Drei Hände Im Brunnen
Festgürtel gehakt wie ein gereizter Zyklop, wurde ich mit einem Konsul konfrontiert, der bereits gezähmt war.
»Tag. Mein Name ist Falco.«
»Mein Mann«, fügte Helena lächelnd hinzu, heute besonders respektierlich.
»Ihr ergebener Sklave«, erklärte ich, ganz der höfliche, liebenswürdige Gatte. Na ja, schließlich war heute Feiertag.
»Julius Frontinus«, sagte der bedeutende Mann schlicht.
Ich nickte. Er nickte zurück.
Ich setzte mich an den Tisch, und mir wurde von der eleganten Gastgeberin mein persönlicher Becher gereicht. Helena war in blendendes Weiß gekleidet, die angemessene Farbe für den Circus. Obwohl sie wegen der notorischen Taschendiebe wenig Schmuck trug, hatte sie ihr Haar mit geflochtenen Bändern geschmückt, was sie ganz entzückend aussehen ließ. Um zu unterstreichen, wie die Dinge hier in diesem Haus standen, nahm ich einen weiteren Becher, und goss ihr ein. Dann erhoben wir beide feierlich unsere Becher und tranken dem Konsul zu, den ich dabei genauer betrachtete.
Wenn er das übliche Alter für ein Konsulat hatte, dann war er dreiundvierzig; vierundvierzig, falls er bereits Geburtstag gehabt hatte. Sauber rasiert und ein ordentlicher kurzer Haarschnitt. Von Vespasian ernannt, musste demnach kompetent, selbstsicher und gerissen sein. Ließ sich weder von meinem forschenden Blick noch von der ärmlichen Umgebung aus der Ruhe bringen. Ein Mann, der eine solide Karriere hinter sich hatte und doch noch genug Energie für mehrere hochkarätige Ämter besaß, bevor er senil wurde. Körperlich fit, nicht übergewichtig oder zügellos. Jemand, dem man Respekt entgegenbringen musste – oder ein wandelndes Ärgernis, darauf aus, jeden Stein umzudrehen.
Auch er musterte mich. Frisch aus dem Gymnasium, in festlicher Kleidung, aber mit Militärstiefeln an den Füßen. Ich lebte in einer heruntergekommenen Gegend, zusammen mit einem Mädchen von hohem gesellschaftlichen Rang – eine interessante Mischung. Er wusste, dass er plebejischer Aggression gegenübersaß, und doch war er mit kostspieligem Zimt aus dem luxuriösen Orient besänftigt worden. Von den späten Sommerlilien in einer campanischen Bronzevase drang pfeffriger Duft auf ihn ein. Und sein Getränk war in einem glasierten Keramikgefäß aus rotem Ton serviert worden, geschmückt mit zart ausgeführten rennenden Antilopen. Wir hatten Geschmack. Wir hatten interessante Handelsverbindungen oder waren selbst Reisende oder konnten Freunde gewinnen, die uns hübsche Geschenke machten.
»Ich suche nach jemandem, mit dem ich zusammenarbeiten kann, Falco. Sie wurden mir von Camillus Verus empfohlen.«
Jeder von Helenas Papa vermittelte Auftrag musste höflich willkommen geheißen werden. »Was ist das für ein Auftrag, und welche Rolle spielen Sie dabei? Welche Rolle hätte ich zu übernehmen?«
»Erst muss ich mehr über Ihren Hintergrund erfahren.«
»Camillus wird Sie doch sicher ausreichend informiert haben?«
»Ich würde es gern von Ihnen selbst hören.«
Ich zuckte mit den Schultern. Wenn ein Kunde pingelig ist, beschwere ich mich nie. »Ich bin Privatermittler, arbeite für das Gericht, für Testamentsvollstrecker, übernehme finanzielle Beurteilungen, spüre gestohlene Kunstwerke auf. Im Moment habe ich einen Partner, der ein ehemaliges Mitglied der Vigiles ist. Von Zeit zu Zeit betraut mich der Palast in offizieller Funktion mit Aufträgen, über die ich nicht sprechen kann, meist im Ausland. Ich mache das seit acht Jahren. Davor habe ich in der Zweiten Augusta in Britannien gedient.«
»Britannien!« Frontinus fuhr auf. »Was hielten Sie von Britannien?«
»Nicht genug, um dorthin zurückkehren zu wollen.«
»Danke«, meinte er trocken. »Ich bin gerade zum nächsten Statthalter ernannt worden.«
Ich grinste. »Sie werden die Provinz bestimmt faszinierend finden. Ich war zweimal dort; meine erste Mission für Vespasian führte mich dorthin.«
»Uns hat Britannien mehr gefallen, als Marcus Didius zugeben will«, warf Helena diplomatisch ein. »Sollten Ermittler jemals aus Rom verbannt werden, könnten wir uns eventuell dorthin zurückziehen. Marcus träumt von einem ruhigen Landgut in einem fruchtbaren grünen Tal …« Das Mädchen war boshaft. Sie wusste genau, wie sehr ich Britannien hasste.
»Es ist ein neues Land, in dem noch viel zu tun bleibt«, sagte ich und klang genau wie jeder pompöse Forumsredner. Ich wich Helenas
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