der Via Sacra, nahe des alten Rostrums und des Janustempels, steht der uralte Schrein der Venus Cloacina, der Reinigenden. Auch hier hatten sich Gruppen lärmender Protestler versammelt. Venus würde definitiv ihre schönen Hüften gürten und in Aktion treten müssen.
     
    Von einem Mitbeobachter erfuhr ich, dass gestern wieder eine Hand in der Aqua Claudia gefunden worden war, eines der neuesten Aquädukte, die sich in ein Sammelbecken nahe des Tempels des Claudius am anderen Ende des Palatin ergoss. Das erklärte den Tumult auf dem Forum. Die Bürger von Rom hatten endlich kapiert, dass ihr Wasser verdächtige Fragmente enthielt, die sie vergiften konnten. Ärzte und Apotheken wurden von Patienten belagert, denen so kotzübel war wie einem kranken Nilkrokodil.
     
    Die Menge war eher lärmend als gewalttätig. Das würde die Obrigkeit nicht davon abhalten, brutal zuzuschlagen. Die Vigiles hätten gewusst, wie sie die Leute mit ein paar Püffen und Flüchen auseinander treiben konnten, aber irgendein Idiot hatte die Städtischen Kohorten gerufen. Diese fröhlichen Gesellen waren dem Stadtpräfekten unterstellt. Ihr Auftrag lautete, »die Unterwürfigkeit aufrechtzuerhalten und Übergriffe einzudämmen«. Dazu waren sie jeder mit einem Schwert und einem Dolch ausgerüstet, und es war ihnen egal, wen sie damit aufspießten.
     
    Die Städtischen sind zusammen mit den Prätorianern kaserniert und genauso arrogant. Sie lieben jede friedliche Demonstration, die sie aufmischen können, bis sie sich in einen blutigen Aufruhr verwandelt. Das rechtfertigt ihre Existenz. Sobald ich ihre hässlichen Phalanxen anmarschieren sah, sprang ich an der Rückseite des Tempels auf die Via Nova hinunter und schlenderte über den Vicus Tuscus davon. Es gelang mir, den Unruheherd zu verlassen, ohne dass mir der Schädel eingeschlagen wurde. Andere kamen bestimmt nicht so gut davon.
     
    Da ich nicht weit von Glaucus’ Badehaus entfernt war, schlüpfte ich hinein und blieb in dem verlassenen Gymnasium, stemmte Gewichte und schlug mit einem Übungsschwert auf den Pfosten ein, bis die Gefahr vorüber war. Es brauchte mehr als die Städtischen, um an Glaucus vorbeizukommen; wenn er sagte: »Eintritt nur auf Einladung«, dann galt das.
     
    Die Straßen waren wieder ruhig, als ich hinaustrat. Auf dem Straßenpflaster war nicht allzu viel Blut.
     
     
    Ohne zu den Spielen zurückzukehren, machte ich mich auf den Weg zum Büro, in der schwachen Hoffnung, dort Petronius zu finden. Als ich die Brunnenpromenade entlangschlenderte, merkte ich, dass etwas los war. Das war zu viel Aufregung für einen Tag. Ich zog mich augenblicklich in den Barbierladen zurück. Er war illegal geöffnet, weil Männer an Feiertagen gern proper aussehen wollen, falls ihnen ein hübsches Mäuschen über den Weg läuft, und außerdem hatte der Barbier in unserer Straße sowieso keine Ahnung vom Kalender. Ich bat ihn, mir in aller Ruhe die Haare zu schneiden, und beobachtete die Szene draußen vorsichtig.
     
    »Wir haben hohen Besuch«, meinte der Barbier verächtlich, da er wenig

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