Drei Hände Im Brunnen
Mörder getötet worden, der seine Opfer zerstückelt und sich ihrer in den Aquädukten entledigt. Meine Kollegen und ich ermitteln in dieser Sache.«
Cicurrus wollte noch immer nicht verstehen. »Was soll das mit Asinia zu tun haben?«
»Wir müssen annehmen, dass dieser Mörder sie entführt hat. Asinias Ring wurde im Wasserspeicher der Aqua Claudia gefunden. Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber der Ring steckte an einer ihrer Hände.«
»Nur eine Hand? Sie könnte immer noch am Leben sein!« Der Mann war verzweifelt. Er stürzte sich auf jedes Fünkchen Hoffnung.
»Das dürfen Sie nicht glauben!«, krächzte Petro. Er fand es geradezu unerträglich. »Sagen Sie sich, dass sie tot ist, Mann. Sagen Sie sich, dass sie schnell gestorben ist, nachdem sie vor drei Tagen entführt wurde. Glauben Sie daran, dass sie kaum gelitten hat. Sagen Sie sich, dass es keine Rolle spielt, was mit der Leiche geschah, weil Asinia es nicht mehr gespürt hat. Und dann sagen Sie uns alles, was uns dabei helfen kann, den Mörder Ihrer Frau zu fassen, bevor er andere Bürger ihrer Frauen berauben kann.«
Caius Cicurrus starrte ihn an. Das ging ihm alles zu schnell. »Asinia ist tot?«
»Ja. Es tut mir Leid, daran gibt es kaum einen Zweifel.«
»Aber sie war wunderschön.« Allmählich begriff er die Wahrheit. Seine Stimme hob sich. »Asinia glich keiner anderen Frau – sie war so liebevoll, und unser häusliches Leben war so voller Zärtlichkeit … Oh, ich kann es nicht glauben. Ich spüre, dass sie jeden Moment nach Hause kommen wird …« Tränen rannen über sein Gesicht. Er hatte die Wahrheit endlich akzeptiert. Jetzt musste er lernen, damit fertig zu werden – und das konnte ewig dauern. »Nur ihre Hand wurde gefunden? Was wird mit dem Rest von ihr geschehen? Was soll ich tun? Wie kann ich sie bestatten?« Er wurde immer erregter. »Wo ist die arme Hand jetzt?«
Frontinus antwortete ihm: »Asinias Hand wurde einbalsamiert. Sie wird Ihnen in einem verschlossenen Kästchen überbracht werden. Ich bitte Sie, öffnen Sie das Schloss nicht.«
Uns alle bedrückte der Gedanke, was geschehen würde, wenn die anderen Überreste auftauchten. Sollten wir sie diesem verstörten Mann Stück für Stück übergeben? Würde er dann die Gliedmaßen einzeln bestatten oder sie für ein endgültiges Begräbnis sammeln? Zu welchem Zeitpunkt sollte er entscheiden, dass nun genug beisammen war, um eine Zeremonie zu rechtfertigen? Wenn wir den Torso fanden, mit ihrem Herzen? Oder ihren Kopf? Welcher Philosoph würde ihm sagen, wo die Seele dieses armen Mädchens zu finden war? Wann würde seine Qual enden?
Es gab keinen Zweifel, dass seine Liebe zu Asinia echt war. Die nächsten Wochen würden ihn vielleicht in den Wahnsinn treiben. Nichts, was wir taten, konnte ihn davor bewahren, immer wieder über das Entsetzen ihrer letzten Stunden zu grübeln. Wir würden ihm sehr wenig mitteilen, aber genau wie wir würde er sich bald vorstellen, wie der Mörder wahrscheinlich seine Opfer quälte.
Petronius verließ das Zimmer, als wollte er die Sklavin holen, damit sie sich um ihren Herrn kümmerte. Ich hörte ihn leise mit ihr sprechen. Ich wusste, dass er sie diskret über Asinias letzte bekannte Schritte ausfragte und sich wahrscheinlich den Namen und die Adresse der Freundin geben ließ, bei der sie sich aufgehalten hatte. Er brachte das Mädchen mit herein, und wir verabschiedeten uns.
Vor der Wohnung blieben wir einen Moment lang stehen. Die Begegnung hatte uns allen sehr zugesetzt.
»›Eine perfekte Hausfrau‹«, zitierte Frontinus grimmig die üblichen Nachrufe. »›Bescheiden, tugendhaft und nicht streitsüchtig. Sie war die beste aller Frauen, hütete das Haus, webte und spann.‹«
»›Zwanzig Jahre alt‹«, grummelte Petronius verzweifelt.
»›Möge die Erde leicht auf ihr liegen‹«, vervollständigte ich die Formel. Da wir die Reste von Asinia noch finden mussten, würde das vielleicht nie der Fall sein.
XXVIII
Keiner von uns konnte es ertragen, heute Abend noch etwas zu unternehmen. Petro und ich begleiteten den Konsul nach Hause, wo er mir die Tunika zurückgab, nachdem er sich auf der Türschwelle entkleidet hatte. Ganz klar, dass er zur Oberschicht gehörte. Ein Plebejer hätte sich solche Exzentrik nie erlaubt. Ich kenne Ringer, die sich beim Ausziehen abwenden, und das selbst in einem Badehaus. Frontinus’ eigener Pförtner schaute
Weitere Kostenlose Bücher